Die Wurzeln der Sehenerven und deren Chiasma find Lev den Vögeln
ihrer [ganzen Ausdehnung nach mit der Balis des Gehirns verbunden.
Diefe Verbindung, die Ich Oll bey den Säugthieren defto ftärker wurde,
je mehr lieh der Hirnhau derfelben dem der Vögel näherte, nimmt hey
den letztem fo zu, dafs eine Trennung jener Wurzeln von der über ihnen
liegenden Hirnfuhftanz nur an einem, in Alcohol erhärteleu Gehirn möglich
ift. Das Chiasma der ..Sehenerven ilt hier länglichrund, Itark hervorragend
und inwendig mit abwechfelnden, in einander greifenden Queei fireifen von
grauer und weifser Subfianz verfehen. Auch zu diefer Bildung finden wir
fchon- die Vorbereitung bey den Nagethieren. Dagegen aber giebt es hey
den Vögeln keine ähnliche weifsliche Erhabenheit (Eminentia cändicans)
wie bey diefen Thiereu. Hal ler^ und Ma l a c a rn c y) reden zwar vpn
weifslichen Hügeln der Vögel. Aber beyde drücken lieh fo unbeftimmt aus,
dafs es fchwer hält zu errathen, welche Theile von ihnen unter diefer
Benennung verftanden find. Soviel ilt gewifs, dafs es über und neben dem
Hirnanhang bey den Vögeln nichts weiter giebt, ajs eine kleine, von aufsen
weifse, inwendig etwas graue Subfianz enthaltende Erhöhung^ die kaum
noch eine Aehnlichkeit mit den weifslichen Hügeln der Säugthiere hat.
Der Hirnanhang ifi klein, rund, durch einen fehr kurzen Trichter dem
Gehirn anhängend und mit dem Chiasma der Sehenerven durch Markfäden
verbunden.
Gleich hinter dem Hirnanhang, zu beyden Seiten deflelben, entfpringen
die Nerven des dritten Paars, und unmittelbar hinter dem Urfjirung def-
felben liegt das vordere Ende des verlängerten Marks, woran keine Spur
y) Mcm. della Soc. Italiana, T. III. p* l65, 166.
von einer Brücke mehr vorhanden ift. Ha l l e r 2), V i c q - D ’Az y r >),
Ma lac arne b) und andere Zergliederer, die von einer Brücke der. Vögel
reden, haben das ganze verlängerte Mark, deflen untere Fläche bey meh-
rern Vögeln eben fo gewölbt wie die Brücke der Säugthiere ift, für diefen
Theil angenommen. Einen Beweis, dafs derfelbe bey den Vögeln nicht
vorhanden ift, giebt der Umftand, dafs die Ente, der Schwan und die
Gans Ueberbleihfél von Pyramiden hefitzen, welche lieh beym Schwan bis
in die vordem Hemisphären verfolgen laflen, wo fie mit den, aus der
Sylvifchen Grube entftehenden Markfafern zufammentreten. Diefe würden
fich nicht fo weit erftrecken, fondera fchon am hintern Bande der Brücke
aufhören, wenn die letztere zugegen wäre. Man findet zwar auswendig
auf jener Fläche des verlängerten Marks, zu beyden Seiten der mittlern
Furche deflelben, eine Schichte queerlaufender Fafern. Aber es ift das,
fchon auf den untern Stufen der Säugthierclaffe immer mehr an Ausdehnung
zunehmende. Trapezium, und nicht die Brücke, wovon diefe abftammen.
Neben den Pyramiden, die von frühem Zergliederern den Vögeln
eben fo unrichtig abgefprochen wurden, als fie diefen eine Brücke zu-
fchrieben c), findet man bey den entenartigen Vögeln noch mehrere andere,
längslaufende, hinten fchmale, nach vorne an Breite zunehmende Erhöz)
Opp. mim T, 111* p. ig3 %♦
a) Mém. de l’Acad. des fc. de Paris* A. 1783. p. 472.
b) Mcm. della Soc* Italiana* T* IV. p* 45*
c) C u v ie r (Leçons d’Anat. comp. T* II. p* i 6i.) nimmt zwar keine Brücke, aber
auch keine Pyramiden bey den Vögeln an. Erft von A. M e c k e l ift die Gegenwart
und Bildung diefer Theile bey der Gans naher angegeben. (J* F. M eck el’s
Archiv f, d, rhyfiol* B* 2* S* 34,).
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