die Ausrede gelten, dafs die Verfchiedenheit des Klima hier die Veifehie-
denheit der Refultate hervorgebrachl habe a). Von zwo Kürbispflauzen
frhuitt V o lta nach und nach alle männliche Blüthen, fo wie lie lieh
zeigten und ehe lie noch aufgebrochen, ab. Es blieben ihm auf diefe Art
Heben ifolirte weibliche Blumen, welche fämmtlich welkten und abfielen,
ohne Frucht anzufetzen. Eben diefes war aber auch der Fall, da neu-
gebildete Ranken lieh wiederum mit weiblichen und männlichen Blumen
bedeckt hatten, und letztere nicht abgenommen worden. Volta kam daher
auf den Gedanken, es möge der Blumenflaub hier feiner Schwere halber
nur mit Schwierigkeit auf die entfernten Narben gelangen; auch hatte
er auf felbigen niemals Pollenkörner wahrgenommen. Es wurden alfo, da
die Pflanzen fortfuhren zu treiben, von acht neugebildeten und dann ifolirten
weiblichen Blumen drey mit reifem Pollen künftlich hefruchtet, und diefe
gaben eine vollkommne Frucht mit ausgebildetem Saamen, während die
andern fünf deren auch nicht einmal anfetzten. Diefe mit aller Sorgfalt
angeftellten Verfuche machen demnach eine Wiederholung der S p a lla u z a n i-
fchen nothwendig, ehe man diefen eine beweifende Kraft eiuräumen kann.
Befonders würde hiebey ein Umltand zu berücklichtigen feyn, welcher das
Refultat felir zu verändern geeignet ift. Profelfor A. F. S ch w e ig g e r in
Königsberg nehralich erhielt von dem, nunmehr verftorbenen 0 . Swarz
die wichtige Beobachtung mitgelheilt, welche derfelbe au Gewächfen der
Gurkenfamilie gemacht hatte: dafs nach dem Abfchneideu der männlichen
Blumen die Rudimente der Staubfäden in den weiblichen lieh mit Blumeu-
fiaube füllten und fo die Narbe befruchteten h).
a) Kritik der Lehre von den Gefcblechtern der Pflanxe, S, 8.
b) Cogitata de corpor. natural, affinitalc, inprimis de vita vegetativa in animalib.
Rcgiora. i 8i 4. p. i 4.
6) Datisca cannabina L. Im Garten zu Upfala befand fich feit
1750 eine weibliche Pflanze, welche jährlich blühete, aber niemals Saamen
anfetzte. Erft im Jahre 1757 erhielt L in n é .die männliche. Von diefer
ward im folgenden Jahre, da die Staubbeutel lieh geöffnet, der Staub äuf-
gefangen und über der Blülhrifpe einer weiblichen Pflanze ausgefchültet,
worauf diefe einen Saamen anfetzte, dem wenig zur Reife fehlte, als durch
einen frühzeitigen Naehlfrofl die Pflanze mit vielen andern verdarb a). ~
7) Humulus L u p u lu s L. „Im Königlichen Garten zu Paris, fagt
T o u rn e fo r t ä ); ift der Hopfen alljährlich mit Früchten beladen uud
„bringt Saamen. Dennoch ift die blühende (männliche) Pflanze hier nicht
„näher, als auf den entlegenen Infein der Seine und Marne zu finden.“
Dagegen ftreitet was L in n é erzählt c). „Die weiblichen Hopfenftauden,
„fagt er, tragen Frucht ohne die männlichen, nehmlich Zapfen, welche
„die vergröfserte Blumendecke find. Aber nur wenn diefe von den männ-
„lichen Blüthen befruchtet worden, enthalten Re Saamen, welcher keimfä
h ig ift; dann werden fie auch gröfser und ftärker.“
8) Jatropha urens L. gab im Upfalifchen Garten feit langer Zeit
keinen Saamen, weil die weiblichen Blumen vor den männlichen lieh entwickelten.
Endlich Hellte L in n é d) eine zweyte kleinere Pflanze, welche
fpäter in die Blüthe kam, unter die gröfsere, da diefe bereits im Stäuben
war, wodurch er zu verfchiedenen Malen reife und keimfähige Saamen
erhielt.
a) Sex. plant, p. 118, — b) Inftitut. rei herbar, p. 69.
c) Gothländ, Reife, S. 276, — d) L. c, p, 119.
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