Wenn, ‘wie G a il m) anführt, P o r ta l das .hintere Paar des OcMen für
"weit gröfser als das vordere angegeben hat, fo ift offenbar von P o r ta l
durch einen Schreib - oder Gedächtnifsfehler das letztere mit dem erftern
verwechfelt worden, und wenn G a il n) felber behauptet, beym Schaaf und
Ochfen wären fowohl die vordem als die hintern der Vierhügel fehr flark,
fo ift dies nicht ganz der Wahrheit gemäfs und es bleibt doch gewifs, dafs
das vordere bey diefen Thieren weit mehr Volumen als das hintere hat.
Eben fo wenig als die Vierhügel hängen die Schleimdrilfe und die
Zirbel in AnfehuDg ihrer Gröfse und Geftalt von-den übrigen Hirnorganen
ab. A. M e c k e l o) hat zwar das Gefetz aufgeftellt, dafs der Hirnanhang
bey den Wirbellhieren defto mehr an Gröfse zunimmt,, je tiefer das Thier
fteht, und dafs derfelhe namentlich bey den Vögeln gröfser als bey den
Säugthieren ift. Allein diefen Satz wird Keiner, der das Gehirn einer,
einigermafsen beträchtlichen Zahl von Thieren der verfchiedenen Gaffen
genau unterbricht hat, für richtig anerkennen. Obgleich nicht, wie Carus P)
angiebt, die ganze Claffe der Vögel den Säugthieren in der Gröfse des
Hirnanhangs nachfteht, fo ift der letztere doch allerdings bey den meiften
Vögeln kleiner als bey den Säugthieren. Aus meinen Beobachtungen halte
ich mich für berechtigt zu folgern, dafs die W a f fe r lh ie r e einen
gröfse rn Hirn anh an g und eine g rö fs e re Z i r b e l in V e rh ä ltn if s
zum ü b rig en G eh irn als d ie L a n d th ie r e haben. Unter allen
Säugthieren, woran ich diefe Theile näher unterfucht habe, fand ich fie bey
m) Unterfachungen über die Anat, des Nervenf/ S* 22,3.,
h) A, a* O.
o) In J. F» M e c k e l’ s Archiv f. d. Phyiiol. B. 2* S»
p) Yerfuch einer Darllcllung des Nervonf. S. 2o3. ;
keinem fo grofs als bey der Phoca vitulina. In der Galfe der Vögel
* haben der Schwan, die Gans und die Ente, und unter den Amphibien
die Seefchildkroten, alfo diejenigen Arten, deren Iiauptelenient das Waffen
ili, eine gröfsere Schleimdrüfe und Zirbel als die übrigen Arten. Bey den
Fifchen wechfejt die Geftalt und die Zufammenfetzung beyder Organe fo
fehr, dafs es oft fchwer hält zu bellimmen, welche Theile zu denfelben
gehören und nicht gehören. Doch bey vielen Arten find fei hfl die einzelnen
Theile, woraus beyde beftehen, in Verhältnifs zum übrigen Gehirn
gröfser als bey. den höhern Thieren. Der Hirnanhang ift vorzüglich grofs
bey den Rochen und Hayen, Bey dem Stöhr liegt hinter der eigentlichen
Zirbel noch eine drüfenarlige, fehr blutreiche Maffe, die das ganze verlängerte
Mark bedeckt und fall gröfser als das Gehirn ift. Von diefem Gefetz
laffen fieh aber freylich bey weitem nicht alle Verfchiedenheiten ableiten,
welche der Hirnanhang und die Zirbel in den verfchiedenen Familien der
Thiere zeigen. So haben auch das Schwein und der Bär eine nicht viel
kleinere Schleimdrüfe, aber eine weit kleinere Zirbel als das Seekalb.
Mit welchen Eigenheiten in der Organifation und Lebensweife der Thiere
diefe Verfchiedenheiten und die manuichfaltigen Formen, die der Hirnanhang
bey den Fifchen annimmt, in Verbindung flehen, wage ich nicht zu beftimmen.
Gehen wir bey unfern Unterfuchungen über das Verhältnifs der einzelnen
Theile gegen einander und gegen das Ganze zu den Nerven über, fo entdecken
wir an diefen auf der einen Seile Abhängigkeit vom ganzen Gehirn
und von .gewiffen Hirnorganen, doch auf der andern Seite auch eine lelbft-
ftändige Ausbildung. Im Allgemeinen gilt das, von S ö m m e r i n g aufgeftellte
Gefetz, dafs die Matfe [des ganzen Gehirns gegen die Maife. aller Nerven-
ftämtne zufammengenommen gröfser bey dem Meafchen als bey den übrigen
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