Es iß gewifs, dafs die Wäude des Zellgewebes überhaupt, indem fie
dem gröfsten Theile nach verwachfen find, doch da, wo die Verbindung
von mehr als zwey Zellen iß , fehr kleine Lücken zwilchen lieh laßen,
■ welche ich in einer früheren Schrift *) Intercellulargänge genannt habe
und die nachmals auch von L in k , S p re n g e l und K ie fe r angenommen,
von Mirbel und M old enh awe r b) aber geläugnet worden find. Ihr
Dafeyn aber iß fo augenfcheiulich, dafs man getroß an jede vorurtheils-
freye Unterfuchung des Zellgewebes, die nicht an einer, fondern au mehreren
Pflanzen und an verfchiedenen Durehfchnitten gemacht worden, appel-
liren darf. Befonders iß Cotyledan Umbilicus zu diefer Unterfuchung zu
empfehlen, deßen Blätter ein Zellgewebe von vorzüglicher Schönheit darbieten,
wo aufser den Intercellulargängen auch die Saftkörner lieh durch
ihre Gröfse auszeichnen und dabey eine äufserß regelmäfsige Lage an den
Wänden der Zellen haben. Sind nun die Netzlinien der Oberhaut die
Verbindungen von deren Zellen, £o fcheint es der Analogie völlig gemäß,
die Intercellulargänge auch in der Oberhaut anzunehmen, und diefes, Hedwigs
lymphatifche Gefäfse derfelhen zu rechtfertigen. Auch hat K ie fe r c)
wenn gleich aus andern Gründen, lieh bemühet, Hedw ig s Meynung
wieder herzufiellen. Er findet die Anficht, dafs die Oberhaut einen zelligen
Bau habe, die Netzlinien hier alfo die Verbindungen der Zellen feyen,
aus zween Gründen unwahrfcheinlich, weil nehmlich die Mafchen der
Oberhaut bey den meifien Gewächfen eine ganz andere Form haben, als
die hindurchfcheinenden, faß immer kleineren Zellen des Parenchyma,
und weil beym Aspidium Filix was jene Linien wellenförmig oder in
a) Vom inwendigen Bau d.-Gewäcbfe. 10. b) Bcytrage u, f. \y, ip5.
c) Grundzüge u. I . w, l 5l.
einem Halhkreife oder in einer Schueckenlinie verlaufen, ohne zellen- oder
mafchenfärmigp Räume eiuzufchliefsen. Allein was das Erfie hetrift, fo
kann diefes doch nichts gegen die urfprüngliche Identität der Oberhaut
und des Parenchyma heweifen, fondern höchßens anzeigen, dafs die Entwicklungsart
der Zellen der Oberhaut eine andere, als die des Parenchyma
fey. Und was das Andere angeht, fo habe ich Stückchen der Oberhaut
von Aspidium dilatatum, A. exallalum und Polypodium aureum vor mir,
worin die Linien zwar fehr ßark gefchlängelt find, doch fo dafs man hey
einiger Aufmerkfamkeit deutlich wahrnimmt, dafs fie Räume einfehiefsen «).
Vergebens aber habe ich, fo hey dem genannten Schriftßeller, wie bey
H e d w ig , nach weitern pofitiven Gründen für die Gefäfsnatur befagter
Linien mich umgefehen: wenn nicht etwa das dafür gelten Toll, dafs fel-
hige in die Poren ausmünden, was aber eine blofse, auf ihre Gefäfsnatur
gegründete Vorausfetzung iß. Es fchien nun auch nöthig, direkte Beobachtungen
über die An - oder Abwefenheit diefer vermeinten Gefäfse anzu-
fiellen, und hier Ieißeten fenkrechte Durchfchnilte der Oberhaut wiederum
alles, was man erwarten konnte. Ich bereitete von Blättern, deren
Oberhaut eine ziemliche Dicke hat, z. B. von Calla aethiopica, Eucomis
undulata, Canna indica, Silene gigantea, in gedachter Art mögligß feine
Queerfchnitte, wobey demnach das Meßer durch die Epidermis, fowohl
der oberen, als der unteren Blattfeite ging. Da alfo fämmtliche Netzlinien ■
hier queer durehfchnitten waren, fo hätten die Mündungen ihrer Gefäfse,
fich dem flarkbewaßneten Auge eben fo nothwendig darßelleu müßen,
wie es die Intercellulargänge im Parenchym unter ähnlicher Behandlung
thun. Allein man fah nichts dergleichen, fowohl an düuneren, als au
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