Erde gekommenen, noch fehr kraulen Blättern von Rheum Rhaponticum
bemerkte ich fchon eine deutliche rothe Epidermis, welche den jungen
Blättern diefe Farbe galt, da die ihr unterliegenden Zellen hingegen durchaus
giün waren.
Zur Ausbildung der Oberhaut iß nun erforderlich, dafs die Zellen
der Oberfläche fich ausdehnen und von Saft leer werden. Sind uns gleich
die Kräfte und Wirkungen, durch deren Vermittlung diefes gefchiehet,
nicht bekannt, fo fehen wir den nehmlichen Vorgang doch am Marke,
deflen Zellen, urfprünglich denen der Rinde gleich, durch die Vegetation
fielt ausdehnen und Farbe, wie Safigehalt verlieren. Es iß offenbar, dafs
durch diefen Procefs auch die gefehlängelien Ränder der Oberhaulzellen
entßehen: denn wir nehmen diefe, z. B. an den mit bloßem Auge kaum
fichtbaren Blättern von Lycopodium denticulatum, noch keinesweges wahr,
während fie an den völlig ausgebildeten ßark in die Augen fallen a).
Zugleich iß an die horizontalen Markblätter, welche die Stengelhöhlen
von Waflergewächfen, z. B. Poa aquatica, unterbrechen, zu erinnern. Sie
beftehen aus platten Zellen, deren Ränder fchlangenartig gewunden, und
deren Verbindungen unvollkommen und voll Lücken find b), an welcher
Bildung der Luft, welche fich in jenen Höhlen entbindet, ohne Zweifel
ein Antheil zugefchrieben werden mufs. Was aber die Bildungsart der
Hautporen betrifft, fo habe ich mich vergeblich bemühet, den Gang der
Natur hiebey zu verfolgen. Es leidet nach der obigen Beobachtung an
Lupinus aoguftifolius wohl kein Bedenken, dafs diefe Bildung in eine Zeit
falle, wo die oberflächliche Zcllgewebslage noch keinesweges die Charaktere
0) Tab. 1 Fig. 26. 27, ' — b) Tab. I. Fig. 28.
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einer Oberhaut hat, d. i. wo die Zellen derfelben noch mit Säften angefüllt
find. Wie es aber zugehe, dafs die Zellen um eine Spalte eine
parencbymatöfe Befchaffenheit behalten, während die übrigen die eigenthüm-
liche Organifation der Oberhaut annehmen, möchte fchwer zu fageu feyn.
Was die Beflimmung der Oberhaut betrifft, fo fetzet D u h am e l die-
felbe blofs darin: „die Theile, welche von ihr bedeckt find, zu fchützen“ a).
K ro k e r fügt hinzu b): dafs fie auch zu den wichtigen Verrichtungen der
Transpiration und Abforptiou im Pflanzenkörper ein Bedeutendes beytrage;
aber er bemerkt zugleich r) : dafs es fehr fchwer feyn wird, diefen Antheil
zu beßimmen, indem fie hiebey aufser aller Verbindung mit den benachbarten
Tbeilen (dem Parenehyma) gedacht werden mufs. Wie aber
fchützet die Oberhaut, wovor fchützet fie? Das Licht hält fie nicht ab:
denn in den meiften Pflanzen iß fie, bald mehr, bald weniger, durch
fichtig; wohl aber mäfsiget fie deflen Wirkungen. Auch die Mittheilung
der Wärme hindert fie nicht. Es kann alfo nur die Einwirkung der Luft
feyn, vor welcher fie das Parenehyma fichert. Von ihr entblöfst, vertrocknet
daflelbe, fchrumpft zufammen und iß , wenigßens theilweife, als todt
zu betiachten. Diefe Einwirkung alfo aufzuheben, die Zerßreuung der
Feuchtigkeiten des Zellgewebes in die Luft zu verhindern, dienet der
Pflanze die Epidermis. Die Gewächfe find daher an ihren, der Luft aus-
gefetzteu Tbeilen meißens damit verfeben, wofern nicht ihre Abwefenheit
durch etwas anderes erfetzt wird. Die Moofe geniefsen daher von Natur
eines feuchten Standortes und die Flechten vertragen das oftmalige Austrockneu
ihrer Subßanz ohne Nachtheil. Bekannt iß, dafs die, ganz unter der Ober-
») L. c. I. i4. I>) I., c. 66. c) L* c* 57.
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