Papiertüte in Form eines Trichters über die 'weiblichen Blüthen, ehe die
Griffel heransgegangen. Zu feiner Zeit gaben letztere nicht einen einzigen
Saamen; von erfteren aber gab die weibliche Aehre der einen Pflanze! zehn,
die der andern fünf reife keimfähige Körner. Bey genauer Unterfuchung
aber erkannte V o lta an der Spitze der erfteren einen Klumpen Yon eilf
Antheren, wovon im andern Falle nichts bemerkt ward.
Diefes ift es, was von Verfuchen, die Nothwendigkeit der Befruchtung
betreffend, an Pflanzen getrennten Gefchlechts zu meiner Kenutnifs
gekommen, und ich überlaffe dem Lefer nun zu enlfclieiden, was hierin
Regel, was Ausnahme fey, und ob die Ausnahmen, welche lieh aus
S p a lla n z a n i’ s uud anderer Verfuchen zu ergeben fcheinen, über allen
Widerfpruch erhaben find. Mir dilnket vielmehr das Gegentheil ganz
augenfcheinlich. Hiezu kommen nun die Refultate, welche fich aus der
Caftration ergeben, wovon oben die Rede gewefen. Es kommen ferner
hinzu die Fälle, wo hermaphroditifche Blumen, die, fich felbft überlaßen,
vermöge irgend einer Schwierigkeit in Gelangung des Pollen auf die Narbe,
keine Frucht gaben, diefelbe brachten, wenn durch künftliche Beyhülfe
jenes Gefchäft wirklich ward. So machte L in n é Antholyza Cunonia und
Ixia chinenfis “), die ihm niemals Saamen gaben, dadurch fruchtbar, dafs
er die Narbe mit Blumenftaube betupfte. So erhielt S a l i s b u r y b)
von Orchideen, wo bekanntlich wegen des; eigenthümlichen Baus der
Gefchlechtstheile die Befruchtung fehr érfchwert ift, öfters vollkommne
Frucht, wenn er den zähen Pollen auf die Narbe |trich, und Orchis Morio,
fo wie Limodorum verecundum, gaben Gelegenheit fich von der Keima)
Sex. plant, in Amoen. ac. Vól. X. u 5. 121. «— b} Linn. Transact. Vol* VII,
fähigkeit des fo erhaltenen Saamens zu überzeugen; Das Höchfte demnach,
was aps gewifien Beobachtungen am Hanf, Kürbis, Spiuat und Mays fich
ergiebt, ift, dafs. fie, einige noch fehr zweifelhafte Ausnahmen von der
Befruchtungstheorie darbieten. Verfchiedene Wege, diefe zu erklären, find
verbucht worden. S p a llan z an i ftellt den Gedanken auf a), ob. nicht hier
eine Befrüchtung für mehrere auf einander folgende Generationen könne
gewirkt haben, und S chw e ig g e r b ) , fo wie mein Bruder c), find ebenfalls
diefer Vermuthung nicht abgeneigt. An einem andern Orte d) äufsert
S p a llan z an i: ob nicht etwa die Befruchtung in den, von ihm beobachteten
Ausnahmen durch ein, in den Griffeln verborgenes, dem männlichen Saamen
verwandtes Princip (principe feminal) bewirkt worden fey. Was hier
übrigens eine vorzügliche Rückficht verdient, ift, dafs jene Beobachtungen
bis jetzt niemals an Stauden, Sträuchern oder Bäumen gemacht Wörden,
fondern immer nur an jährigen Gewächfen, deren Organifation biegfamer
zu feyn ftheint, um durch Umftände und Einflüße eine vielfachere Abänderung
zu erleiden.
Z W E Y T E R A B S C H N I T T .
A b e r der Verfafler der Kritik will allenfalls zugeben, dals die Gelangung
des Pollen auf die Narbe nicht allein die Entwicklung der Saamenanlagen
bewirken könne, fondern in manchen Fällen fogar dazu erforderlich fey:
allein er erklärt diefen Vorgang, diefe Nothwendigkeit auf eine andere
Weife «), Er legt nehmlich dem Blumenftaube die Eigenfchaft bey, ein
a) A, a. O. 56».
d) A. a. O. §. Ô7*
b) Cogita ta etc. i 3*
e) A. a. O. i 4 - 1 8 *
c) Biologie Hl* 56o,
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