
löste die gefährlichsten und schwierigsten Aufgaben ohne einen
Augenblick ihre Kaltblütigkeit und gute Laune zu verlieren. Der
Kampf mit den Elementen schien im Gegentheil die Energie und
Fröhlichkeit der von Natur etwas | träumerischen und schwerfälligen
.Ostseeleute zu wecken, sie stiegen munterer in die Wanten
als beim herrlichsten Wetter, und hielten aus bis zum letzten Augenblick
ohne zu wanken und zu weichen. Ihre Unerschrockenheit
und Ausdauer, und die Ruhe und Geistesgegenwart des Comrnan-
danten und aller Officiere gab auch den Passagieren Vertrauen und
Sicherheit, und wer nicht an Seekrankheit litt, fand in dem gewaltigen
Aufruhr der Elemente den grossartigsten Genuss.
Der Orkan war sehr kurz und bewegte sich von S.O. nach
N.W. Sem Durchmesser muss sehr klein, seine Axe der Arkona
um ein viertel auf zehn am nächsten gewesen sein. Der Wind
blies zwischen zehn und elf schon aus S.S.W., später aus S.W.,
und hatte so in wenig Stunden, die halbe Windrose durchlaufen’
Der niedrigste Barometerstand (um 9 Uhr 1 5 Minuten) war 28,96;
von halb zehn fing das Quecksilber wieder an zu steigen, stand um
halb zwölf auf 29,75, und um acht Uhr Abends auf 30,14. Die
grösste Differenz betrug fast vierzehn Linien.
An Frühstück war an diesem Tage nicht; zu denken gewesen;
man suchte sich eines Schiffszwiebacks zu bemächtigen und zermalmte
ihn, so gut es gehen wollte. Nachmittags konnte aber
wieder Feuer gemacht werden, und um vier Uhr . setzte man sich
m der Officiersmesse mit rühmlichem Appetit zu Tische. Seit dem
Morgen hatte sich auch dort Vieles verändert, denn für solch’ tollen
Tanz war die Stauung der Schränke nicht eingerichtet; mancher
Teller, manche Flasche brach den Hals, und mancher gestern noch
rüstige Stuhl hinkte jetzt auf drei B e in e n .^ Die Passagiere arbeiteten
den ganzen Abend, um ihre Kammern wieder bewohnbar zu
machen. Der Verlust an Booten, Segeln und Takelage war kein
geringer, aber der Bau des Schiffes hatte sich glänzend bewährt.
Gegen Abend bezog sich der Himmel wieder und es begann
zu regnen, aber die Luft blieb still und das '-Schaukeln des Schiffes
e p tb r . wiegte die ermüdete Mannschaft in sanften Schlaf. Am folgenden
Morgen hatte sich die See wieder ganz beruhigt; da ein günstiger
Südwind aufsprang, wurden die Feuer gelöscht und Segel gesetzt.
Das Besteck war trotz den vielen Coursänderungen und der Unmöglichkeit,
bei der hohen See die Geschwindigkeit durch Loggen
zu bestimmen, sehr richtig berechnet worden. Die Mittagsobservation
gab eine genaue Ortsbestimmung, der Cours brauchte nur wenig
geändert zu werden; die Arkona lag grade auf Cap I d s u los, und
gegen Abend kam Land in Sicht. Um aber diese durch viele Inseln
und Riffe gefährliche und durch die Seekarten nur ungenau bekannte
Strecke nicht bei Nacht zurückzulegen, liess Capitän Sundewall beidrehen
und das Schiff bis zum nächsten Morgen ziemlich auf derselben
Stelle halten.
Am 4 . September früh war fast die ganze Schiffsgesellschaft 4. s e p t b r .
auf Deck. Der F u s iy a m a erhob sich rosig ' beleuchtet aus einer
weissen Wolkenschicht, während das tiefere Land noch in schattigem
Dunkel lag. Unter leichten Schauern tauchte die Sonne glänzend
aus dem Meere, und auf den Bergen stand ein prächtiger Regenbogen.
Cap I d s u wurde in früher Morgenstunde umschifft, östlich
der breite Kraterberg O h o s im a mit dampfendem Gipfel. Gegen
Mittag erreichte die Arkona Cap Sa n s a m i , am Eingang in den
engeren Golf von Y e d d o , und lief uin zwei Uhr an U k a o a vorbei^«..-.:
Am Ufer liegen viele Batterieen, davon eine en étagère mit zwei
Stockwerken übereinander, und zwei andere in einer dreieckigen
Vertiefung im Felsen. Die Brustwehren sind theils zum Ueber-
bankfeuern eingerichtet, theils mit Scharten versehen. Bombenfeste
Räume und Reduits sah man nicht; die Wachthäuser schienen
aus leichtem Holze gezimmert. Nur ein Theil der Batterieen
war armirt.
Aus den vielen Buchten ergoss sich eine Flotte von Fischerbooten
in den Golf; einige liessen sich langseit. treiben um die
Arkona zu besehen, doch wurde kein Versuch gemacht sie aufzuhalten.
Gegen vier liess der Wind nach und Capitän Sundewall
gab den Befehl zu heizen ; um fünf Uhr lief das Schiff an K a n a g a v a
vorbei, wo europäische Kauffahrer und einige japanische Kriegsschiffe
vor Anker lagen. Von hier an hat die Bai geringe Tiefe,
und da die vorhandenen Seekarten sehr unvollkommen sind, konnte
man nur langsam unter beständigem Lothen vorwärts schreiten. Um
drei viertel auf sieben warf die Arkona auf der Rhede von Y e d d o
Anker. Es war schon dämmerig und von der noch fünf Seemeilen
entfernten Stadt wenig zu sehen, doch entzündete sich beim Eintritt
der Dunkelheit am Ufer ein förmliches Lichtmeer; eine Menge vor
der Stadt ankernder Fischerdschunken stellten bei Fackellicht ihre
Netze. Bald erschien ein japanisches Boot, um nach dem Vaterlande