t4 I. Ueber die Oberhaut
Was aber bey einer Vergleichung mit dem Parenchyma in die Augen
fällt, iü , dafs die Verbindung der Zellen1 der Oberhaut 'weit inniger iß,
ihre Scheidewände im Allgemeinen mehr Dicke und Fefiigkeit befitzen.
Daher gefchiehet es, dafs die Oberhaut bey den meißen Gewächfen fieh
leicht abziehen läfst, vermöge des Zufammenhangs, den ihre Zellen weit
mehr unter einander, als mit denen des Parenchyma haben. Eine andere
Folge der Steifigkeit der Wände iß, dafs die Höhlen, welche fie einfchlie*
fsen, ihre Rundung mehr erhalten, als-im Parenchym: was alles bey
folchen Oberhäuten, die aus mehreren Zellenlagen beßehen, mehr von der
äufseren oder den aufseren, als von der inneren, gilt. Auch wird man
bey obiger Vergleichung gewahr, dafs die Mafchen oder Zellen der Oberhaut,
gegen die des Parenchyma gehalten, bey weitem gröfser find. Von
diefer Wahrnehmung habe ich keine Ausnahme gefunden und bin daher
geneigt, fie für allgemeine Regel anzunehmen. Aufgezeichnet habe ich
fie indeifen nur von Canna, Mufa, Cyclamen, Tropaeolum, Selinum deci-
piens, Plectranthus. Forskolei und Saxifraga farmentofa. Doch iß der
Unterfehied der Gröfse verfehieden nach Verfchiedenheit der Pflanzen und.
Ib gehen z. B. bey Plectranthus Forskolei a) etwa nur zwey, hingegen bey
Tropaeolum majus b) etwa 8 bis 10 Zellen des Parenchyma auf Eine
Zelle der Oberhaut.
Iß nun die Oberhaut ein Aggregat von Höhlen, die durch Häuie von
mehr oder minder Dicke gebildet werden, was "für eine Materie enthalten
denn diefe Höhlen? Ein Saft von der Art, wie im Parenchym der Blätter,
kann es nicht feyn: denn diefer zeichnet lieh durch feine grüne Farbe
a) Tab. I. Fig. '19. — b) Tab, I, Fig. 21.
der Gewächse,
und feinen Gehalt an hornigem Wefen aus, was in den Zellen der Oberhaut
nicht bemerkt wird, wenn gleich einige Figuren von H e d w ig >.)
folches darßelleu. Sehr oft nehmlich gefchiehet es, dafs beym Abziehen
der Oberhaut die äufsere Wand der oberßen Schicht von Parenchyma
nebfi den anklebenden Saftkügelchen mit abgezogen wird, welches obige
Täufchung zuwege bringen kann und ohne Zweifel veranlaß« hat. Es
.kann alfo nur ein Saft ohne Farbe und ohne Körner oder Luft der Inhalt
feyn. Bringt man einen, parallel mit der Blattßäche gemachten dünnen
Abfchnitt der Oberhaut, z. B. von Aspidiüm dilatatum, unters Mikrofkop,
fo liehet man in der Mitte, folglich an dem dickflen Theile des Abfchnilts,
von den Zellenrändern einen Schauen ausgeben, die Mitte jeder Zelle aber
am hellßen; was am Rande des Segments hingegen, wo daflelbe am dün-
ßen, nicht der Fall iß. Hieraus fchliefse ich, dafs im letztem Falle der
Schnitt durch die Zellen gegangen, deren Höhle folglich nicht mehr ins
Auge fällt. Bey den Zellen der Mitte iß diefes nicht fo, da der Schnitt
hier unter der Oberhaut weg gegangen: hier erhält lieh daher im Innern
jeder Zelle eine Luftlilafe, dergleichen, wie bekannt, im Wafler lieh
durch fehattige Ränder ausdrückt. Doch dauert diefer Anfcliein nur eine
Zeitlang, indem nach und nach das Wafler in die lufterfülllen Zellen
eindringt und die Luft abforbirt oder austreten macht, was man durch ein
gelindes Streichen befördern kann. Ueberhaupt fcheint die Luft im Pflanzenkörper
die vom Safte verladenen Räume fogbich einzunehmen, wie
z. B. in den Fafern und grofsen Röhren des Holzes, oder auch in den
Lücken des Zellgewebes der Sumpfgewäcbfe,
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