„Befruchtung beweifen.“ S. fchliefst daher aus feinen Verfuchen keines*
•Weges, dafs die Lehre vom Gefchlecht der Pflanzen grundlos fey, fondern
nur, dafs fie eingefchränkt werden müfle. „Es erhellet, fagt er a) , aus
„diefen Beobachtungen am Haiif, den Kürbiflen, dem Spinat, verglichen
„mit denen, welche am Bafilicum, dem BiDgelkraute, den Palmen n. f. w.
„gemacht worden, dafs eine fehr grofse Menge von Pflanzen des männlich
en Blumen (taubes bedürfen, um befruchtet zu werden, dafs es aber
„deren giebt, welche ohne diefen Staub fruchtbar find.“ Müllen wir demnach
gewifle Thatfachen als Regel betrachten, welche der Beobachter
ausdrücklich nur als Ausnahmen angefehen willen will? Der Vf. der Kritik
meint zwar (S. 9), dafs, wenn auch nur eine einzige ficherej Thalfache vorhanden
fey, wo ein Saamenkorn im Eyerftock ohne Zuthun des Pollen zur
Vollendung gekommen, diefe das Lehrgebäude vom Gefchlechte der Pflanzen
nicht zuläffig machen würde. Allein diefes würde doch nur dann der
Fall feyn, wenn man mit den zahlreichen, eben fo fichern Erfahrungen,
welche für die Sexualität im Pflanzenreiche fprechen, fertig geworden;
es fehlt aber viel, dafs diefes auf irgend eine befriedigende Art geleiftet
worden wäre. Eine weit natürlichere Folge daher, welche aus jenen Thatfachen
lieh ergäbe, wäre diefe, dafs es Fälle gebe, wo die Befruchtung der
Eyer vom Pollen durch einen andern Vorgang, der jenem analog und verwandt
ift, erfetzet werde. Aber S p a lla n z a n i hatte bey feinen Verfuchen
noch einen andern Gedanken. Bekanntlich Hellte er diefelben keinesweges
in der Abficht an, die Befruchtungslehre, welche ihm überhaupt genommen
ausgemacht fcheint, zu widerlegen, fondern nur, um auch im Pflanzenreiche
aufzuzeigen, was er für das Thierreich bereits an den Fröfchen, Kröten und 1
1) A. a. O, 9. 4g,
Salamandern wahrgenommen, dafs der Embryo auch hier vor der Befruchtung
exiftire und durch diefelbe nicht zum Dafeyn, fondern nur zur Entwickelung
gelange. Allein er ift aufrichtig genug zu geßehen, dafs, trotz
aller Mühe, die er lieh gegeben, er doch deflen erftes punktförmiges
Erfcheinen in vielen von ihm deshalb unterfuchten Pflanzen nie vor dem
Austritt des Pollen habe bemerken können. „Alle diefe Beobachtungen,
„fagt er a) , kommen darin überein, dafs die Saamen vor dem Reif werden
„und Einwirken des Blumenftaubes bereits fichlbar waren, das Pflänzchen
„aber mit feinen Saamenlappen erft nachher.“ Bey Dolichos und Pifum
betrug diefer Zeitraum iaTage, bey Vicia Faha iö — so , bey Sparlium
junceum 25Tage nach dem Abfallen der Blume !l). Er nahm das Kochen,
den Weiogeift zu Hülfe, aber wiewohl er den Embryo dadurch um einige
Tage früher fichlbar machen konnte, gefchah es doch immer erft i 4 Tage
nachdem die Blüthe aufgebrochen war c). Da auch ich mich mit diefem
Gegenftande zu einer gewiflen Zeit anhaltend befchäftiget habe, fo find
zahlreiche Fälle von Saameubildung zu meiner Beobachtung gekommen,
welche mir ohne Ausnahme das Obige beftäliget haben. Der Embryo
zeigte fich immer erft nachdem feine Umhüllungen fehr in der Entwicklung
vorgefchritten waren, in Geftalt eines Kügelchen, welches nur durch
bedeutende Vergrößerung fichlbar ward, und diefes nicht, als nur eine
geraume Zeit nach dem Abfallen der Blüthe und ihrer Theile c).
Es wird alfo aus S p a lla n z an i’ s und einiger anderer Beobachter
Erfah rungen über eiu Vollkommenwcrden von Saamen ohne vorhergegangene
a) Expeiiences etc. Me in, für Ia gdne'r. de div, plante.. $, i 3*
1>) §. 1 - 7 . — c) §. 4o*
d) Yon Entwicklung des Embryo u, f, w. im Pflanzeney, 54,
o