das Abweichende diefes Vorgangs begründet werde, ift noch nicht zu
meiner Keuntnifs gekommen: nur die Beobachtung analoger Fälle kann
darüber Belehrung geben.
Es Ich ei nt demnach als allgemeines Gefetz betrachtet werden zu müifen,
dafs eine Zwiebel, bey jeder vollftändigen Vegetation, wovor» das Blühen
ein wefentlicher Theil ift, lieh reprodueire, wobey mehr oder minder
deutlich ferhs Momente | zu unterfcheiden find. Zuerft nehmlich fendet
der fleifchige Theil der Zwiebel, er beftehe:aus Schaalen oder Schuppen
oder aus einer.foliden MaiTe, feine ernährende Materie, deren inwohnendes
Lebensprincip exaltirt worden, dafs ich mich, eines Ausdrucks von Need -
ham bediene, dem feiten Hauptkörper zu, der dem gröbsten Theile nach
aus gewundenen Gefäfsen beftelit. Hiedurch entwickelt fich die, in ;dem-
felben -wurzelnde Knospe nebft. der Blüthe- Durch weitere Fortfetzuug
jenes erfien Akts der Vegetation aber wird der feite Körper veranlaflet,
Würzelchen aus fich bervorzutreiben, welche nun auch die rohe Nahrungs-
flüffigkeit der Erde einziehen. Eine Folge hievon: ift die Entwicklung
neuer Blätter, welche in eben dem Maafse, als fie fich vollftandiger eut-
falten, die ernährende M.alerie, welche fie mit ihrem der Luft ausgefetztem
Theile bereiteten, durch eine absteigende Bewegung in ihrem tiefeftgelegenen
Theile anhäufen, welcher dadurch fehr an Stärke zunimmt. Wenn auf
diefe Art durch Verdickung, und bey einigen durch Verwachfung der
Blattuntertheile, die neue Zwiebel fich faft gebildet, die Würzelchen ihr
einfaugendes Gefehäft beendiget haben, macht der fefte Hauptkörper einen
Fortfalz welchem ' fogleich die Entwerfung einer neuen Knospe folgt.
Jener Fortfatz bildet fich zuweilen in auffteägender, zuweilen in abftei-
gender Richtung, meiftens aber feitswärts, und daher heifst es bey
Duhamel •■ >): „Die Zwiebeln und andere Gewächfe ohne Pfahlwurzel
„erneuern fich durch Bildungen, die bald unter, bald über, bald feitwärts
„der Pflanze, die fie hervorbrachte, fich befinden.“
Es ift wahrfcheiulich, dafs die Wurzelknollen der Gewächfe der
Orcbisfamilie in ihrem Verhalten während der Vegetationszeit von dem
Gefetze, welches die bisherige Unterfuchung gab, fich nicht entfernen
werden. „Von den kugelförmigen oder handförmigen Knollen, lagt
„Smith b), deren die Europäifchen Orchideae gemeiniglich zwey haben
„treibt der eine das Kraut und die Blätter des gegenwärtigen Jahres, der
„andere hingegen ift für die künftige Blüthezeit aufbewahrt, und, .indem
„der erfte gegen den Herbft welket, wild ein dritter angelegt, den zweyten
„künftig zu erfetzen.“ Man liehet daher diefen Knollen faft immer an der
Farbe und Confiftenz ihr verfchiedenes Alter an, und es ift bekannt, dafs
fie ihren Ort nach und nach verändern, wovon nur jene feitwärts fort-
fchreitende Repioduction die Urfache feyn kann.
Ganz verfchieden hievon aber ift das Wachslbum knolliger Wurzeln
von Dicotyledonen. Hier zeigt fich weder eine Reproduction von innen
heraus,- noch durch einen Seitenfortfatz, fondern fie wachfen durch Anfatz
von Maße in ihrem ganzen Umfange, wobey fie oft vom Mittelpunkte aus
nach und nach hohl werden und faulen. Indeflen verdienet diefes eine
eigene und genauere Unterfuchung, wobey hefonders das verfchiedeue
Verhalten, welches zwey in den Theilen über der Erde fo nahe verwandte
Gewächfe, als Fumaria hulbofa und fabacea W. in ihren Wurzelknollen
dai'bieten, zu berückfichtigen feyn würde.
a) Pliys. des arbres I. 90» — b) Inlroduct» lo botany. 109.
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