parietina, P. ciliaris, Peltigera canina, Lecidea puftulata u. f. w., TV0raus
erhellet, dafs die gelbe, graue, fchwärzlicli- grüne Färbung der genannten
Flechten nicht diefer, fondern der dritten oder äufserflen Subftanz zuge-
fchrieben werden müiTe, welche ich der Kürze halber mit Ach a riu s Rinde
(fubflantia corlicalis) nennen w ill, wiewohl fie weder den Bau einer
Rinde, noch den einer Oberhaut hat. Diefe rindige Subftanz nehmlich,
Welche hier vorzüglich in Betrachtung kömmt, überziehet die Ober- und Unterfeite
der Blätterflechten, wieauch den Rand des Thallus; doch will A ch a riu s
fie bey mehreren an der Unterfeite vermiffet haben. Sie hat ein gallertartiges
Anfehen; eine Organifation aber ift nicht an ihr zu bemerken,
vielweniger Poren irgend einer Art. Zwar glaube ich bey Lecidea puftu-
lata und befonders bey Peltigera canina unter Harker Vergröfserung wahrzunehmen,
dafs lie aus ungemein kleinen Bläschen beftehe; allein diefe
fliefsen gleichfam in einander und Hellen ein zufammenhängendes, gallertartiges
Wefen dar, welches im trocknen Zuflande undurchßchtig, im naffen
aber Hark durchfcheinend ifi. Daher kömmt unter letzteren Umfländen
öfters die grüne Farbe der zweyten Lage zum Vorfchein und manche
Lichenen fehen dann grün aus, die, wenn fie trocken, eine durchaus andere
Farbe haben, z. B. Parmelia ciliaris. Daraus erklärt lieh auch eine Beobachtung
von Ram ond , die D e c a n d o lle zur Annahme eines eigenthüm*
liehen Saftes, der lieh in befondern Zellen der Flechten befände, verleitete.
„Wenn man, fagt er a) , eine Flechte fo reibt, dafs die Zellen zerriffen
„werden, fo nimmt die innere Subfianz aus dem Weifsen, wie fie zuvor
„war, eine grüne Farbe an.“ Durch das Reiben wird hier, glaube ich,
die rindige Subflanz zerfiört, wodurch das grüne körnige Wefen der
zweyten Lage zum Vorfchein kömmt.
a) Fl. Franc. 1Y. 321.
Bey den Flechten mit krufienartigem und fiengelbildendem Thallus
ifl nun der Antheil diefer drey Subftanzen an der Bildung des Thallus
verfchieden modificirt; indeffen würde die Betrachtung der hier vorkommenden
Anomalien uns zu weit führen, und ich befchränke mich daher,
noch einiges über das Verhallen der rindigen Subflanz bey der Fruchtbildung
diefer Halbgewächfe hinzuzufelzen. Bekanntlich hat, wie A ch a r iu s
zuerft dargethan, an diefer Fruchtbildung der Thallus einen verfchiedenen
Antheil, je nachdem das Fruclilbehältnifs offen oder gefchloffen, je nachdem
ferner der Rand deffelben ein eigner ift, oder dem Thallus angehört.
In allen Fällen aber beftehet hier der zur Frucht gehörige Apparat aus
zwey Lagen a), von denen die untere den Namen eines Fruchtboden
(receptaculum) verdient, die obere hingegen aus parallelen oder conver-
girenden oder divergirenden Röhrchen beflehet 1>), welche die Saameu
einfchliefsen, und, was die Hauptfache ift, diefer Apparat ruhet unmittelbar
auf der mittleren oder blafigen Schicht des Thallus, ohne dafs die rindige
Subftanz zwifchen beyden lieh hindurchzöge. Zwar will A ch a r iu s c)
das letzte einigemal beobachtet haben, und hat Abbildungen davon aus
Cetraria juniperina und Stereocaulon pafchale d) gegeben; allein, aller
angewandten Mühe ungeachtet, habe ich dergleichen nicht wahrnehmen
können, und ich vermuthe daher, dafs A ch a r iu s das Receptaculum dafür
gehalten, welcher Theil allerdings mit der (Rindenfubftanz Aehulichkeit
hat, aber bey genauerer Anficht fogleich als von derfelben getrennt und
zum iFruchtbehältnifs gehörend fich erweifet. Es ift demnach die Frucht
hier zu betrachten als ein Erzeugnils der zweyten, zeliigblafigen Lage des
a) Tab, II. Fig. 24, Hayne Arzneygew. Y. T, 46. F. 3, — b) Tab. II. Fig» 24.
c) Lichenogr. uaiv. 6, — gj (1) L , c. T, X. F. 4. B. et T. XII. F, 4.
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