
meisten Kleidungsstücke wahrscheinlich im Hause von dem Weiblichen
Th eil der Familie verfertigt werden; man sieht die Frauen
und Mädchen vielfach mit Näharbeiten beschäftigt.
In den Fächerläden findet man dieses allerunentbehrlichste
Geräth des Ost-Asiaten in unendlicher Mannichfaltigkeit, gross und
klein, schwer und leicht, fein und grob. Das Gestell ist aus
Bambus, die Bekleidung Papier, weiss, schwarz und buntfarbig,
mit Goldsprenkeln, bedruckt und bemalt, von der saubersten
Arbeit. — In anderen Läden werden Sonnen- und Regenschirme
verkauft; ihr Gestell ist ebenfalls ganz von Bambus, , der Ueber-
zug von geöltem Papier, bald weiss, bald blau oder grau, auch
diese Arbeiten von erstaunlicher Nettigkeit und unglaublich wohlfeil;
ebenso die Regenmäntel aus geöltem Papier, die, vollkommen undurchdringlich
und haltbar, nur einen I t s i b u fe einen halben Thaler
kosten. Eine besondere Art Regenmäntel tragen die Landleute: sie
sind aus feinem Stroh geflochten, das aussen lang herabhängt wie
dichtes Haar. Solch Bäuerlein mit dem pilzförmigen Regenhut und
dem Strohmantel sieht aus wie ein wandernder Schober.
Die Pfeifenläden bieten grosse Auswahl. Das Rohr der
japanischen Tabakspfeife ist gewöhnlich spannenlang, aus Bambus,
zuweilen lackirt; Spitze und Kopf aus Metall, oft reich verziert,
bald in Relief, bald in tiefer Grävirung oder mit edelen Metallen
eingelegt. Die Masse ist silberweiss oder messinggelb, kupfer- und
eisenfarben, oder stahlblau, darunter Legirungen die uns ganz
fremd sind. Manche Luxuspfeifen sind ganz von Metall. Jeder
Japaner trägt sein Pfeifchen in einem Futteral aus Lederpapier oder
Korbgeflecht mit einem dazu gehörigen Tabakstäschchen bei sich;
sie hängen an einer seidenen Doppelschnur, welche durch den
Gürtel gezogen wird und in einen breiten Knopf endigt.
Die unterhaltendsten von allen Kaufläden sind die Trödelhuden;
es giebt deren in Y e d d o unzählige von den verschiedensten
Classen wie bei uns, vom »Magasin d’objets d’art et d'antiquites«
bis zum Alt-Eisen-Kram herab. Man sieht dort die schönsten
Sachen und fühlt sich jeden Augenblick versucht still zu stehen,
alle die Raritäten zu begaffen, zu betasten, denn in Japan hindert
bedeckten Stellen nehmen keine Farbe an und treten beim Auswaschen weiss heraus,
in sauberster Schärfe der Linien und Umrisse'. Die eigentliche Zeichnung des
Wappens wird in Japan gewöhnlich ausgespart, so dass sie sich in der Farbe des
Gewandes auf weissem Grunde absetzt.
daran keine neidische Glasscheibe. Der Laden nimmt meist die
ganze Front des schmalen Hauses ein, der Ö ; Estrich, 7 auf dem der
Besitzer kauert, ist zugleich Ladentisch. Die Waare wird, wie bei
uns in den Schaufenstern, zur Seite und im Grunde auf Gestellen
ausgelegt, oder hängt an Schnüren von der Decke herab. — Bei
grösseren Handlungen dehnt sich das Waarenlager durch weitläufige
Gelasse nach den Hintergebäuden anslBBI In den Trödelbuden findet
man alte Lack- und Bronzesachen und allen möglichen Hausrath,
ferner besonders schöne Metallverzierungen zu Brief- und Tabakstaschen
und Knöpfe zum Festhalten der letzteren. Der japanische
Luxus beschränkt sich auf wenige Gegenstände, darunter stehen
die Zierrathen der Rauchgeräthe in erster Reihe; man sieht sie
bei den Trödlern in Unglaublicher Menge und Mannichfaltigkeit
und von der kunstreichsten Arbeit, vor allen die Taschenhalter.
Bald sind es breite Knöpfe von Horn, Holz, Elfenbein oder Metall,
in Relief geschnitzt, mit kunstvoller Lackarheit, getrieben, ciselirt,
emaillirt, bald Thier- und Menschengestalten oder Gruppen davon
en ronde bosse geschnitten, viele, namentlich unter den älteren,
von der allervortrefflichsten Zeichnung und Ausführung. Die
meisten Darstellungen sind humoristisch und von erstaunlicher
Lebendigkeit, dabei mit tiefem Verständniss der Natur bald breit
und skizzenhaft hingeworfen, bald mit vollendeter Meisterschaft
bis in das Kleinste fertig gemacht. Die Metallarbeiten sitzen oft
als runde Schilde in Knöpfen von Elfenbein oder hartem Holz,
andere bilden die Schlösser der Brief- und Tabakstaschen; sie
werden aus verschiedenen Legirungen gefertigt, deren Haupt-
bestandtheil immer Kupfer zu sein scheint. Oft sind in einem
Schloss oder Knopf von kaum einem Quadratzoll Oberfläche drei
bis vier farbige Legirungen in getriebener, ciselirter, eingelegter
und tiefgeschnittener Arbeit mit ausgesuchtem Verständniss zu einem
Ganzen verschmolzen; die Farbencontraste bilden dabei einen wesentlichen
Reiz. Der Geschmack und die Kunstfertigkeit der Japaner
in diesen kleinen Arbeiten ist unübertroffen. Auch hier walten neben
rein ornamentalen Mustern die humoristischen Sujets vor; äusserdem
sieht man Thiere, fabelhaft phantastische Drachen, Ungeheuer und
Gespenst,er, Blumen und Blätter, Darstellungen aus dem täglichen
Leben und. tausenderlei Anderes. Beispielsweise mögen hier' einige
beliebte Gegenstände genannt werden: der Hase als Apotheker, vor
einem Mörser den mächtigen Stössel rührend; ein Kater, der mit