Verdienfie Laben, mahnen zwar ihre Schüler ab vom Suchen nach
Hülfe bey der Göttin der Weisheit, auf ihren Reichthum an Kenntnilfen,
auf die Kunfi, womit ihre Schätze von ihnen geordnet find, auf den
Genufs, den ihnen ihr Sammeln und Ordnen ein langes Leben hindurch
gewährt hat, und auf das ewige Irren derer, die fich dem Philofophiren
ergeben, hinweifend, und meinend, jener Nothwendigkeit werde man fich
überhoben finden, weun man nur emfig und unyerdroilen nach ihrer Weife
zü fämmeld, zu vergleichen und zu ordnen fortfahre. Doch diele geben1
immer nur neue Räthfel dem Denker, nie aber die Auflöfung eines der
Probleme, welche ihn hefchäftigen, oder, wo lie dies thuu, gehen fie
unbewufst von philofophifchen Gründen aus.
Mag es feyn, dafs man in der Naturwiflenfchaft diefem und jenem
philofophifchen Syfiem zu viel vertrauet hat. So wollen wir diefem
Syfiem nicht weiter glauben, aber darum die Philofophie nicht verdammen!
Als der Compas erfunden war, lief jeder Schiffer aus, voll feiten Vertrauens:'
mit ihm weit hinaus über die G.ränzen aller befahrnen Meere zu
gelangen und ficlaer den Rückweg zu finden. Jene Hoffnung wurde auch
oft erfüllt, aber nicht immer diefe. Man kannte noch nicht die Abweichung
der Magnetnadel und deren Gefetze. Viele gerieihen in unwirthbare
Gegenden und Manche fcheiterten, indem fie ohne Mifstrauen ihrem Weg-
weifer folgten. Die Geretteten fchworen, fich nie wieder von einem fo
falfchen Führer; leiten zu laffen, fondern wie ihre Voreltern zu den Siemen
auf dem Meere hinau&ufchauen. Jene Schiffenden find wir Alle, die der
Philofophie vertrauten, und diefe ilt unfer Compas. Einige haben den
ihrigexs/fzerbrochen , und , bleiben nun daheim bey Weib und Kindern.
Andere, die fich aus dem engen Hanfe herausgpzogen fühlen und fich doch
nicht auf ihn verlaffen wollen, finden zwar die befahrnen Wege nach der
Weife ihrer Väter, kommen aber nicht aus dem bekannten Kreife. Noch
andere bedienen lieh feiner, verlaßen fich aber nicht auf ihn allein, fondern
ziehen auch den Stand der Sterne zu Rathe, und nur diefe gelangen über
Thule hinaus- W e n n manche der letztem behaupten, fie hätten keinen
Compas auf ihren Entdeckungsreifen gehabt, ihr Eifer im Beobachten der
Sterne und ihre Kunß, diefe zu befragen, feyen es allein, denen fie ihre
Entdeckungen, verdanken, fo täufchen fie fich und Andere. Ihre Steuermänner
befragten, ohne ihr , Wißen die Magnetnadel und leiteten fie in
finßern Nächten, wo fie ohne diefe verfchlagen feyn würden.
Wer vermag, um dem Gegenfiande, worüber , ich hier einige Gedanken
mittheilen werde, näher zu kommen, die Nothwendigkeit irgend eines
Charakters einer Gruppe von Naturprodukten ohne Hülfe der Philofophie
zu beweifeh? Die Nplhwendigkeit der Eintheilung diefer Körper in Thiere
Pflanzen und Mineralien iß Jedem einleuchtend. Aber die allgemeine
Gültigkeit irgend eines Charakters des Thiers, der Pflanze und des Minerals
läfst, fich nicht aus. Erfahrnngsbeweifen einleuchtend machen. Eine neue
Schwierigkeit erhebt fich, wenn mau die verfchiedenen Klaffen der organi-
firteu Körper, hefonders der Thiere, in Hinficht auf ihre einzelnen Organe
mit einander vergleichen will. Ohne eine folche Vergleichung iß kein
natürliches Syfiem diefer Körper möglich, und hierbey entßeht immer die
Frage: Ob alles Organifche nach einem und demselben Prototyp, oder nach
verfchiedenen Urformen entwickelt iß? Gilt das Letztere-, fo find die
Bildungsgefetze der einen Thierklaffe nicht auf die andere anwendbar. Es
läfst fich dann z. B. nicht fragen: mit welchen Organen der Säugthiere die
hornartigen Theile der Infekten Übereinkommen? Viele Verwandfchaften
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