
Opiumläden aufzuheben, und es kam zu einem Zusammenstoss, bei
dem zwanzig Chinesen das Leben verloren und viele verwundet
wurden. Eine Controlle der Opium-Einfuhr ist unmöglich, da
Singapore ein Freihafen ist.
Der Gouverneur der Colonie und sein Stab, der Oberrichter,
und die Ofßciere der Garnison erwiesen der preussischen Gesandtschaft
viel Höflichkeit und machten ihr den Aufenthalt sehr angenehm.
Der Gouverneur Colonel Cavenagh steht im kräftigen
Mannesalter und hat manches Schlachtfeld gesehen. Bei Gwalior
wurde ihm ein Bein abgeschossen, und im letzten indischen Feldzuge
der Arm verstümmelt, — das Bein ist von Holz, und der Arm
hängt in der Binde, aber die Willenskraft des Invaliden ist ungeschwächt,
und es gehört nicht wenig Geistesklarheit, Festigkeit und
Haltung dazu, eine so volkreiche Colonie mit so geringen Kräften
zu regieren und zu fördern. Man erstaunt über die kleine Zahl
europäischer Officiere und Beamten, die hier -B wie in Ost-Indien
und überhaupt in allen englischen Colonieen — grosse Massen nicht-
christlicher, halbbarbarischer Völker beherrschen, zügeln und erziehen.
Der Gouverneur, sein Adjutant, der Oberrichter mit wenigen
Beamten und der Commandeur des 40. Native-Madras-Regiments
mit fünf Officieren üben die vollste Autorität nicht nur über die
Insel Singapore mit einer halbwilden Mischbevölkerung von fast
100,000 Köpfen, sondern auch über die Colonie Malacca auf dem
hinterindischen Festland. Die ansässigen europäischen Kaufleute
sind unter die Beschützten zu rechnen, so dass die Regierung im
Falle eines Aufstandes einzig auf die Energie und Umsicht von einem
Dutzend Beamten und auf die Treue eines indischen Sepoy-Regiments
angewiesen ist. Europäische Truppen sind nicht da, aber
die Angesessenen fühlen sich vollkommen sicher unter dem Schutze
der britischen Flagge. Es ist auch für alle Eventualitäten gesorgt:1
auf dem die Stadt beherrschenden Hügel erhebt sich ein stark ar-
mirtes Fort, wo im Falle eines Aufstandes, der nur von den Chinesen
zu befürchten ist, alle europäischen Ansiedler mit ihrer Habe Schutz
finden könnten. Dieses Fort nimmt den ganzen Hügel ein, dessen
Gestalt seinen Grundriss bestimmt hat; man baute zur Zeit unserer
ersten Anwesenheit seit fünfzehn Monaten daran und hoffte es in
kurzem zu vollenden. Das Material ist ein vorzüglicher Granit von
einer nahgelegenen Insel, die Armirung soll in 27 Geschützen von
schwerem Caliber (8 inch guns) bestehen, welche die ganze Stadt
in Grund schiessen kömien. Auch gegen einen Angriff fremder
Kriegsschiffe würde das Fort die Stadt auf kurze Zeit vertheidigen
können,- doch ist sein Hauptzweck der einer Zwingburg für die
asiatische Bevölkerung. Der Bau des Arsenals und der Officier-
wohnungen war schon weit vorgeschritten und zu einer Caserne für
zweihundert Artilleristen der Grund gelegt. Die Kosten betrugen
bis dahin 14,000 Pfund . S t e r l i n g . S c h ö n ist die Aussicht von
diesem Burghügel auf die Stadt, die Rhede, die grünen Hügel mit
den schimmernden Wohnhäusern der Europäer, besonders Morgens,
wenn leichte Nebel auf der Insel lagern, und die Wipfel der Palmen
und Casuarinen sich wie aus flockigem Federflaum erheben. Im
Westen liegt Newhärbour mit den Docks der P. and O. Company,
und am.Fusse des Festungshügels ein Morast, dessen schlammige
Ufer die Malaien bewohnen. Sie werden seltsamer Weise von den
schädlichen Ausdünstungen des Sumpfes nicht belästigt.
Sehr interessant und belehrend war ein Besuch in der zur
Aufnahme vorderindischer Verbrecher bestimmten Strafanstalt (Con-
vict lines). Am Eingang überrascht die geringe Stärke der Sepoy-
Wachc ?A“’Jzehn Mann ^ 'und die unbedeutende Höhe der Ringmauer.
Die Sicherheit wird aber durch die eigenthümlichen Verhältnisse
der Insel und durch die innere Einrichtung der Anstalt
gewährleistet, so dass es keiner äusseren Schutzmittel bedarf. Die
Gefangenen, meist Hindu’s, finden entweichend weder bei Malaien
noch bei Chinesen Aufnahme, und im Walde übt der Tiger die
Polizei. Wird einer zurückgebracht, so verliert er alle durch
früheres gutes Betragen errungenen Vortheile und muss wieder in
die unterste Classe eintreten. — Die Haupteigenthümlichkeit der
Anstalt ist die Beaufsichtigung der Sträflinge durch Sträflinge. Solche
unter ihnen, die sich längere Zeit — fünf bis acht Jahre — gut
betragen haben, werden als Aufseher, Schreiber und Krankenwärter
gebraucht, und erhalten dafür ein Monatsgehalt von etwa
vier Thalern. Ueber dreihundert Stellen sind auf diese Weise besetzt;
der Vorsteher der Anstalt, ein Hauptmann, hat ausser zwei
englischen Wachtmeistern keinen Beamten der nicht Sträfling wäre.
Die Aufseher müssen für Jeden einstehen der ihnen anvertraut
wird, auch wenn sie, wie häufig vorkommt, zum Stein- oder Holzhauen,
zu Strassenbauten oder anderen öffentlichen Arbeiten mit
Proviant versehen auf mehrere Wochen in entlegene Gegenden der
Insel geschickt werden. Die Kosten der Anstalt sind sehr gering;
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