
20 Einführung der chinesischen Schrift. Verkehr init Korea.
die Japaner abermals einen siegreichen Krieg gegen das feindliche
S i n e a , und 264 musste das Königreich P e t s i , w o ein Usurpator sich
des Thrones bemächtigt hatte, zugleich mit seinem rechtmässigen
Herrn eine Verfassung aus den Händen des M i k a d o annehmen. —
W o - z i n , der Sohn der obengenannten Kaiserin, liess koreanische
Arbeiter zur Erbauung von Landstrassen, Teichen und Kanälen
2so n. Chr. kommen, und schickte 280 eine Gesandtschaft nach P e t s i 2”) , um
den gelehrten Chinesen V o - n in (chinesisch W a n g - t s i n ) , der sich
seit kurzem dort niedergelassen hatte, nach Japan zn führen. Er
wurde Erzieher des Thronfolgers, lehrte am japanischen Hofe die
Schreibekunst, und scheint die Werke des Confucius und Mencius
dort eingeführt zu haben21).
Her Verkehr mit den koreanischen Reichen war auch während
der beiden folgenden Jahrhunderte sehr lebhaft; zuweilen mussten
sie durch kriegerische Expeditionen zur pflichtmässigen Tributzahlung
angehalten werden. Die fortwährenden Grenzstreitigkeiten und die
Kämpfe der drei Reiche um das Supremat gahen der japanischen
Herrschaft in Korea ein bleibendes Uebergewicht durch das dritte,
vierte, fünfte und die erste Hälfte des sechsten Jahrhunderts. Um
662 n. Chr. diese Zeit (562) aber gewann das den Japanern von jeher feindliche
S i n e a die Oberhand und vertrieb ihre Besatzung aus M im a n a . Die
vom M i k a d o hinübergesandten Heere wurden geschlagen und mussten
das Land räumen. Die Eehden in Korea und die Unterhandlungen
und Kämpfe um Herausgabe von M im a n a währten von da an noch
fast ein volles Jahrhundert.
Während des beschriebenen Zeitraumes wurden vielfach Iland-
werkercolonieen aus Korea mid China nach Japan herübergeführt
20) Ein Prinz dieses Reiches, der von W o - nin schreiben gelernt hatte, scheint
kurz vorher an den Hof des Mikado gekommen zu sein und dessen Leritbegier
erweckt zu haben.
21) Einige japanische Gelehrte behaupten, dass durch die chinesische Schrift eine
frühere japanische verdrängt worden sei. In der chinesischen Schrift drückt jedes
Zeichen einen Begriff aus, wie unsere Zahlzeichen. Die meisten Worte haben nebenbei
«ein phonetisches Element, das aber nur für einen bestimmten chinesischen Dialekt
Bedeutung hat, — Diese Schrift wird, da sie an den Laut keiner Sprache g eb u n d e n
ist, in fast allen Ländern von Ost-Asien gelesen. — Merkwürdiger Weise kam die
Schreibekunst, welche der aus S inra eingewanderte W o - nin zuerst am Hofe von
P etsi lehrte, hier erst viel später in allgemeinen Gebrauch als in Japan. Hm 374
fing man in P etsi an chinesische Bücher zu verbreiten, und noch später erhielten
erst die beiden ändern koreanischen Reiche von hier aus die chinesische Schrift.
Handwerkercolonieen. u. s. w. aus Korea. — Streitigkeiten um die Thronfolge.
und erhielten dort zunftmässige Rechte. Man warb Baumeister,
Maler, Töpfer, Metallgiesser, Ziegelbrenner, Sattler, und erlernte
die Kunstfertigkeiten des Nähens, Stickens, Spinnens und Webens.
Auch Aerzte und Meister der classischen Litteratur kamen aus China
herbei, und die Werke chinesischer Poesie erweckten gleiche Bestrebungen
in Japan f | schon werden einheimische Dichter und
Dichterinnen genannt. — Den Maulbeerbaum und die Seidenzucht
führte schon der zweiundzwanzigste M ik a d o — um 470 — ein.
Den meisten Raum erfüllen in den Annalen des vierten und
fünften Jahrhunderts die Eamilienzwiste der Grossen und die Erbstreitigkeiten
im Hause des M ik a d o ; um die Thronfolge wurden oft
blutige Kriege geführt.
Es ist ein merkwürdiger und für die Entwickelung aller
dortigen Verhältnisse höchst wichtiger Zug, dass in Japan, wo fast
alles Recht sich auf Erblichkeit gründet, die Erstgeburt fast gar
keine Bedeutung hat: der Erbe wird durch das Eamilienhaupt aus
der Zahl seiner legitimen Kinder und Agnaten erwählt. So ist es
auch im Kaiserhause. Da nun die M ik a d o ’s z u allen Zeiten mehrere
rechtmässige Frauen hatten, so war hier der Intrigue Thüre und
Thor geöffnet. Jeder Günstling suchte dem Herrscher Gemalinnen
aus seiner Familie zu geben und dann deren Söhne auf den Thron
zu bringen. Oft kam es durch die Eifersucht der Grossen gar nicht
zur Ernennung eines Thronfolgers, dann entspannen sich nach dem
Tode des Kaisers heftige Fehden. In dieser Einrichtung der Vielweiberei
bei den M ik a d o ’s und der Thronfolge durch Erwählung
ohne Berechtigung der Primogenitur liegt der natürliche Keim des
Verfalles ihrer Macht. Verweichlichung, Entkräftung, Beeinflussung
von vielen Seiten mussten die Folgen dieser Verhältnisse sein. Die
Partheiungen und eifersüchtigen Kämpfe der dem Kaiserhause verschwägerten
Geschlechter haben in hohem Maasse den Gang der
japanischen Geschichte bestimmt.
Schon gegen Ende des fünften Jahrhunderts entzogen sich
mehrere M ik a d o ’s ganz den Regierungsgeschäften, und bestellten Regenten,
die an ihrer statt die Verwaltung leiten mussten.
Die Ereignisse, welche die Einfülirung des Buddismus in
Japan begleiteten, verdienen erzählt zu werden, da sie einiges Licht
auf die Zustände jenes Zeitalters werfen.