angeboren. Die Scolopendra flava De G ee r, hat keine Augen, dafür aber
■ Weit dickere Fühlhörner als die Scolopendra forficata L. und die Nerven
ihrer Fühlhörner entfpringen aus demfelben Theil und derfelben Stelle des
Gehirns, aus welcher bey der Scolopendra forficata die Stheuerven hervor-
kommen u). Die Subftanz, welche bey der letztem die Gefichtsnerven
bildet, ift alfo bey der gelben Scolopender ganz auf die Nerven der
Fühlhörner, verwandt.
Hat dies feine Richtigkeit, fo mufs endlich noch das Gefelz gelten,"
dafs e in e r le y Nerven,paare b e y v e r fc h ie d e n e n T h ie ren zwar
e in en ä h n lich e n , d o ch n ich t imm er g le ic h e n Ü r fp ru n g haben.
Jeder, der viele Thiergehirne aufmerkfam zergliedert hat, wird diefer Folgerung
beyftimmen. Man werfe nur einen Blick auf das Gehirn des Maulwurfs.
Kann man glauben, dafs die Sehenerven diefes Thiers, !die nicht
viel dicker als ein Menfchenhaar lind, die zum Auge fortgehen, ohne fleh
mit einander zu verbinden, kurz, die lieh in ihrem Volumen und ihrem
Verlauf von den Gefichtsnerven der übrigen Säugthiere fo fehr unterfchei-
den, mit eben fo zahlreichen Wurzeln und aus eben fo vielen Stellen des
Gehirns entfpringen als die des Menfchen, der Affen und anderer Thiere,
bey welchen jene Nerven die ausgebildeteften des Gehirns find? Und
doch findet man in mehrern Schriften die Behauptung, dafs diefes oder
jenes Nervenpaar beym Menfchen aus diefeu oder jenen Stellen entftehen
muffe, weil es bey gewiffen Thieren daraus hervorgeht. So follen nach
G a il T) die Nerven des fechften Paars beym Menfchen ihre Hauptwurzeln
u) YermifcHte Schriften von G. R. und L. C. Tr e v ira n us, B. 2. H. I. Tab, YTI, Fig.2 ,5.
v) Anat, et Phv’ioJ. du Syfteme nerveux, Yol. I, p. roo.
in den Pyramiden haben, weil fie fich bey den wiederkäuenden Thieren
weit herah an den Pyramiden verfolgen laifen. Aber bey andern Thieren,
z. B. dem Dachs, liegt der ürfprung diefer Nerven fo hoch herauf an der
Brücke, dafs fie fchwerlich in enger Verbindung mit den Pyramiden ßehen
können. Warum follen wir denn in Betreff diefer Nerven von den wiederkäuenden
Thieren und nicht vom Dachs auf den Menfchen fchliefsen?
Der ürfprung eines jeden Nervenpaars ift innerhalb gewiffer Gränzen,
eben fö wohl als die ganze Organifatiou des Gehirns, bey jedem Thier
auf eigne Weifet modificirt. Durch Schlüffe von jeher Art wird die
Neurologie nicht aufgeklärt, fondern mit Irrthümern überladen.
Soweit die Refultate, die ich bis jetzt aus einer Vergleichung der
Hirnorgane in den verfchiedenen Claffen und Familien des Thierreichs
abzuleiten vermögt habe. Sie enthalten neblt den, in der vorigen Abhandlung
mitgetheilten Beobachtungen die Gründe zu einer Eintheilung der
Thiere nach der Organifation des Gehirns und Nervenfyftems, einer Clalli-
fication, die für die Biologie von der höchffen Wichtigkeit feyn würde,
zu deren Vollendung aber der anderweitigen Arbeiten noch fehr viele
erforderlich find.
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