
ohne Zweifel die Schiffe zerstören und für das Auftreten des Phaeton
blutige Rache an den Engländern nehmen würden, wenn er sie als
solche verriethe. Alle Bitten und die bestechendsten Versprechungen
blieben ohne Erfolg; der zähe Holländer war unbeugsam und zwang
die englischen Commissare, um zugleich den Vortheil seiner in jenem
Augenblick freilich in Wirklichkeit nicht bestehenden Regierung
wahrzunehmen und alles Blutvergiessen zu vermeiden, zu einer
schriftlichen Uebereinkunft, der zufolge ihm die Ladung der beiden
Schiffe ausgeliefert und von ihm an die Japaner verkauft, von der
gelösten Summe aber zunächst die Schulden der Factorei an die
Geldkammer und die Kosten derselben für die verflossenen Jahre
gedeckt werden sollten. Für den Uebersehuss versprach Doeff, den
Commissaren eine Quantität Stabkupfer zu verschaffen, und stipulirte,
dass der Ertrag des ihm daran zukommenden Antheils an seine Bevollmächtigten
in Batavia ausgezahlt werden sollte168). Er verwahrte
sich in diesem Schriftstück ausdrücklich gegen Anerkennung
der englischen Obrigkeit in Batavia, blieb als Handelsvorsteher
auf D e s im a , und fuhr fort, dort die holländische Flagge zu hissen.
Dieses Uebereinkommen wurde bis auf die Zahlung der von Doeff
stdpulirten Summen in allen Stücken ausgeführt; es gelang mit Hülfe
einiger in das Geheimniss gezogenen Dolmetscher, die japanischen
Behörden zu täuschen. Um sich aber für die Zukunft vorzusehen,
da ja die fernere Gestaltung der politischen Verhältnisse namentlich
für Doeff in tiefes Dunkel gehüllt war, so sandte er seinen Assistenten
Blomhoff auf das Ehrenwort der Engländer als Bevollmächtigten
mit nach Batavia, um sich dort über die Lage der Dinge genau zu
unterrichten und mit Sir Stamford Raffles die Art zu verabreden,
wie mit beiderseitigem Nutzen, aber ohne die holländische Flagge
zu streichen, der Handel zwischen Batavia und Japan weiter betrieben
werden könnte, bis die politischen Verhältnisse sich geklärt
hätten. — Wardenaar und alle englischen Beamten mussten sich
also unverrichteter Sache einschiffen, während auf D e s im a die frühere
Gesellschaft, mit Ausnahme BlomhofFs, zurückblieb. Die von den
Engländern mitgebrachten sehr werthvollen Geschenke überreichte
Doeff dem S io g i jn im Namen der holländischen Regierung.
Im August 1814 meldeten die Wachen abermals ein europäisches
Schiff, das bei dem stürmischen Wetter wohl mit Absicht
168) Ein jährliches Emolument, das an die Stelle des Antheils getreten war,
welchen die Factoreivorsteher früher am Kambang - Handel gehabt hatten.
des Befehlshabers zur Nachtzeit in die Bucht einlief, so dass die
nur Blomhoff bekannten geheimen Signale nicht beobachtet werden
konnten. Dieser war nicht an Bord, und es erwies sich, dass Sir
Stamford Raffles abermals den zum Nachfolger Doeff’s ernannten
Cassa mit denselben Forderungen wie im vorhergehenden Sommer
nach N a n g a s a k i sandte169). Doeff aber, der über seinen Bevollmächtigten
Blomhoff keine genügende Auskunft erhielt, weigerte
sich abermals die Factorei auszuliefern; Cassa musste sich zu einem
ähnlichen Abkommen wie das erste Mal bequemen, und segelte
wieder unverrichteter Sache heim. Vor der japanischen Obrigkeit
blieb die Läge der Dinge auch dieses Mal geheim, doch hielt es
schwer, triftige Gründe namentlich d a fü r anzugeben, dass Doeff
noch immer nicht abgelöst wurde. Nur seine grosse Kenntniss der
Verhältnisse und das in nunmehr sechszehnjährigem Verkehr erworbene
Vertrauen der japanischen Regierung machten es ihm
möglich, den Betrug durchzuführen.
Die Holländer blieben nun wieder drei Jahre ohne Nachricht
aus der Heimath. Endlich im Sommer 1817 kam Blomhoff, welchen
Sir Stamford Raffles vergebens durch glänzende Anerbietungen auf
seine Seite zu bringen gesucht und dann trotz dem Ehrenworte der
Commissare als Kriegsgefangenen n a c h E n g l a n d geschickt hatte, mit
dem ersten holländischen Schiffe wieder nach N a n g a s a k i , um den
nun seit neunzehn Jahren auf D e s im a eingeschlossenen Doeff als
Handelsvorsteher abzulösen. D e s im a ist der einzige Fleck der Erde,
wo die holländische Flagge während der Einverleibung der Niederlande
in das französische Reich ununterbrochen geweht hat.
So scheiterten die Bemühungen der Engländer, die Niederländer
aus ihrer Stellung in Japan zu verdrängen170). Sie machten
im Jahre 1818 noch einen Versuch, den Verkehr anzuknüpfen, wahrscheinlich
wieder auf Veranlassung von Sir Stamford Raffles, der
seinen Landsleuten den japanischen Handel, wie er sich ausdrückt,
»um jeden Preis« zu verschaffen wünschte. Im genannten Jahre
erschien im Golfe von Y e d d o ein kleines englisches Schiff, das
1G9) gir Stamford Raffles redete Doeff diesmal in seinem S.chreiben als »Mitvorsteher
« an und meldete die Zahlung des contractlich ihm zugesicherten Autheiles
an dessen Bevollmächtigte in Batavia. Doeff behauptet, weder diese, noch die 1814
stipulirte Antheilsumme empfangen zu haben.
17°) Die Darstellung dieser Begebenheiten ist aus den Berichten der Ho l l ä n de r
geschöpft, welche gegen England zu jener Zeit äusserst erbittert waren.