
Hospitals, die ernste Feierlichkeit, mit der sie ihre Todten bestat-
teten, und besonders der mystische Glanz des katholischen Gottesdienstes
gewannen dem Christenthum viele Anhänger. Das Volk
drängte sich jetzt in Masse zur Taufe — die innere Bekehrung
folgte dann später. Die Jesuiten erzählen selbst, wie sie vor allem
für prächtige Messgewänder und kostbares Kirchengeräth sorgten,
wie sie zu "Weihnachten und Ostern durch die Neophyten geistliche'
Schauspiele in japanischer Sprache mit grossem Pompe •auffüfrren
liessen. Der ganze Apparat eindringlicher Mittel, durch welche die
katholische Kirche, zunächst auf die Sinne wirkend, die fromme
Phantasie der Gläubigen erregt — die Vorbereitung durch strenge
Fasten, der jubelnde Glanz der Auferstehungsfeier und die damit
verbundenen symbolischen Handlungen und Darstellungen, mit Wbili-
rauch, Kerzen, Glockenklang, Musik, prächtigen Gewändern und
Fahnen — wurde mit vielem Erfolge aufgewendet,, um die Menge
anzulocken und zu begeistern. Die japanischen Christen scheinen
diesem Gepränge sehr hold gewesen zu sein. Uebrigens waren die
Jesuitenväter unermüdlich im Lehren und Predigen und in den
Werken praktischer Barmherzigkeit; sie lebten mit ihren Täuflingen
in innigster Gemeinschaft und wissen deren frommen, einfachen,
mildthätigen Sinn, ihren Glaubenseifer und die rührende Liebe,
mit der sie an ihnen hingen, nicht genug zu preisen. Die Armen-
und Krankenpflege und der Schulunterricht der Jugend wurden
durch japanische Christen unter Aufsicht der Missionare besorgt;
dies waren reine Liebesdienste, denn die Jesuiten verfügten nur
über geringe Mittel. Die christlichen Schulen hatten starken Zulauf,
zur grossen Erbitterung der Bonzen, in deren Händen bisher der
Unterricht der Jugend gewesen war. Die japanischen Priester versuchten
Anfangs die Neuerer mit geistigen Waffen zu bekämpfen
und forderten auch die portugiesischen Jesuiten vielfach zu öffent--
lichen Disputationen heraus, scheinen aber wenig dadurch gewonnen
zu haben und griffen darauf zur Gewalt. Sie sahen sich in ihrem Einfluss,
ja in ihrer Existenz beeinträchtigt und verfolgten ihre Feinde
mit tödthchem Hass. Nur der Schutz der Grossen und die Anhänglichkeit
ihrer Gemeinden machten es den Bekehrern möglich, Stand
zu halten. Schon damals wurde das Christenthum von den Lehnsfürsten
vielfach politisch benutzt: unablässig von äusseren Kriegen
und inneren Umwälzungen bedroht, gebrauchten sie das Ansehn
der Väter, um sich eine starke Parthei im Volke zu bilden, und
so brachten die politischen Wirren diesen oft die bittersten Leiden.
Ihie Häuser und Kirchen wurden zerstört oder gingen in Flammen
auf, und wo der Feind den Sieg behielt, mussten sie den Bonzen
das Feld räumen und retteten oft mit Noth das nackte Leben. —
Nach Miako,“ wo Franz Xaver vergebens das Christenthum
zu predigen versucht hatte, sandten die Jesuiten auf wiederholtes
Ersuchen eines berühmten alten Buddatheologen im Jahre 1560 den
Pater Gaspar Villela. Seine Reise wurde durch vielfaches Missgeschick
verzögert und jener gelehrte Priester war unterdess gestorben,
doch gelang es dem Sendling trotz der Ungunst der übrigen
Bonzen, in Miako und Sakai66) Gemeinden zu stiften, die schnell
zu grösser Blüthe heranwuchsen. Schon 1564 gab es sieben Kirchen ism.
und Kapellen in den Vorstädten von Miako. — Das Christenthum
hatte sich um diese Zeit in fast allen Landschaften von Kiusiu
verbreitet; ausser dem Fürsten von Btjngo nahmen auch die Herren
von Aptma und Omüra den Glauben an und wurden eifrige Werkzeuge
der Bekehrung. Sie verfolgten die Bonzen mit Feuer und
Schwert und befahlen den Bewohnerschaften ganzer Landstriche, bei
Strafe der Verbannung, sich taufen zu lassen; so wurden wiederholt
Massen von Zwanzig- und Dreissigtausenden der Kirche zugeführt.
Auch die nichtchristlichen Landesherren von Kiusiu buhlten förmlich
um die Gunst der Missionare und suchten durch sie den portugiesischen
Handel in ihre Häfen zu ziehen. Damals gewann Nasgasaki,
das, im Gebiete des Fürsten von Omüka gelegen, bisher ein elendes
Fischerdorf gewesen war, zuerst Bedeutung, da die Portugiesen es
wegen seines sicheren Hafens zum Hauptstapelplatz ihres Handels
machten. Unter Begünstigung des Landesherrn wuchs diese Stadt
zu blühendem Wohlstände heran und wurde bald auch der Hauptsitz
und Mittelpunct der Jesuitenmission.
Als N o b i j n a n g a im Reiche die Oberhand gewann, unterwarfen
sich ihm auch die drei christlichen Fürsten. Ein grausamer Feind
der einheimischen Bonzen, war er den Jesuiten sehr günstig und
beförderte die Verbreitung ihrer Lehre unter dem Volke, ohne sie
selbst annehmen zu wollen, weil, sagen die Missionare, das Christenthum
der Vergötterung der Herrscher entgegen war, • die er für sich
selbst anstrebte. Mehrere von den Grossen seines Hofes Hessen
sich taufen; die Missionare konnten jetzt ihre Thätigkeit auch auf
66) Von dieser Stadt, damals einer der grössten und reichsten von Japan, sagt
Villela, sie sei eine Republik und ihre Verfassung ganz der von .Venedig ähnlich.