igo Nachtrag zu der Abhandlung u. s. w.
mehrmals an fchönen Tagen kleinere Arten der Bienengattung in diefer Blume
beobachtet, durch welche gedachte Operation fo unter meinen Augen vor fich
ging, dafs ich daran nicht ferner zweifeln durfte. ■— Was aber die Aufnahme
und Fortführung des Blumenflaubes von der.Luft betrifft, fo halte ich davon im
Frühjahre 1820 einen auffallenden Beweis. Am 22. May, nach einem vier
und zwanzigfiündigen Hegen, den auch nicht der geringfle Wind begleitete,
war die Oberfläche der hiedurch gebildeten kleinen Pfützen vor dem Sand-
tliore und Oderthore zu Breslau und in dortiger Vorftadc mit einem gelben
Staube zum Theil dicht bedeckt. Ich unterfuchte diefen durch das Mikrofkop
und erkannte den noch unveränderten Blumenftaub des Pinus fylveßris, nehm-
lich längliche, in der Milte bauchige Körper, welche aus drey mit körnigem
Wefeu angefüllten Kugeln zufammengefetzt fchienen, von denen die beydcn
Endkugeln kleiner und ziemlich undurchfichtig, die in der Mitte gröfser und
Hark durchfcheinend war. Nun aber finden fich in der Nähe der Oerter wo
diefe Erfcheinung bemerkt ward, keine fo erwachfene und fo zahlreiche Fichten,
dafs, fie den Blüthenfiaub dazu hätten liefern können: es konnte derfelbe alfo
nur aus einer Entfernung von einer halben Stunde und darüber durch die Luft
hergebracht feyn-, aueh hat es der begleitenden Umfiände wegen den Anfchein
dafs er mehrere Tage hindurch in der Luft, auf was immer für eine Art, verweilt
habe. Kann aber eine folche Menge Blülhenflaubes von der Luft aufgenommen,
unverändert fellgehalien und dann in bedeutende Entfernungen
getragen werden, fo kann derfelbe ficherlich auch, wenn er auf feinem Wege
eopceptionsfähige Narben der'Art, wovon er genommen worden, autrifft, folche
befruchten, wenn gleich zugegeben werden mufs, dafs Millionen von Pollen-
körnem auf diefe und andere Art verloren gehen mögen, ehe eines die Stelle
feiner Beftimmung findet.
V .;!
EINIGE BEMERKUNGEN
ÜBER
DAS K E IM E N D E R G EWÄ C H S E .
B e y Betrachtung der noihwendigen Bedingungen für das Keimen der Gewächfe
bemerket L in k =): es werde dazu in der Regel erfordert, dafs der Saame
reif fey; doch habe Senebi-er das Keimen auch an grünen unreifen Erbfcn
wahrgenomme.n. Da diefer Ei folg mir dem, was man in der thierifchen
Oeconomie bemerkt, zu fehr entgegen zu feyn fchien, fo legte ich Zwölf
Saamen von Vicia fativa L. in einen Topf mit Gartenerde. Von diefen
Waren vier entfchieden unreif, d. i. wiewohl zur völligen Gröfse erwachfen,
waren fie doch, fo wie das Saamengehäufe, noch durchaus grün und faftig.
Vier andere hatten bereits die gelbe Farbe, welche die Elaboriruug der
mehligen Subllanz anzeigt; aber fie waren, fo wie auch die Frucht, noch
mit Feuchtigkeiten erfüllt. Die letzten vier waren ganz reif und, neblt ihrer
Hülfe, völlig trocken. Nach vierzehn Tagen war das Refultat folgendes:
die acht lelztgedachlen Körner waren fämmtlich gekeimet und ihr Stärnm-
chen bereits zu einer Höhe von drey Zoll erwachfen, und ich konnte
a) Gruadl. der Annt. u» Pliytrol, der Pflanzen. S36.