weiblichen Slengel betrifft, fo war ihre Entwicklung der der Pflanzen in
den andern beyden Töpfen, wo männliche und weibliche gemifcht gewefen,
tun etwas zuvorgeeilt; dennoch befanden die Fruchtanlagen, fowohl beym
Spinat, als beym Hanfe, am 29, Juny fich noch ohne alle Veränderung
und die Narben hatten noch ganz das jungfräuliche Anfehen. Ich befruchtete
daher an diefem Tage von den fünf oder feclis weiblichen Stengeln, die
fleh in jedem Topfe befanden, einen, den ich zuvor gezeichnet, mit Pollen
feiner Art, wobey ich die übrigen Stengel mit einem Tuche bedeckte und
überhaupt die Zerftreuung des Staubes in der Luft forgfältig zu hindern
bemüht war. Schon nach drey Tagen waren die Fruchtknoten diefer
künülich befruchteten Stengel fichlbarlich aDgefehwollen und die Griffel
im-Vertrocknen und am 21. Julius zählte , ich an dem Hanfffeugel zehn,
an der Spinatpflanze aber mehr als hundert Früchte, indem an beyden alle
vorhandenen Germina, mit Ausnahme der alleroberften, angefchwollen waren.
Dagegen war an den niehtbefiäubten fünf Hanfflengeln auch nicht eine
einzige Frucht zu bemerken, vielmehr befanden fich ihre Narben noch
gröfstentheils im frifohen unverwelkten Zufiande. Was die ünbefiäubten
weiblichen Spinatpflanzen betrifft, fo befanden fich an felbigen, aufser
unzähligen unveränderten weiblichen Blüthen, deren Narben noch zum
Theil frifch waren, auch einzelne Früchte. Dafs aber diefe den bfey jener
künfilichen Befiäubung zu ihnen hingebrachteo Pollenkörnern ihren Urfprung
verdankten, davon fcliien mir diefes ein fprecliender-Beweis, dafs die Stengel,
welche dem von mir befiäublen zunächll fianden, ein halbes Dutzend,
die entfernteren aber nur eine oder zwey folcher Früchte an fich hatten.
Oefiers gab ich acht, ob an diefen weiblichen Stöcken nicht einzelne
männliche Blumen, oder auch der von Vofta bemerkte'Erfatz folcher an
den Hüllblätlchen der weiblichen Hanfblüthe, fich zeigen würde j indeffen
es war nie etwas der Art zu entdecken.
Niemand wird in Abrede feyn, dafs diefe wenigen, jedoch mit aller
Sorgfalt angfeftellten Beobachtungen das Pflänzengefchlecht in eben dem
Grade beftätigen, als die bekannten Verbuche von S p allanzan i es beftreiten
fcillen , und dafs die 1 gewöhnliche Ausrede,- als fey dié Fruchtbarkeit oder
Unfruchtbarkeit durch zufällige Umftände verablaffet worden, hier auf
keine Art Anwendung finde.
Der Gedanke, dafs der Wind und Infekten zur Befruchtung eines
Theiles von Gewächfen beytragen, ifi um nichts aBemhëuerlicher, als daß
der Wind die Zerftreuung mancher Pflanzenfiamen bewirke oder; befördere;
oder dafs manche Thiere die Saamen an den zu ihrer Keimung geeigneten
Ort bringen,' wie z. B. die Mifieldrofsel die des Viscum album; oder dafs
das Waffer, worin der männliche Salamänder feinen Saamen läßt, das
Medium fey, wodurch derfelbe zu den Genitalien der weiblichen Thiere
gelangt: was alles doch nicht zu bezweifelnde Thalfachen lind.' Das
Unwahrfcbeinliehe, welche Beftimmung überhaupt nur eine relative Gültigkeit
hat, ifi darum nicht unwahr, und was, im Einzelnen betrachtet, febr
zufällig erfcheint, kann dennoch in der allgemeinen Ordnung der Natur
eine höchft zweckmäßige Stellung haben. An der Oenothera fniticöfa L.
fand ich unter zahlreichen Blumen, die ich zu verfehiedenen Zeiten ü-ntfer-
fuchte, niemals feine, - deren vieriheilige Narbe nicht mehr oder weniger
mit Pollen bedeckt gewefen wäre. Dennoch ifi der. Griffel mit der Narbe
hier beynahe noch einmal fo lang als die Staubfäden und diefes nicht
bloß bey aufgefchlöffener, fondern bey* noch ungeöffneter Blume und langfe'
vor dem Beriten der Staubbeutel. Auch ifi die Richtung der offnen
Blume fo wenig vom Aufrechten abweichend, daß der Blumenfiaub; deflen
Kügelchen hier durch Fäden zufammengekeltet, keineswèges durch feine
hlofse Schwere anf die Narbe, aueh wenn fie ausgebreitet ifi, gelangen kann.
Hiezu fcheint er demnach der Hülfe der Infekten zu bedürfen und ich habe
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