gewifs, dafs der Blumenftaub oft genug auf eine fehr Achtbare Art ficli in
der Luft ausbreite. Befonders find es die Gräfer und die bäum - oder
ftrauchartigen Gewäcbfe mit getrennten1 Gefchlechterh, welche eine grofse
Menge Blumenfiaubes haben,, der lieh zuweilen wölkenartig ' erhebt ünd
vom Winde fortgeführt wird. K e i th befchreibt a) eine folche allgemeine
und mehrmalige Entladung von Pollen auf einem Rockenfelde, und
Mappus führt als eine, unter den Landleulen bekannte Erfahrung au,
dafs der Weizen keine : reichlichere Frucht! und keine volleren Körner
bringe, als wenn zur Zeit der Blüthe ein lebhafter Wind bläfet. Nach.
D u h am e l'? ) find in grofsen Kieferwäldern während eines gelinden Regens
die Bäume wie mit einem dicken Rauche umgeben, welcher aus dem abge-
ipülten Blumenftaube feinen Urfprung hat. Man fchüttle im Frühjahre
blühende männliche Zweige; von Birken, Erlen, . Wachholdern und;Hafel*
Itauden’, um fich zu überzeugen, welche Menge Staubes vou der Luft: auf*
genommen und weggeführt werde. Dafs diefes nun der Befruchtung ■ zu
Gute komme, dafür fprechen mancherley Thatfachen. Da z. B. die Dattel*
palme ohne den männlichen Blüthenfiauh keine reife Frucht giebt, fo äufsert
fehon Profp. A lp in u s d), dafs die: Bäume diefer Art, welche in der
Arabifchen Wüfte ganze Wälder bilden, und däfelbft ohne Zuthun von
Menfchenhänden reichliche und vortreffliche Frucht bringen, diefes den
Winden verdanken, welche den Staub von den Männern auf die weiblichen
Blüthen führen'. ' In dem oben erzählten Verfluche mit Mercurialis perennis
würden die weiblichen Pflanzen nicht befruchtet, wenn fie 22o Schritt
von den männlichen entfernt Händen, wohl aber, wenigftens zum Theile,
a) Syftem of Physiol. botany. II. 35u — b) Hirt. pl. alfat.
c) D u r o i Harbkefcbe Baumzucht, II. i 4. ’S* d) De plantis Aegypti, »5.
wenn die Entfernung nur 3o Fufs betrug. Eben fo wurden in Spallan«
z a n i’ s Verfuchen mit Mercurialis anuua a) alle Saamenänlagen der weiblichen
Pflanze befruchtet, wenn letztere fich dicht neben der männlichen
befand, weniger, wenn fie etwas von ihr entfernt wurde, und keine, wenn
die Entfernung beträchtlich war. Der Vf. der Kritik wendet ein b); es
fey wahrfcheinlich, dafs im letzterwähnten Falle, fo wie in ähnlichen, die
Annäherung der männlichen Pflanze nicht dadurch gewirkt habe, dafs fie
die Uebertragung des Blumenfiaubes möglich gemacht, fondern dadurch,
dafs die erfte fich in Berührung mit der andern, oder wenigftens in ihrer
Atmofphäre befand, fo wie manche Pflanzen yon Natur gefellig leben und
nur iu diefer Annäherung fich wohl befinden. Allein zu diefen gehört
Mercurialis annua keinesweges, und gefetzt es wäre der Fall, fo ziehen
wir in unfern Gärten eine Menge von Gewächfen, die im Nalurzüftande
gefellig leben, z. B. Arten von Erica, Fragaria u. f. w. ohne dafs die Vereinzelung
ihrer Befaamung hinderlich wäre. Ueberdies lehrt der obige
VerfucR mit Mercurialis perennis das Gegentheil, indem man hier eine
Anzahl weiblicher Stengel beyfammen, und fo, dafs ihre Blätter fich nachmals
überall berührten, in einen Topf gepflanzt hatte, von denen jedoch
nur ein einziger, deflen Stigmate nehmlich mit Pollen beftrichen worden,
Frucht brachte.
Es hat demnach der Lehrfatz, dafs. Infekten und Winde *zur Befruchtung
beytragen, wichtige Gründe und unverwerfliche Beobachtungen für fich;
nur ift freylich diefer Einflufs mit C. S p ren g e l c) fehr einzufchräüken.
a) A. a. O. §. 24-26. — b) S. 38.
c) Vorn1 Bau u, d. Natur der GeWäch'fe. [ 5-i 7. J
s