
Als die Reisenden an Bord anlangten, hatte die Arkona den
Salut des Forts bereits erwiedert und machte sich zur Reise klar;
der Schooner Frauenlob war schon etwas früher in See gegangen.
Um drei Ulir lichtete Arkona die Anker und verliess unter Dampf
die Rhede; eine Stunde später hatte sie den Schooner eingeholt und
14. August, nahm ihn in das Schlepptau. Am vierzehnten Morgens sprang ein
leichter Wind auf, die Feuer wurden gelöscht und der Schooner
losgeworfen; beide Schiffe setzten Segel. Am folgenden Tage war
die Brise schwach und starb am sechszehnten ganz weg, die, Arkona
machte wieder Dampf und schleppte den Schoofier. Es war sehr
warm, doch erzeugt der Lauf des Schilfes immer einigen Luftzug,
und die Hitze ist trotz den Feuern der Maschine bei weitem nicht
so schwer zu ertragen als bei gänzlichem StiHeliegen unter der
glühenden Tropensonne.
Die Einrichtungen für die Passagiere waren an Bord der
Arkona sehr zweckmässig. Der Gesandte wohnte in der Steuerbords-
Achtercajüte, neben ihm zu Backbord der Geschwaderchef, ,der
seinen Schwager, Baron Bennet, als persönlichen Begleiter bei sich
hatte. Die sogenannte Vorcajüte, einen die ganze Schiffsbreite von
Bord zu Bord einnehmenden Raum, benutzten Graf Eulenburg und
Capitän Sundewall gemeinschaftlich als Speisezimmer. Daran stiessen
vier Kammern für die übrigen acht Passagiere, zwei zu jeder Seite
der Batterie, die auf der Arkona höher und luftiger ist als auf der
Thetis. Jede dieser Kammern war acht Fuss breit und zwölf Fuss
lang; die eine schmale Seite nahmen zwei übereinandergebaute
Schlafcojen ein, und an der Schilfswand lief ein langer Tisch vor
der Stückpforte hin, unter welchem das Rohr des hierhergehörigen
Geschützes festgelascht war. An der Wand gegenüber blieb noch
Raum für die Commoden und Kolfer, und die ganze Einrichtung
war so zweckmässig und bequem als sie sich {in Bord eines Kriegsschiffes
nur erzielen lässt. Wegen der Anwesenheit des Gesandten
wurden den Passagieren auch etwas grössere Freiheiten gestattet
als sonst auf Kriegsschiffen Sitte ist, und da die Officiere ihnen mit
grösser Liebenswürdigkeit entgegenkamen, so gestaltete sich das
Leben an Bord sehr angenehm.
Der tägliche Dienst und die inneren Einrichtungen waren auf
der Arkona im Wesentlichen dieselben, wie auf der Thetis, bis
auf die durch die Dampfkraft bedingten Modificationen. Die Maschine
liegt in der Mitte des Schiffes zwischen dem Fock - und Grossmast,
und mit ihfen wichtigsten Theilen unter der Wasserlinie; sie ragt
in das Zwischendeck hinein, und der Maschinenraum ist oben offen,
so dass man aus der Batterie hineinsehen kann. Das Verdeck dagegen
ist geschlossen; der Schornstein wird telesco'partig auf- und
niedergewunden, je nachdem man dampft oder segelt. Im Heck
liegt der Schraubenbrunnen, ein dicht vor dem Steuerruder vom
Verdeck aus durch die Achtercajüte in das Wasser hinabführender
viereckiger Schacht, in welchen die Schraube hinaufgewunden wird,
sobald man ohne ihre Hülfe segeln will. Dieses Manöver ist
immer sehr schwierig und anstrengend und nimmt grosse Kräfte m
Anspruch, denn die aus Bronze gegossene Schraube eines so grossen
Schiffes ist von bedeutendem Gewicht. Eine Reserveschraube hegt
auf dem Vörderverdeck. Die Arkona ist länger als die Thetis, und
führt auf dem Verdeck nur ein grosses Pivotgeschütz am Buge; ihre
Decke sind hoch und luftig. Sie hegt sehr schön auf dem Wasser
und soll in dieser Beziehung eines der ausgezeichnetsten Sohiffe ihrer
Gattung sein. Das vollkommene Gleichgewicht ihrer Bauart bewahrt
sich besonders bei starkem Winde, da sie denn, obgleich schmaler
als die Thetis, doch viel ruhiger liegt als diese, die noch immer
als eine der besten Segelfregatten nach altem Schnitt angesehen
wird. Die Arkona ist das erste grössere Kriegsschiff das die
könighehen Werfte geliefert haben; ihr fehlerhafter Theil ist. nach
dem Urtheil der Seeleute das Heck, welches durch den Schraubenbrunnen
zu sehr geschwächt ist, so dass das Schiff bei kräftigem
Arbeiten der Schraube und selbst bei schnellem Segeln in starke
Vibration geräth.
Von d em g r ö s s t e n Werth w a r d ie A n w e s e n h e i t d e s JYLusilvcorps
an Bord der Arkona, das Morgens bei der Musterung auf
Deck, und während des Mittagessens des Gesandten und Geschwaderchefs
in der Batterie spielte. An der Tafel in der Vorcajüte
nahmen auch Baron Bennet und der persönliche Attache des Gesandten,
Graf August Eulenburg, Theil, ausserdem häufig einige
eingeladene Gäste; die übrigen Passagiere assen sämmtlich m der
Officiersmesse, wo zwar grosse Hitze, aber bei vortrefflicher Verpflegung
die heiterste Stimmung herrschte. Abends versammelte
sich meist die ganze Schiffsgesellschaft auf dem Verdeck; man sang
und schwatzte bis in die späte Nacht und konnte sich aus den
weichen thauigen Lüften kaum lossreissen. Diese Tropennächte
auf der See sind von wunderbarer Herrlichkeit ; die Gestirne strahlen