Hier lft der Ort, eine Meynung zu unterfuehen, die lieh vielen Bey-
fall zu verfchaffen gewu'fst hat, die nehmlich, dafs die Blüthenhülle (invo-
lucrum, indufium) der Farrenkräuter eine theilweis in die Höhe gehobene
Oberhaut fey. Bekanntlich hat zuerft C. C. S c lim id e l dielen Theil einer
genaueren Unterfuchung unterworfen. Er Tagt vom Aspidium Thelypteris a);
„Gemeiniglich in der Mitte des Sommers fängt die hintere Seite der Blatt-
Kappen an, erhöhete Knötchen zu zeigen! Betrachtet man diefe genauer,
„fo werden fie durch Ablöfung der Oberhaut gebildet, welche von den
„wachfenden Früchten aufgetrieben wird und in Geftalt von häuti«ert
„Schildchen oder Teilerchen reifst“ H e dw ig giebt diefer Meynung
S chm id e ls feinen Beyfall. „Diefes, fagt er, indem er gleichfalls vom
„Aspidium Thelypteris redet b), beitätiget S chm id e ls Vermuthung, dafs
„die fchildförmige gezähnte Haut, welche die jungen Früchte überdeckt
„von der Oberhaut der Blattlappen komme.“ Und bey Gelegenheit des
Asplenium Trichomanes «), dünkt es ihm ausgemacht, „dafs diefe Häutch
e n von der Oberhaut ihren Urfprung nehmen.“ Noch hellimmter
erklärt fich hierüber S p ren g e l. „Oft, fagt er d), erhobt lieh die Ober-
„haut der Unterfläche des Blatts zu einem Schleyerchen.“ Und an einem
andern Orte heifst es e): „Das Schleyerchen ift ein Fortfatz der Oberhaut
„der Anfangs organifirt und mit Spaltgefäfsen verfeheu ilt; aber fobald-die
„Saamenhäufchen fich erheben, verlieren fich die Spuren der ©rganifation.“
Etwas verfchieden hievon ifi R o th s Yorftellung f). Nach ihm ifi die
Hülle entweder eine blofse Verlängerung oder eine gleichzeitige Verdopplung
der. Oberhaut, je nachdem die Kapfelhaufen entweder am Rande oder
a) Icon. pl. et analys. partium. I. 47, ; Obs. 7. — b) L. c. 96. — ' c) L. c. 99.
d) Am. z. Kenntn. d.6«w. HI. 4g. — e) A. a.O. 67. — f) Flor, German. I I I . 2 8 .
auf der Fläche der Frons fich befinden. — Dafs diefe Meynung nicht
haltbar,' dafs die Hülle ein auf eigenthümliche Weife fich entwickelnder
Theil und keinesweges eine Oberhaut fey, hoffe ich aus Betrachtung des
Baus und der Entwicklungsart deffelben zeigen zu können. Vorerft hat
diefes Häutchen einen Bau, welcher von dem der Oberbaut ganz verfchieden
ift. Schon Hedwig , indem er a) die Hüllblättchen, welche die jungen
Früchte von Asplenium Trichomanes bedecken, darftellet, zeiet durch
die Treue feiner Zeichnungen diefe Verfchiedenheit. Die Form der Zellen
ift an dem Hüllhäutchen die längliche, nicht fo- an der Oberhaut; auch
findet man hier zahlreiche Poren, welche dort gänzlich fehlen. Es ift
daher zu verwundern, dafs dem grofsen Beobachter diefe Verfchiedenheit
nicht aufgefallen. Bey dem Aspidium exallatum Sw. haben die Zellen des
nierenförmigen Plüllhäutcheus eine elliptifche Form und ungefchlängelte
Ränder; dabey find fie in ftrahligen Reihen von der Mitte oder vielmehr
vom Befeftigungspunkte gegen den Umfang gerichtet, am Rande felber
der ünregelmäfsig gebildet und deshalb fcheinbar zerriften ift, liegen fie,
meiftens wurmförmig gekrümmt, in allen Richtungen b.ey einander b)
Zugleich, -was wohl zu bemerken, zeigt fich, auch im jüngften Alter, von
Spiralgefäfsen keine Spur. Dagegen hat die Oberhaut hier nicht nur
gleichförmig ausgedehnte Zellen mit wellenförmigen Rändern, fondern
felbft eine kleine Portion davon ift fchon mit einer Menge von Spalt-
gefäften verfehen. Ich nahm von einem Kapfelhaufen des genannten Ear-
renkrauts das Hüllblättchen nebft den Kapfeln mit Behutfamkeit weg, und
brachte nun ein möglichft feines Blättchen der Oberfläche, foweit fie von
der Hülje und den Früchten bedeckt gewefen war, unter die Linfe; es
a) L. c, F. VII. $, 7, — b) Tab, III. F%. 2.