amheil an dem "Beyfalle gehabt, in deiTen Befitae die Evolutionstheorie
■ während eines langen Zeitraums gewefen ift. Man hielt den Gedanken,
dafs ein Gefchöpf erzeugt werden, d. h. gleichfam aus Nichts entliehen
könne, durch blofse Naturwirkung, der Majeftät des göttlichen Urhebers
aller Dinge tmangemeften. Deshalb nimmt diefes Lehrgebäude im Grunde
keine neue Hervorbringung an, fonderh will, dafs alles Lebendige vom
Anfänge der Dinge an da gewefen; .es fchiebt alfo die Frage nach dem
Urfprüngé neuer belebter Wefen nur zurück oder eigentlich hält fie unbe-
antwortlich. Es haben aber B u f fo n a) C. F. W o l f b) und Ändere das
Unzulängliche diefer Vorftellungsart, wenn man fie wirklich an die Erfahrung
legt, gezeigt, z. B. dafs fie eine unendliche Vielheit eingefchachtelter
Keime annehme, welches allen Begriff überfteige; dafs fie die Aehnlichkeit
des Erzeugten mit beyden Erzeugern nicht begreiflich mache u. f. w.
Nicht minder ift auch das Syftem der Epigenefis einer zwiefachen
Modificätion fähig. Einige Anhänger derselben vermeynen, dafs durch das
Zufammenkommen von zweyerley Saamenfeucbtigkeitèn eine Mifchung
gebildet werde, welche die Geftaltung eines neuen Wefens veranlalfe; andere
betrachten die Zeugung als eine blofse fortgefetzte und mödificirte Ernährung.
Bey jener Anficht giebt das weibliche Gefchlecht auch einen Saamen zur
Zeugung her, bey diefer, iii. folches nicht der Fall. Die erftgedachte
Meynung hat ihren Urfprung im entfernteften Alterthume, von welchem
Schriften zu uns gekommen. A r i f to t e le s , H ip p o cra te s und andere
Griechifche Naturforfcher und Aerzte, abgefehen davon, dafs fie einen
a) Iliftorie der Natur. ; 1. Th.. 2, Bd. Hamburg. iy5o. 8o - 84.
1>) Theorxa generationis. Ed. 2. Praef. 32 - 3/.
im .Pflanzenreiche. - - i5t
unmittelbaren Urfprung belebter Körper aus einem allgemein verbreiteten
Saamen der Natur, ftatuirten, - waren, was die Zeugung durch,gwey
Gefehlechter betrifft, diefer Lehre zugethau. Als dös Bildende, hiebey
nahmen fie ein unkörperliches Brincip :(anima):any welches’ theils in, der
weiblichen Gebärmutter feinen Sitz habe, theils mit dein männlichen Saamen
übergehe. So lange die Meinungen jener grofsen Alten die allgemeinen
Vorbilder des Denkens blieben, hat lieh jene Theorie in einer
Allein he rrfchäft erhalten. D e s c a r te s i'z . B. von dem W o l f a) Tagt, er,
fey der einzige gewefen, Welcher eine wahre Generationstheorie aufzuftellen
verflicht habe, meynt: es gebe jedes Gefchlecht eine Materie zur Zeugung
her, die Frucht aber bilde ficb aus der Gährung, welche durch die Ver-
mifchung beyder Saamen eintrete. Erft nach den1 Zeiten H a r v e y ’ s, deiTen
Meynung gleichfalls eine Modificätion der obigen Lehre ift, ward die
Evolutionstheorie faft allgemein geltend, bis Buffon b) das P rin c ip der
Epigenefe, im Sinne des A r i f to t e le s und feiner Nachfolger, auf eine
glänzende Weife wieder bervorzog und mit zahlreichen Beobachtungen und
Verfuchen unterftützte. Denn wenn' die Lehrgebäude der genannten Mäuner
auf den erften Anblick ziemlich verichieden erfebeinen; fo liegt diefes
doch mehr im Ausdrucke, als in der Sache. Es wird nehmlich au die
Stelle der allgemeinen Saamenflüffigkeit der Alten von B uffon gefetzt die
Vorftellung einer uriptÜDglich belebten Materie, Leftehend aus einer Unendlichkeit
von Theilen von unzerftörbarer ftetiger Wirkfamkeit, welche
Theilchen lieh in der Ernährung und Zeugung vereinigen, um ein lebendiges
Ganze darzuftellen, welche Vereinigung der Tod wieder aufhebt.
Zum andern ftatuirt B u ffo n innerliche Formen, die von jenen belebten
») L. c. Praef. 32. 3 i. — b) A, a. O. Kap. S. 3. 4.