
IP llI Glynn vor N angasaki. Commodor Perry.
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unter Commander Glynn iu den Hafen von N a n g a s a k i ein, durch-
brach, mit frischem Winde segelnd, die Reihen der Boote, die es
aufhalten sollten, und kam an einer günstigen Stelle zu Anker.
Glynn verlangte die Auslieferung fünfzehn schiffbrüchiger Amerikaner,
die angeblich mit Gewalt zurückgehalten wurden. Wenn
diese Forderung nicht sogleich erfüllt wurde, so lag der Grund
wohl theils in dem trotzigen Auftreten des Amerikaners, theils in
der kaiserlichen Verordnung, dass alle schiffbrüchigen Fremden
den H o ll än d e rn übergeben werden sollten. Die Auslieferung erfolgte
nach acht Tagen gegen eine Bescheinigung des Commandanten,
dass ihm seine Landsleute von den Niederländern zugeführt worden
seien. Die Amerikaner erzählen, dass viele Geschütze auf ihr Deck
gerichtet und grosse Truppenmassen am Lande versammelt gewesen
seien; sie rühmen sich nichtsdestoweniger, ihr Object durch Drohungen
ertrotzt zu haben, während nach den Berichten des Handelsvorstehers
von D e s im a der japanische Statthalter seine Würde in allen
Stücken gewahrt, und nicht den Drohungen des Commandanten, sondern
der vermittelnden Dazwischenkunft der holländischen Beamten
nachgegeben hätte.
Alle diese Begegnungen und das kriegerische Auftreten der
Engländer in China konnten bei den Japanern keine günstige Stimmung
für die Fremden erwecken; es waren feindselige Demonstrationen
gegen das Gesetz und den Brauch des Landes, welche die Regierung
beleidigten und von künftigen Zugeständnissen wenig Gutes erwarten
liessen. Zugleich hatten die bisherigen Versuche der westlichen
Völker die Meinung der Japaner von ihrer Macht bedeutend herabgestimmt.
Die geringe Stärke mit der sie auftraten, ihre halb
drohenden, halb ohnmächtigen Maassregeln, ihr Mangel an Festigkeit
und Ausdauer den abschlägigen Antworten gegenüber erfüllten
die japanische Regierung mit Geringschätzung und Unwillen. Erst
beim Erscheinen des von den Niederländern seit lange angekündigten
Geschwaders unter Commodor Perry änderten sich diese
Anschauungen.
Commodor Perry ging am 8. Juli 1853 mit einem Theile
seines Geschwaders vor U k a g a z u Anker. Er hatte einen Brief des
Präsidenten der Vereinigten Staaten an den S io g u n bei sich, welchen
kaiserliche Bevollmächtigte, nachdem der Commodor die Zumuthung,
ihn in N a n g a s a k i abzugeben, als eine Beleidigung für seine Nation
zurückgewiesen hatte, am Lande feierlich in Empfang nahmen. Das
Admiral Putiatine in N angasaki. 175
imposante Geschwader, die nie gesehenen Dampfschiffe und vor
Allem das entschlossene Auftreten Perry’s, der seinen Zweck am
besten durch eine drohende Haltung zu erreichen glaubte, machten
grossen Eindruck auf die Japaner; sie liessen sich einschüchtern
und glaubten jetzt an die Möglichkeit des Krieges. Der Aufenthalt
der Amerikaner dauerte dieses Mal nur fünf Tage: der Commodor
kündigte den Japanern an, dass er im kommenden Frühjahr mit
seinem ganzen Geschwader wiederkommen würde, um sich die
Antwort des S io g u n z u holen, und ging dann wieder in See.
Kurz nach dem Eintreffen Perry’s bei U r a g a erschien vor
N a n g a s a k i ein russisches Geschwader unter Admiral Putiatine, der
einen Brief des kaiserlichen Staatskanzlers an den japanischen
Reichsrath überbrachte. Die Behörden nahmen das Schreiben in
Empfang, sobald sie Erlaubniss dazu aus Y e d d o erhielten. Das
freundschaftliche Auftreten des russischen Bevollmächtigten, welcher
den Reichsoesetzen gemäss nach N a n g a s a k O ö i kam, stach eben so
günstig gegen die drohende Haltung Perry’s ab, als die würdige
Sprache des russischen Schreibens gegen die gesuchte Formlosigkeit
des amerikanischen. Die Regierung beeilte sich mit Putiatine
in Unterhandlung zu treten und erklärte, dass es ihre bestimmte
Absicht sei, den Fremden die japanischen Häfen zu öffnen, sobald
die dazu nothwendigen Vorkehrungen getroffen wären; übrigens
ständen auch jetzt schon alle Häfen des Reiches solchen Schiffen
offen, die Ausbesserungen vornehmen wollten oder Holz und Wasser
brauchten; um aber jede Verwickelung zu vermeiden, sei es der
Schiffsmannschaft nicht gestattet an das Land zu kommen. Diese
Zugeständnisse seien übrigens den Fremden schon seit lange gemacht,
aber nicht zur allgemeinen Kenntniss gelangt. Was den Handel
angehe, so müssten nach einer Jahrhunderte langen Absperrung
des Reiches nothwendig einige vorbereitende Maassregeln getroffen
werden, und es sei wohl ein Jahr erforderlich, bis man einen
Handelstraktat in Wirkung bringen könne. — Ob die Antwort so
günstig ausgefallen wäre, wenn nicht im kommenden Frühling Perry’s
Besuch in Aussicht gestanden hätte, ist zweifelhaft. Die Klugheit
gebot dem friedlichen Auftreten der Russen das zu gewähren, was
man dem Drohen der Amerikaner zugestehen zu m ü s sen erwartete,
um — so meinte man —- einen Krieg zu vermeiden. Die Regierung
wahrte dadurch ihre Ehre mid hatte wenigstens den S c h e in , aus
eigenem Antriebe zu handeln.