Selir merkwürdig iß endlich noch die Art der Reproduction bey
Crocus fatiYUS. Im Zußande des Nicbtvegetircns, z. B. im Auguß betrachtet,
hat diefe im Ganzen kugelförmige Zwiebel auf zwey. entgegepgefetzten
Seiten einen tiefen Eindruck. Von diefen Gruben iß die eine die obere,
deren Grund die Knospe einuimmt, die andere die untere, und aus diefer
kommen bey der künftigen Vegetation die Würzelchen heryor. Macht
man einen Schnitt, der durch beyde Gruben und zugleich durch die Mitte
der Zwiebel geht a), fo liehet man eine fefiere Subßanz und Gefäfsjiränge
von der Balis der Zwiebel durch deren Axe zur Knospe gehen: es iß
alfo das Verhältnifs der feilen Central- und der fleifchigen Subltafnz ungefähr
das nehmliche, wie beym Schwertel. Im October entfaltet lieh die
Knospe zur Blüthe und bald darauf, im Anfänge Novembers kommen auch
die Blätter zum Vorfchein. Zu diefer Zeit bat die eingedrückte Grundfläche
der Zwiebel in ihrem Umfange zahlreiche Würzelchen getrieben;
aus dem Obertheile aber, und zwar da, wo der Blätterbüfchel feinen
Urfprung hat, kömmt eine dicke cylindrifche Wurzel heryor und. krümmt
lieh hinablleigend um die Ründung der Zwiebel. An einigen Pflanzen
fand ich lie halb fo lang als die- Zwiebel,, an andern mehr als doppelt fo
lau«, wobey diefe mehr oder minder auf die Seite gedrückt war b). Ein
Harker Gefäfsßrang ging in der Axe diefgs wurzelförmigen Körpers, welchen
Medieus c) die perpendikuläre Wurzel nennt, im .Gpgeolätee der
Seitenwürzelchen, welche von der Grundfläche abgehen,, Am Ende des
März hatte der Stengel da, ,wo er aus der alten Zwiebel, tritt, angefangen
in eine neue Zwiebel anzufchwellen <•); die perpendikuläre, inwendig
fleifchige und faftreiche Wurzel aber halte lieh verlängert und eine
O Tab. vi- F. 2. — b) Tab. VI. F. 3. 4. — c) A. a. O. III. — <0 Tab. VI. -F. 5. 6.
fpiudelförmige Gellalt angenommen, mit Ausnahme ihres oberßen Theiles,
der auf der Oberfläche nützlich, im Innern ßark durchfcheinend war.
In der Mitte Aprils hatte die neue Zwiebel lieh weiter ausgebildet; der
Keru dcrfelben war anfeheinend folide, Umkreis und Obertheil aber zeigten
eine fchaalige Zufammenfetzung a). Die fpiudelförmige Wurzel, mit ihrem
Unteriheile noch mehr abwärts verlängert, war im Obertheile auf eine
gröfsere Länge runzlich geworden, und das braunwerdende Zellgewebe diefes
Theiles zeigte ein^anfangendes Abfterben an. In deti erften Tagen Mays
endlich war die neue, nur inwendig föli.de ÜJwiebel in der'Gröfse beinahe
vollendet, die alte hingegen durchaus eingefchrumpft, weich und fchwammig
und bey mehreren Pflanzen bereits abgefallen b). An der perpendiknlären
oder Centralwurzel war das Braunwerden und Abfterben nun nicht mehr
auf den oberßen Theil eingefclnänkt, fondern nahm eine ziemliche Länge
ein, wobey die Spitze, fonderbar genug, lieh nóch mehr, als zuvor, verlängert
haue. Im Anfänge Juny’s, mit dem völligen Verdörren des Krautes
über der Erde, war auch jener wurzelförmige Körper von der nun vollendeten
Zwiebel abgefallen und bereits in Fäuluifs übergegangen.
Vergleichen wir nun diefe Reproduction mit der vom Schwertel und
der Zeillofe, fo zeigt lick dér Unterfcbied, dafs bey den genannten
Gewächfen die neue Zwiebel allein aus der nährenden Materie gebildet
wird, welche einerfeits von der alten Zwiebel hergegeben, andererfeits von
den Blättern bereitet worden; da hingegen beym Safran noch die perpendikuläre,
dicke und fpiudelförmige Wurzel hinzukömmt, welche den
Nahrungsßoff der alten Zwiebel aufzunehmen 'fcheint, ehe er zur Bildung
der neuen verwandt wird, bey gleichzeitiger Wirkung der Blätter. Wodurch
11) Tab. Y b Fig! 7 . b) Tab. VI. Ffg. ff.