BefchafFcnheit der Zellen, vermöge welcher ihre Wände in fcharfen Wiu-
kein zufammenftofsen. Sind hingegen diefe Wände verdickt, fo ift eine
Folge davon, dafs die Höhle lieh dem Runden mehr nähert und das
Anftofscn der Scheidewand an das äufsere und innere Blatt der Oberhaut,
mithin ihr oberer und unterer Rand, für das Auge verfebwiudet. Dagegen
liehet man abftchender von einander, alfo deutlicher, die beiden Seitenflächen
der Scheidewände als zween parallele dunkle Striche; wie denn
überhaupt die Begrenzung durchlichtiger Gegeüftände durch eine Fläche,
als eine dunkle Linie erfcheint. Zwifchen den beyden dunkeln Strichen
liegt die Subl'tanz der Scheidewand, die meiftens homogen und durch-
lichlig erfcheint, da zwey Zellenwände in ihr völlig verwachfen uud eins
geworden find; zuweilen aber yerräth ein dunkler Strich in der Mitte
noch die urlprüngliche Zulammenfetzung, welches ich namentlich an der
Oberhaut der Blätter von Cacalia lvloima uud des Halmes von Bambufa
arundinacea '0 bemerkt habe. Betrachtet man alfo eine Oberhaut von
dicker Art,- z. B. die von Ficus bengalenfis () Magnolia grandiflora, Ilex
Aquifolium d), Silene gigantea e) , Asclepias carnofa u. f. w ., fo fiehejt
man die Netzlinien darin gleichfalls doppelt: aber man überzeugt lieh
bald, dafs diefe beyden Linien nicht hinter einander liegen, fondern in
einer und derfelhen Ebene, und dafs ihre Entfernung von einander die
Dicke der Scheidewaud anzeige, welche jegliche Zelle von allen fie
zunäcbft umgebenden abfondert. Man liehet folglich in dem Raum,
"welchen jede diefer Linien in fich felber zurückkehrend einfchliefset, den
ganzen Umfang jeder Zellenhöhle: was mehr in die Augen fällt im trockc)
Tab, I. Fig. 17,
nen, als im befeuchteten Zufiande der Oberhaut, jedoch auch im letzteren
noch deutlich genug ift.
Die doppelten Netzliuien der Oberhaut alfo haben unter allen Um-
ftänden ihren Urfprung von den Scheidewänden, aber auf eine andere
Art, wenn die Zellenhäute dünn, als wenn fie dick und feit find. Im
eilten Falle nemlich liehet man in jedem Doppelftriche den oberen und
unteren Rand der Scheidewand, deren Nebeneinanderliegen in einer und
derfelben Ebene fcheinbar; im zweyten, erblickt man die beyden Oberflächen
der Scheidewand, deren Nebeneinanderlaufen wirklich ift. Frägt man: wie
eine und die nehmliche Erfcheinung in einer fo verfchiedenen Befchaffen-
heit eines und des nehmlichen Gegenftandes gegründet feyn könne, fo fey
diefes durch einen analogen Fall erläutert. Es iß gewifs, dafs Zellgewebe
und Faferfubftanz im Vegetabile nicht dem Wefen nach verfchieden find,
fondern durch Mittelkörper in eiuander übergehen. Beyde nehmlieh werden
gebildet von Schläuchen, welche aber dort haülartig und dünn, auch
gemeiniglich von polygoner Form find, hier hingegen dicke und hornartige
Wände haben und cylindrifche Räume einfchliefsen. Betrachtet mau nun
ein "zartes Blättchen von einem Queerdurehfehnilt beyder unter hinlänglicher
VergTÖfserüng, fo erfcheinen die Wände des Zellgewebes als eine
einfache, die des Fafergewebes als eine doppelte Linie. Doch kann man
auch erftere als gedoppelt erfcheinen lafien, wenn man den Brennpunct
der Linfe dem Objecte mehr nähert. Die Verdoppellung ift freylich in
diefem Falle meifiens unvollkommen, indem beyde Linien nicht, neben
einander, fondern hinter einander liegen; allein das Nemliche findet fich
an den Doppellinien der Oberhaut wieder,- wenn fie, wie gedacht, von
einer zärteren Befchaffenheit ift.