
Auch nach aussen machte sich die steigende Blüthe des
Reiches geltend. Die Jahrbücher berichten von einem Kriegs- und
Jagdzuge nach der Tartarei, und von einer Expedition gegen die
wilden Stämme auf Y e s o . Gefangene Ain o ’s von abentheuerlichem
Aussehn mussten den Glanz der Gesandtschaften an den chinesischen
Hof erhöhen. — In Korea gewannen die Japaner im Jahre 600 einen
Theil ihres alten Besitzes zurück; um 623 wurden sie wieder vertrieben,
waren aber bald darauf nochmals siegreich29). Von dieser
Zeit bis 650 scheinen alle drei Reiche regelmässig Tribut entrichtet
zu haben; aber das Uebergewicht des mit den Chinesen verbündeten
S in r a machte sich mehr und mehr geltend. Als im Jahre 651 seine
Gesandten in chinesischer Tracht erschienen, wiesen die Japaner
sie an der Grenze zurück. Zehn Jahre darauf eroberte S in r a mit
chinesischer Hülfe P e t s i und bedrängte auch K a o l i . Die in den
Jahren 662 und 663 von Japan gesandten Hülfsvölker mussten der
Uebermacht der Chinesen weichen und das Land räumen; mit ihnen
kamen einige tausend koreanische Einwanderer nach Japan, darunter
1) Eine allgemeine Centralabtheilung,
2 )'eine Abtheilung für Gesetze und öffentlichen Unterricht,
3) eine Abtheilung für das Innere,
4) eine Abtheilung für Polizei und Volksangelegenheiten,
5) ein Kriegsministerium,
6) eine Abtheilung für Criminalsachen,
7) eine Abtheilung für die Finanzen,
8) ein kaiserliches Hausministerium.
Die Einführung der japanischen Zeitrechnung nach » N e n g o v datirt auch aus dieser
Zeit. Die N e n g o umfasst eine unbestimmte Reihe von Jahren; der M ik a d o bestimmt
ihren Anfang und ihr Ende und giebt ihr den Namen. Allgemein gebräuchlich wurde;
diese Zeitrechnung gegen Ende des siebenten Jahrhunderts; seitdem heisst es in den
Annalen immer: im — ten Jahre der — genannten N e n g o u . s . w .
Die Zeitrechnung nach » N e n g o « haben die Japaner den Chinesen entlehnt,
ebenso die Zeitrechnung nach sechszigjährigen Cyclen. Der erste Cyclus beginnt
mit dem einundsechszigsten Jahre der Regierung des chinesischen Kaisers H o a n g - t i ,
2637 v. Chr. Die Regierung des D s i n - M u beginnt also in dem siebenundfunfzigsten
Jahre des dreiunddreissigsten Cyclus. Die einzige acht japanische Art der Zeitrechnung
ist die nach Vereinigung des Reiches unter D s i n - M u .
26) „Aus dem Umstande, dass P e t s i in der Folge auch für M im a n a Tribut entrichtete,
scheint hervorzugehen, dass letzteres, wo nicht ganz zu P e t s i geschlagen,
doch unter dessen Schutz gestellt wurde.« S. Hoffmann, Japans Bezüge mit der
koreanischen Halbinsel (v. Siebold Nippon Bd. VII.), eine sehr eingehende Abhandlung,
welcher fast alle diesen Punct betreffende Angaben entlehnt sind.
Mitglieder der Königsfamilie von P e t s i , welche in der Landschaft
M u t s Lehnsgüter erhielten. Später folgten noch wiederholt grosse
Züge von Einwanderern. —i Seitdem übte Japan keinen Einfluss mehr
auf die koreanischen Angelegenheiten. Man errichtete Grenzwachen
auf den Insehi I k i und T s u s - s im a und an der Nordostküste von
K iu s iu und legte starke Besatzungen dahin. Die guten Beziehungen
zum chinesischen Hofe wurden bald wieder hergestellt, und auch
mit Korea, das jetzt unter dem Supremate S in r a ’s stand, trat man
wieder in freundliche Verkehrsverhältnisse, welche bis 922 dauerten.
T e n t s i , sagen die Annalen, war ein Freund der Wissenschaften
; unter ihm wurde die Landesverwaltung und die Gerechtigkeitspflege
zuerst auf festen und haltbaren Grundlagen geordnet.
Noch heute ehrt man ihn als einen der grössten Fürsten von Japan.
Mehr und mehr blühte das Reich unter den folgenden
Kaisern auf. Gegen Ende des siebenten Jahrhunderts scheint die
japanische Cultur über die drei grossen Inseln verbreitet gewesen
zu sein, mit A u s n a h m e der nördlichsten Theile von N i p p o n , w o
noch immer wilde Stämme hausten. In diese Zeit fallt die erste
Entdeckung der einheimischen Gold-, Silber- und Kupferminen.
Mit dem Reichthum wuchs auch das Bedürfniss verfeinerter
Bildung. Die M ik a d o ’s schickten glänzende Gesandtschaften nach
China; mit ihnen gingen Priester und gelehrte Edelleute hinüber,
die zur Erweiterung ihrer Kenntnisse oft viele Jahre dort zubrachten.
Dass aber schon damals die einheimische Bildung, wenn auch auf
die chinesische gepfropft, einen hohen Grad der eigenthümlichen
Entwickelung erreicht hatte, beweist der Umstand, dass die chinesische
Schrift dem japanischen Bedürfnisse nicht mehr genügte.
Mau stellte Silbenalphabete auf, um den Klang der japanischen
Sprache ausdrücken zu können und zwar zunächst, wahrscheinlich
.noch im achten Jahrhundert, die F ir a k a n a - , etwas später die
K a t a k a n a - Schrift2 7).
27) Beide Schriftarten erfüllen den genannten Zweck nur unvollständig; die Geltung
der Silben modificirt sich nach ihrer Verbindung und man muss den Klang eines
japanischen Wortes kennen, um ihn aus dem schriftlichen Ausdruck herauszulesen.
Eine fremde • Sprache in K a t a k a n a oder F i r a k a n a z u schreiben, wäre geradezu
unmöglich. —- Nach Professor Hoffmann (japanische Grammatik), wurde es zur Zeit
der Ausbreitung des Buddismus in Japan Sitte, chinesisch sprechen zu lernen.
Die Aussprache entartete aber bei der Stanunverschiedenlieit der beiden Idiome im
Munde der Japaner dermaassen, dass ein ganz neuer Dialekt daraus wurde. Wie die