■ war die Materie erß in kleinen, zerßr.euten Portionen hervorgedrungen■
an andern waren diefe zufammengefloffen und bedeckten den gröbsten Theil
der Oberfläche; an noch andern hatte lieh am abhängigfien Theile des
Randes der flüffige Zucker gefammelt, fo dafs Tropfen herabfielen, als ich
den Hauptzweig gelinde fchültelte. Im Uebrigen war der Baum in Stamm
und Aeßen völlig geßind; auch hatten felbß die ausfehwitzenden Blätter
ein durchaus natürliches Anfehen.
Einige Tage darauf beobachtete ich die nehmliche Erfcheinung an
den Lindenbäumen am Fahrwege durch ein Dorf in der Nähe von Breslau.
Die ganze Oberfläche der meiflen Blätter war hier von dem ausgefchwitzten
Safte klebrig und glänzend: doch bildete derfelbe hier keine folche Tropfen,
wie bey der Weifspappel. Auch hier war von Infekten irgend einer
Art nichts anzutreffen.
Endlich bemerkte- ich am ig. Juny im botanischen Garten eine ähnliche
Ausfchwitzung an den Blättern des Carduus arctioides W. oder vielmehr
derjenigen Abänderung deffelben mit ßumpfen Blalteinfchnitten und
Kelchfchuppen, welche ich in einige Gärten unter dem Namen des Carduus
obtusilobus gefandt habe. Auch hier war die füfsfchmeckende
Materie nur von der Oberfeite ausgefondert worden; die Pflanze war ohne
alle Infekten und hatte ein völlig gefundes Anfehen. Heifse Tage bey
hohem Bärometerßande waren vorher gegangen und ein folcher war auch
der, an welchem ich die Beobachtung machte.
Vergleichen wir hiemit nun die Beobachtungen älterer Naturforfcher;.
a. B. die von L o b e i , R en eaum e , T o n rn e fo r t und andern; verbinden
wir ferner damit die bekannte Erzeugung des Manna in den Südländern
von Europa; fo möchte der Lehrfitz, dafs füfse Säfte unter gewiffen
Umßänden von felber aus den Gewäehfen hervor treten können, keinen
Weitern Einwurf geflattén. Nach Targ-ioni - T o z z e t t i * *) fchwitzet das
Manna in Toskana und Kalabrien theils aus den Blättern der Efchen und
Hagebuchen aus; theils wird es gewonnen, indem man Einfchnilte in die
Rinde junger Bäume an der Sonnenfeite macht, aus denen es in flüffiger
Geflalt hervor tritt und nach erfolgter Gerinnung abgelefen wird. Dafs
aber auch Ulmenbäume diefes mannaartige Wefen ausfehwitzen können,
fcheint aus einem Schreiben von Pa lla s an den Prof. K ö lp in **) zu
erhellen. Einer feiner Freunde, der fich im Herbße 1773 an der Wolga
befind, verßopfte ein Gefäfs, worin er Waffer gefchöpft hatte, um es mit
fich führen zu können, mit Zweigen und Blättern vom Ulmbaume. Nach
einiger Zeit hatte der klebrige Saft, welcher in den füdlichen Gegenden
auf den Blättern diefes Baumes häufig angetroffen wird, dem Waffer eine
eben fo laxirende Kraft mitgetheilt, als wenn Manna darin wäre aufgelöfst
Worden.
Das Refultat diefer Unterfuchungen iß demnach: dafs die füfsen
gerinnbaren Säfte, welche man auf der Oberfläche grüner Theile von lebenden
Gewäehfen zuweilen wälirnimmt, auf eine zwiefache Art entßehen
können, nehmlich a) durch Infekten von der Gattung Aphis, welche das
Zellgewebe ausfaugen und diefe flüffige Nahrung, in eine honigartige
Flülfigkeit verwandelt, durch den After wieder von fich geben;- b) durch
*) Reifen inT ostana', iiberf, von Jagemann. Th. 3. -S. 364.
**) Befchäftigungen der naturf. Freunde zu Berlin. Th. 3, S. 438,
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