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32 I. Ueber die Oberhaut
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mit welcher M o ld e n h aw e r a) fie dargeßellet, d. h. die von gewöhn-
liehen Poren. Jeder folcher Porus der Agave nun entfpricht mit feiner
äufsern Seite einer der viereckigen Oeffnungeu der äufseren Oberhautfc.hicht,
und füllet felbige aus, indem die beyderfeitigen äufseren Ränder und deren
Umgebungen verwachfen find. Andrerfeits hat das Parenchym unter einem
folchen Porus gleichfalls eine deutliche Lücke h), deren Randzellen fich
den beyden, den Porus bildenden, genau aufchliefsen: wodurch demnach
allerdings eine Communication fleh ergiebt zwifchen dem Parenchym und
den ihm ganz ähnlichen, zeitigen Eiufaflungen der Poren. Allein, dafs
diefer Bau keinesweges allgemein fey, erhellet aus der Betrachtung der Oberhaut
von Canna iudica; Diefe nehmlich beflehet, wie oben erzählt, aus zwo
Schichten, von' denen die äufsere dünner iß und kleinere längliche Zellen
enthält, während die innere, dickere aus gröfseren, gleichförmig ausgedehnten
Zellen beßehet. Nur erfiere enthält an der Unterfeite des Blatts die
Poren c), welche etwas über die Oberfläche hervorragen, und es iß daher
ein Irrthum von K i e f e r , Wenn er eine Zellenfchicht, welche der Abbildung
nach '1) offenbar von den ebengeuannten die innere iß , als die mit
den Poren verfehene angiebt. Diefer Irrthum iß leicht möglich, wenn man
die Oberhaut von der inneren, dem Parenchym zugekehrt gewefenen Seite
betrachtet. Es hat nehmlich die untere Schicht derfelhen unter jedwedem
Porus der äufseren eine Lücke, durch welche man in gedaohter Lage den
Porus flehet e) , befonders bey etwas verändertem Brennpunkte der Liofe.
Dann hat es allerdings den Anfcliein ungefähr wie in K ie fe r s Zeichnung:
allein man erkennt das wahre Verhältnifs leicht, wenn man die Oberhaut
a) A. a. O. Tab. 5. Fig. 7 . — b) Tab. II, Rjj,- 3. - e ' 0 Tab, I. K g , 1 «.
d) Grundzüge u, f, w. Taf. 5 . Fig. 54, .— r) Tab, I. . Fig. j 5.
der Gewächse. 33
nun auch von der anderen, oberen Seite betrachtet, befonders aber wenn
man beyde Schichten derfelben von einander trennet und jede für fielt
der Beobachtung unterwirft. Durch gedachte Lücke der innern Oberhautlage
nun iß zwar jedem Porus eine Gemeinfehaft mit dem Parenchym
eröffnet: allein dennoch iß keinesweges eine wirkliche Zellenverbindun-
beyder vorhanden; es findet fleh hier vielmehr das Umgekehrte von dem
was wir bey der Agave antreffen, wo die äufsere Zellenfchicht der Epidermis
die Lücke hat, die innere aber den Porus.
Alles diefes beßätiget demnach jene Anficht der Poren,' welche zuerß
M old en h awe r aufgefiellt und wofür ich in einer kleinen Abhandlung a)
Weitere Beweife zu geben verflicht habe: dafs fie dem Vegetabile dienen,
die durch die Oberhaut im Allgemeinen aufgehobene Einwirkung der Luft
auf das innere Parenchym der Blätter und blattartigen Theile im Einzelnen
wieder zu eröffnen und unter die Herrfchaft höherer Vorgänge zu fiellen.
Noch mehr zufällige Organe der Oberhaut, als die Poren, find die
Haare und Drüfen. Mehrere Beobachter haben ihre Formen und ihre
Verrichtung unterfucht, daher ich mich nur auf einige Bemerkungen
befchränke, welche den Zufammenhang der erßern mit dem allgemeinen
Behältniffe des'Safts, dem Parenchym, betreffen. Bekanntlich find einige
Pflanzenhaare gegliedert, aridere ungegliedert. Beyde haben in ihrer Axe
einen Kanal, der im erßen Falle durch .Scheidewände unterbrochen iß,
Welche jedoch die Fortbewegung des Safts nicht hindern und der zuweilen
Luft enthält, zu andern Zeiten Saft, zuweilen bey des vermifcht, fo dafs
a) Ucb. die Ausduuftung der Gewäcbfe u. deren Organe in den Verm. Schrillen. I . 182.
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