
Japan Verbindungen anknüpfen sollte, und wünschte zu diesem
Zwecke Holländer in den französischen Dienst zu ziehen, welche
mit den dortigen Verhältnissen bekannt wären. Niemand konnte zu
diesem Unternehmen so geeignet sein als François Caron, der sich
im Dienste der holländischen Compagnie in Japan vom Küchenjungen
zum Handels vorst eh er emporgeschwungen, diesen Posten
wiederholt bekleidet hatte, und mit allen Verhältnissen und mit der
Landessprache vertraut war. Dieser verliess, unzufrieden die gehoffte
Beförderung zu den höheren Aemtern nicht zu finden, den
Dienst der holländischen Compagnie und wurde von Colbert an die
Spitze einer französischen Expedition nach Japan gestellt, starb aber
auf der Ueberfahrt — wodurch das ganze Unternehmen scheiterte.
Caron und Tavernier haben nun, selbst nach den Aussagen französischer
Katholiken, die Holländer auf das schwärzeste verleumdet;
die Werke des Letzteren strotzen von Ungereimtheiten und Widersprüchen.
Auf sie und auf einige Worte Kämpfer’s , dessen Autorität
in Dingen, die er nicht selbst beobachtet hat, zu hoch angeschlaffen • i „ . . - o o
wird, gründen sich alle späteren Verunglimpfungen der Holländer
und insbesondere die Schmähungen gegen Koekebakker.
Was nun den anderen Punct, die Verleugnung des Christen-
thumes betrifft, so wird dieser, widerlegt durch das argwöhnische
Betragen der Japaner und besonders durch den im Jahre 1640 vor
den Holländern in l ' i r a n d o verlesenen Erlass, worin ihnen die Eiu-
reissung aller Häuser mit der christlichen Jahreszahl befohlen und
die Sonntagsfeier untersagt wird. Zu Eingang dieses Documentes
heisst es ausdrücklich, es sei dem Siogun bekannt, dass die Holländer,
ebenso wie die Portugiesen, Christen seien, dass sie den
Sonntag feierten, die christliche Zeitrechnung, die zehn Gebote,
das Vaterunser, die Taufç, das Glaubensbekenntniss, das Abendmal,
die Bibel, die Propheten und Apostel hätten, ganz wie die
Portugiesen; den Unterschied der Bekenntnisse achte man gering 103).
Die äussere A u sü b u n g ihrer Religion wurde damals untersagt, die
A b leu g n u n g aber ist niemals von ihnen verlangt worden104).
103) Diesen Erlass hat Lauts (Japan in zijne staatkundige eil burgerlijke inrig-
tingen etc.) aus den Archiven der ostindischen Compagnie mitgetheilt.
1M) Die von englischen und amerikanischen Schriftstellern so häufig wiederholte
Erzählung, dass die Holländer auf die Frage, ob sie Christen seien, geantwortet
hätten «nein, wir sind Holländer«, beruht auf folgender Thatsache. Im Jahre 1629
kam ein neuer Statthalter nach N a n g a s a k i , der durch unbeugsame Strenge alle
Die japanische Regierung hatte, um sich gegen ein neues
Eindringen des Christenthumes zu sichern, die Ceremonie der
Kreuztretung eingeführt, welche in den früher christlichen Bezirken
in bestimmten Zeitabschnitten wiederholt wurde. Die damit
beauftragten Beamten zogen dann von Haus zu Haus, liessen die
säinmtlichen Bewohner eine Erklärung .unterzeichnen, dass sie keine
Christen seien, und dann der Reihe nach auf eine Kupferplatte
mit dem Kreuzesbilde treten. Dasselbe wurde von den nach
Japan kommenden Chinesen verlangt. Nun hat ein Neapolitaner,
Gemelli Carreri, der von 1693 bis 1698 in China war, und dessen
Reisewerk auch in das Französische übersetzt worden ist, unter
Anderen erzählt, dass die H o llä n d e r den Japanern die Maassregel
der Kreuztretung als Mittel der Entdeckung von Christen
empfohlen, dass sie selbst sich freiwillig dieser Ceremonie unterzogen
und dadurch die Erlaubniss zum Handel nach Japan erwirkt
hätten. Sein Gewährsmann ist ein aus Japan heimkehrender Chinese.
Obwohl nun die Lügenhaftigkeit des Carreri O Ö hinreichend erwiesen
ist, so hat man doch diese Fabel vielfach geglaubt und wiederholt;
es ist aber gewiss, dass die Japaner nicht nur die Kreuztretung
von den Holländern nicht verlangt, sondern ihnen sogar niemals
erlaubt haben bei dieser Handlung gegenwärtig zu sein. Die Holländer
haben mehrfach Gelegenheit gehabt in Japan ihren Glauben
unter schwierigen Verhältnissen zu bekennen, und bekannten sie
ihn nicht jährlich durch die mitgehrachten Erbauungsbücher, welche
nur für die Zeit ihres vorübergehenden Aufenthaltes in N a n g a s a k i
versiegelt abgeliefert wurden?
dortigen Christen in Kurzem zur Abschwörung des Glaubens vermochte. Alle Einwohner
mussten ein schriftliches Bekenntniss unterzeichnen, dass sie keine Christen
seien. Die beiden einzigen in N a n g a s a k i anwesenden Holländer schrieben damals,
von den Behörden gedrängt, die Worte «wir sind Holländer« und ihre Namen
unter die Urkunde.