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weifsen, gekräufelten, am Rande ausgezackten, häutigen Säumen gedrängt
befelzt. Hier giebt es alfo Tbeile, die Organen der hökern Tbiere gleichen,
von denen wir gewifs willen, dafs fie Sinnesorgane lind. Die äufsere
Gehalt diefer Bartfafern ilt die nehmlicbe, welche die Zunge der Spechte
hat. Die Wärzchen an der Balis derfelben lind den Haut- und Zungenwärzchen
des Menfchen ähnlich, und die häutigen Säume des Organs find
ganz dazu gemacht, um von den leifefien Erfchütterungeu des Wallers
bewegt zu werden.
Aber find denn auch die gedachten Röhren der Rochen und Ilayen
eine Art von Taltwerkzeugeu? Dies können fie fckwerlich feyn. Es ift
nicht wahrfclxeinlich, dafs ähnliche Eindrücke, wie wir durch die Hautwärzchen
erhalten, durch einen langen, mit Gallerte angefüüten Cylinder
zu den Nerven des fünften Paars füllten fortgepflanzt werden können.
Aber was fie eigentlich find, wage ich nicht zu heftimmen. Bey allen
übrigen Fifchen, die ich bisher zergliedert habe, ilt mir nichts vorgekommen,
was hierüber einigen Auffehlufs hätte geben können. Beym Cyclopterus
Lumpus fand ich zwar zu heyden Seiten der obern Kinnlade, zwifeken
den Geruchsorganenin eigenen Höhlungen der, dielen Zwifchenraum ausfüllenden,
knorpelartigen Malle kleine, häutige, eine käfeartige Materie
. enthaltende, an ihrem innern, fiumpfen Ende verfchloflene Schläuche. Aber
ich traf keine, zu dielen Theilen gehende Nerven an. Nur genauere
Beobachtungen über die Lehensäufserungen der Rochen und Ilayen, als wir
bis jetzt haben, können uns hier weitere Auffchlülle verfchaffen, und nnr fo
viel, glaube ich, läfst lieh für jetzt behaupten, dafs das Gebiet der Sinne
nicht bey allen Thieren auf das der unfrigen befchränkt ilt, und dafs es
vorzüglich die Nerven des fünften Paars find, die lieh in eigenen, von den
unfrigen verfchiedenen, Sinneswerkzeugen ausbreiten.
V I .
Ö E Y T R Ä G E
ZU R
VERGLEICHENDEN ANATOMIE UND PHYSIOLOGIE
DER
S E H E W E R K Z E Ü G E .
W e r dié Lehre vom Sehen für den Theil der Biologie anfiekt, der des
Ausgemachten mehr als irgend ein anderer enthält, hat wohl keine irrige
Anficht. Aber lehr irrig wäre es, zu glauben, diefes Ausgemachte fey von
gfolser Wichtigkeit in Vergleichung mit dem, was uns alles noch an einer
vollfiändigen Kenntnifs der Functionen des Gefichtswerkzeugs fehlt. Der
Lücken in diefem Fach würden weit mehr und weit gröfsere, als Mancher
vielleicht wähnt, vorzüglich dem lieh zeigen, der ein ausführliches und
genaues Gemäklde der verfchiedenen Bildung und der Verrichtungen aller
Theile des Auges auf den verfchiedenen Stufen der thierifchen Organifation
zu entwerfen verfuchte. Ich habe einige, zum Theil noch nicht gehörig
beachtete, zum Theil noch unbekannte Materialien zur vergleichenden
Anatomie und Pkyfiologie des Auges gefammelt, die ich hier niederlege in
der Hoffnung, dafs fie für den, der lieh an ein folches Gemählde einfi
wagen wird, nicht ohne Werth feyn und Stoff zu weitern Unterfuchungen
enthalten werden.
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