bochft wahrfchemlich, und Ich habe Gelegenheit gehabt, eine Beobachtung
an diefer Pflanze zu machen, welche mir eine; wichtige Beftätigung davon
gewefen ift. Bekanntlich fitzen die Antheren hier an der Seite eines
walzenförmigen Körpers an, deflen oberes, queer abgefchnittenes Ende in
der Mitte die platte Narbe hat. Diefer Apparat ift dabey in der kugelförmigen
Erweiterung der Röhre des Blumenblatts eiogefchlofTen, fo dafs
febwer zu begreifen ift, wie eine Befruchtung hier. Statt haben könne.'
C. K. S p ren g e l bemerkte, dafs ein Weines Infekt, Tipula penni-
cornis Fahr., oft im Grunde diefer Blume in Menge gefunden werde,
welches, da ihm feine Rückkehr durch die einwärts gerichteten Haare der
Blumenkrone verfchloITen fey, fich lebhaft in derfelben herum bewege und
fo den Blumenftaub auf die Narbe bringe. Am 29. May i8 i3 , einem
fbhönen und warmen Tage, unterfuchte ich die nehmliche Pflanze im
botanifchen Garten zu Roftock und fand unter einem Dutzend Blumen
nicht eine, worin nicht eine Menge diefer Thiereben gewefen wären, welche
eiligft darin herum krochen. Doch fchien es mir, dafs fie mehr aus
eigenem Wohlgefallen ln dem „Kelfel,“ wie S p r e n g e l fich ausdrückt,
verblieben, als dafs die abwärts gekehrten Härchen des mittleren rührigen
Theiles der Blumenkrone ihnen den Rückweg verfperrt hätteu. Dafs aber
die Befruchtung durch fie bewirkt wurde, ergab fich daraus, dafs die
Pflanze viele Frucht anfetzte, welche die Gröfse einer Hafelnufs erlangte
ohne doch völlig zu reifen. Denn in den folgenden beyden Jahren unterfuchte
ich fie zur nehmlicheu Zeit wieder in gleicher Abficht, aber jene
Thierchen fand ich nicht mehr; auch fetzte die Pflanze keine Frucht
weiter an. Auch noch ein Paar andere Beftätigungen der obigen That-
fache find mir vorgekommen. J. E. Smith bey Erzählung derfelben »)
a) Introduction etc, 33/*
erinnert, dafs, ohne die Richtigkeit der Beobachtung beftreiten zu wollen,
er doch niemals jene Thierchen in der Blume der Ofterluzey bemerkte,
die er daher auch niemals Frücht, bringen fah, fo wie die nehmliehe
Urfache zu bewirken fcheine, dafs Ariftolochia Siphd L. in unfern Gegenden
fo feiten Frucht anfetze. Und ein Ungenannter führt in einer Beurtheilung
van Sm ith s Werke a) an: er finde auch in den Biüihen der Ariftolochia
Sipho jene Tipula pennicornis, und habe von zwey Exemplaren der Pflanze
im Sommer 1814 mehr als dreylig Früchte geerndtet. Zu diefen That-
fachen kömmt nun noch, dafs eine Menge beflügelter Infekten im Nektar
der Blume, welcher Saft wie bekannt zur Zeit der höchften Entwicklung
der Zeugungstheile am reiclilichfien abgefondert wird, ihre einzige Nahrung
finden, dafs diefes nicht gefchehen kaUD, ohne abwechfelnd die Staubbeutel,
deren Staub1 fich ihrem Körper aufs leichtefte anhängt, und die Narbe zu
berühren, wobey fie, befonders die Bienenarten, mit einer raftlofen Gefchäf-
tigkeit fich von einer Blume zur andern begehen. Sollte es hiebey fcheinen,
als bliebe ein fo wichtiges Gefchäft, als das der Befruchtung ift, für
manche Gewächfe zu fehr dem Zufalle überlaßen, fo ift an fo manche
Thatfachen heym Zeugungsgefchäft der Thiere zu erinnern, wo gleichfalls
auf Umftände, die uns fehr zufällig dünken, gerechnet ift, ohne dafs hier
doch jemals die ewige Ordnung und Folge der Natur geftört' wird.
Eben diefes gilt nun auch von dem Antheile, welchen man den
Winden an jenem Gefchäfte zugefchrieben hat. Schon P ontedöra fucht
diefe Meynung als eine ungereimte darzuftellen f>), ohne doch That&ehen,
' welche das Gegentheil beweifen, anzuführen. Es ift aber an und für fich
a) Leipx» Lit. Z; I'8i 5* ^ N. 70* b) Äntbolog. i 4o.