vogel fehen eben fo fcharf und vielleicht fchärfer als der Meufch und
mehrere andere Säugthiere, die an abfoluter Gröfse der Gefichtsuerven weit
über ihnen flehen. Unter den Infecten verrathen mehrere einen eben fo
fcharfen Geruch als manche höhere Thiere, obgleich fich bey ihnen nicht
einmal eigene Gerüchsnerven angeben laßen und diefe, welche fie auch
feyn mögen, nur fehr klein feyn können. Es iß alfo das Verhältnifs das
einzelnen Nerven zum ganzen Nervenfyftem und befonders zum Gehirn,,
wovon deffen Wirkungsvermögen abhängt. Aber auch durch diefes wird
nur die Stärke, nicht die Qualität der Wirkungen beftimmt. Die fcharf
riechenden und mit relativ grofsen Geruchsnerven verfeheneu Thiere befitzen
nicht die Empfänglichkeit für Mannicßfaltigkeit der Gerüche wie der Menfcb,
deffen Geruchsnerven relativ nur klein find Das mufikalifche Gehör iß
ebenfalls unabhängig von der Gröfse der Hörnerven. Bey dem Menfchen
und den Singvögeln find diefe nicht fo grofs, öder wenigßens nicht gröfser
als bey andern Thieren, die keine Empfänglichkeit für Mannichfalügkeit
und Harmonie der Töne haben.
Wir kennen nicht die Function irgend eines einzelnen Hirnorgan»,
foudern blos die Refultate des gemeinfchaftlichen Wirkens aller. Vergleichen
wir diefe bey den verfchiedenen Thieren mit der Bildung des Gehirns, fö
finden wir Beweife, dafs diefelben gleichfalls mit der relativen Gröfse der
einzelnen Hirnorgane in einer gewiffen Verbindung ßehen. Diefe Gröfse
iß gewifs nicht umfonfi verfehieden bey jeder verfchiedenen Thierart*, nicht
umfoüfi find dem Menfchen gröfsere und zahlreichere Hirnwindungen als
den übrigen Thieren und vielen der letztem dagegen weit gröfsere Hippo-
campi als dem Menfchen verliehen. Doch, was fich hieraus folgern läfst,
find blos die allgemeinem Verhältniffe des Senforiums zum übrigen Organismus
und zur äufsern Welt. Die Beßimmung diefer Verhältniffe iß zwar fchon
von grofser Wichtigkeit für die Biologie. Aber wenn irgendwo im thieri-
fchen Leben die Mifchung das Erfie iß, fo iß fie es gewifs im Lehep des
Gehirns, und hier werden uns ihre feinem Verfchiedenheiten vielleicht
fiets verborgen bleiben. Die irdifchen Feffeln der Pfyche find wahrlich
von zarterer Art, als dafs fie fich durch Belaßung des Schädels entdecken
laffeu. Was über Craniofcopie von G a il gefabelt iß, mufs jedem, der die
Natur näher unlerfucht hat, fo ganz als Fabel erfcheinen, dafs jedes Wort
darüber unnötbig feyn würde.