9. Bey den meiften Amphibien find noch diefelben Hirnnerven wie
bey den Sangrhieren und Vögèln vorhanden. Bey den Fifchen ‘ ift die
Zahl derfelhen vermindert. Nach S ca rp a k) ift bey' allen Fifchen der
Hoi nerve em blofser Alt des-fünften Hirnnerven, und nur die Knorpgl-
fifche haben noch einen heföndern Antlitznerven; bey' den Grätenfifchen
aber werden von dièfem zugleich die Theile mit Zweigen Verfingt, zü
welchen bey den hohem Thiereu der Gloflbpharyngaeus geht. Dlefef
Angabe bann ich zwar nicht ohne Ejnfchränkuug beyftimmen, fo wichtig
auch die Aulhorilät ift, die fie für fich hat. Un.erfucht man dasgrioCh
111 der Schädelllöhle befindliche und mit der Gcfäfsliaut bedeckte Fifrh-
gehirn, fo fchemen freylich bey manchen Arten die Hörnêrvèn mit den
Nerven des fünften Paars ans Einer Wurzel zu entftehen. Aber bey eini-
gen Fliehen, z. B. beym Cyclopterüs Lumpus, lieht man auch fchon au
einem folchen Gehirn, dafs die erftern nur neben den letztem hervor-
kommen, nicht aber Aefte derfelhen find, und' noch deutlicher zeigt fich
dies an jedem Fifchgehirn, welches aus der Schädelhöhle genommen und
von feinen Häuten emblöfst ift. Béy dem Lump befiehl der Hörnerve aus
mchrern einzelnen Fäden, die abgefondert fowohl von den Nerven dés
fünften Paars, als von einander, aus dem verlängerten Mark hervorkommen,
und, ohne lieh mit einander zu verbinden,' - zu dén einzelnen Tlieilen des
Innern Ohrs gehen. Namentlich dringt der ei-fte diefer Fäden iii den vordem,
der zweyte m den horizontalen halbcirkelförmigen Ganal. . Von den
Nerven des fiebemen und neunten Paars ift allerdings bey den Grätenfifchen
das eine nicht vorhanden. Aber das fehlende Paar ift, wie P o h l 1) fchon * 1
l ) De auditu et olfactu. Cap. 2. 3.
1) Eipofilio generalis anatom, organ! audüus per clafles ammalüim. Vindob. 1818. p. G.
vermuthet hat, nicht der Gloflbpharyngaeus, fondern der Antlitznerve.
Man überzeugt fich hiervon am Stöhf, wo der, vor dem Stimmnerven aus
dem verlängerten Mark tretende Nerve einen ganz ähnlichen Urfprung wie
der Gloflbpharyngaeus hat, eben fo, wie diefer bey den hohem Thieren,
einen Verbindungsfaden an den Stimmnerven ahgiebt und auf ähnliche Art
wie jener aus der Schädelhöhle tritt. Dafs übrigens der Beynerve und
der Hypoglofliis den Fifchen fehlen,_ift eine richtige, fchon von andern
Zergliederern gemachte Beobachtung.
Diefe Veränderungen find die wichtigften, die das Gehirn in der
Clafle der Fifche erleidet. Die vornehmfte derfelhen ift, dafs bey den
Fifchen, mit Ausnahme der Rochen und Hayen, die vordem Hemisphären
mit den hintern gröfstentheils verfchmelzen, indem die Schenkel der hintern
Hemisphären des Gehirns der Vögel und Amphibien, oder die vordem
Theile der Sehehügel des Säugthiergehirns mit den geftreiften Körpern
und dem Kern der hintern Hemisphären des Gehirns der Vogel, oder den
hintern Theilen des Gehirns der Säugthiere, zu einer gemeinfchaftlicheu
Maße fich vereinigen und blos die Biechfortfätze der höhern Thiere noch
als vordere Hemisphären Zurückbleiben. Hierin liegt der Grund, warum
die hintern Hemisphären fo fehr viel gröber und von einem weit mehr
zufammengefetzten Bau bey den Grätenfifchen als bey den Vögeln, Amphibien,
Rochen und Hayen find. Die Organe diefer Hemisphären, die ich
mit H a lle r Tori genannt habe, find der Mittelpunct, auf welchen fich
alle Theile des Fifchgehirns beziehen. Es laflbn fich diefelben für nichts
anders als eine Vereinigung der geftreiften Körper und der Sehehugel
anfehen. Die, vor und neben ihnen liegenden Theile, die ich für das
Gewölbe und die Ammonshörner erklärt habe, find zwar nicht bey allen