Pflänzchen nehmlich, fo ich vor mir hatte, verhielten fielt ohne Ausnahme
auf diefe Weife, auch konnte ich bey der forgfähigften Untferfuchung keine
Spur eines zweylen, etwa unentwickelt gebliebenen Cotyledon, oder atich
der Verwachfung zweyer in jenem einzigen, wahrnehmen: die Pflanze
würde daher, wenn man blofs auf,diefen Charakter fähe, den Monocötyle-
donen beyzuzählen feyn. Ob auch Claytonia virginica zu diefen Ausnahmen
zu zählen, verdient eine Unterfuchung. Clayton fagt von ihr '•>): fie treibe,
gleich den Monocotyledonen, nur ein einziges ßlältchen: allein die fehr
verwandte Claytonia lanceolata Pursh, die ich feit drey Jahren im botani-
fchen Garten zu Breslau cultivire, gehet immer mit zwey linienförmigen
Colyledonen auf, die in der Gröfse einander nichts naebgeben.
Andererfeits fehlt es nicht an Beyfpielen, wo enifchiedene Dicptyle-
donen, wenn man nehmlieh das Ganze der Organifatiön beriickfichtiget,
heym Keimen keinen Cotyledon entwickeln. Die Gattung Cuscuta nach
M irb e l k), die Gattung Lecythis nach A ub e rt du P e t it -T h o ü a r s c)
find wahre Acolyledonen. M irb e l bemühet lieh dalelhil zu zeigen, däfs
der Mängel der Cotyledonen bey Cuscuta mit dem Mangel der Blätter bey
diefer Gattung in genauer Beziehung flehe: allein die blättlofen Gewächfe
der Gattungen Caclus und Stapelia keimen doch mit zwey deutlichen Colyledonen.
Die des Cäctüs Opuntia hat fchon J. Bauhin abgebildet d), und
an keimender Stapelia revoluta habe ich fie mehrmals wahrgenommen
Zu diefen Dicötyledönen ohne Cotyledon, wenn ifch mich fo ausdrückeo
darf, gehört meines Bedenkens auch Trapä, deren Art zu keimen l i t t in a u u t)
a) G ron ov . Fl. Virgin. 35. —- b) Ann. du Mus. Xin. G-j. ‘
O Essays sur Ia Vegetation, Paris; 1809. 32. — ' d) Hill. pi. I. 154.
e) Tab. IV. Fig. 2. — O Flora oder botan. Leitung, J818. 600, nebit e, Kupf.
zwar vortrefflich dargeftellt’, jedoch einigen ■ Erinnerungen, wie ich glaube,
Raum -gelallen hat. Es ift nicht zu läugnen,. G ä r tn e r , M irb e l und
R ich a rd haben in Deutung der Theile hier nicht wenig geirrt; die kleine
Schuppe heyrn Urfprunge der Knospe hat nichts, was fie zu einem zWeylen
Cotyledon qualificirt: allein will man den Strang vom Urfprunge der Knospe
bis zum dicken Mehlkörper (T. nennt ihn Vitellus, ich finde indelfen nicht
hinlänglichen Grund, ihn vom Perifperm zu unterfi Ireiden) einen Cotyledöft
nennen,1 'fo zeichnet fielt diefer von allen Cotyledonen dadurch aus, ' tfafs
feine'Spitze in das Perifperm eingCwacbfen, daher man Gefäfsei aus ihm
in letztgenannten Theil übergehen liehet, was foult niemals der Fall ift.
Andrerfeits, wenn man das Keimen mancher Eiliengewäcbfe, z. B. Allium,
Asphodelus, Amaryllis, Ilaeiiianthus, Coriiirtelirra ^ beobachtet', f o ‘verlängert
der Hauplkörper des Embryo, deffen beyde"' Extremitäten Cölyledon uüä
Wurzel bilden, fich in einen langen,' knieförmig gebogenen Faden, ans
welchem endlich die Knospe hervortritt. Ein folcher länggezogener Mittelkörper,
petiole du cotyledon: nennt ihn Mirbel b)-, ift, Wie ich glaube,
das, was Tittmann als den Cotyledon def Trapa bezeichnet, und es
febeint der eigentliche Cotyledon hier auf eben die Art in das fgrjfi>erm
eingewachfen, als es die Wurzel, meiner Meynnng nach, bey Ruppia und
Zoftera ift c). Man kann daher Trapa mit dem nehmliehen Rechte acoty-
ledonifch als monocotyledonifch nennen, wiewohl die ganze Orgahifatioa
diefe Gattung zu den Dicötyledönen zu bringen nöthiget, fo wie die GatluDg
Nelumho, die nach G ä rtn e r keinen Cotyledon, nach Ju ffieu und R ich a rd
a) F. F i f c he r üb. lä. Exiitenz der Mono- uud Polvcotyledoncn u, f. w. ig . Taf, 2.
b> An»., du Mus. XVI. 44y. .
c) S. meine Schrift: von Entwicklung des Embryo u. f, vv. 10,