
68 Zweiter koreanischer Krieg. T a ik o - s a m a ’s Neffe.
Hohn vertrieben wurden. Der Herrscher gab sogleich den Befehl
zu Erneuerung der Feindseligkeiten in Korea, wo die Japaner nach
kurzem Kampfe ihre frühere Verschanzungslinie wieder einnahmen.
Der Krieg dauerte bis 1598, ohne dass sie aus ihrer Stellung hätten
verdrängt werden können, blieb aber ohne alle weiteren Folgen:
T a ik o - sam a gab noch kurz vor seinem Tode den Befehl zur Abberufung
der siegreichen Truppen, welchen die Koreaner goldene
Brücken hauten. — Ein förmlicher Frieden wurde erst 1615 mit
T s a o s ie n geschlossen; seitdem gehen sich die beiden Höfe wieder
durch Gesandtschaften Nachricht von dem jedesmaligen Thronwechsel.
T a ik o - sam a soll bei dem koreanischen Kriege den doppelten
Zweck gehabt haben, seine Grossen, die mit starken •Contingenten
zu Felde ziehen mussten, zu schwächen und sich der Christen auf
gute Art zu entledigen. Die Berichte der Jesuiten geben einem
christlichen Feldherrn, dem »Grossadmiral Dom Augustin«, welchen
der Kaiser wegen seiner Verdienste um die Unterwerfung von
K iu s iu zum Fürsten von Fiugo erhoben hatte, alle Lorbeern der
koreanischen Siege. Er soll bestimmt gewesen sein, Vicekönig von
T s a o s ie n z u werden, wohin dann alle japanischen Christen hätten
auswandem müssen.
Noch während des Krieges, im Jahre 1592, wurde dem bis
dahin kinderlosen T a i k o - s a m a ein Sohn geboren. Im Frühling
1594. 1594 nach M i a k ö zurückkehrend, fand er dort sein Ansehn in
hohem Maasse beeinträchtigt: sein Neffe F i d e - t s u g u , der, bis dahin
sein erklärter Nachfolger, für die Dauer des Krieges zum Haupt der
Centralregierung ernannt, in M i a k o seine Stelle vertrat, hatte sich
mit allem Glanze der Herrschaft umgeben und schien, an der Spitze
einer starken Parthei, unwillig, das Ruder wieder aus der Hand zu
lassen. Er war schroffen, herrsthsüchtigen Charakters, und offenbar
gefolgt, von welcher die Berichte der damals in Japan befindlichen Jesuiten abweichen.
Nach ihnen wurde 1593 kein Frieden, sondern nur ein Waffenstillstand geschlossen,
während dessen die japanischen Truppen in Korea blieben. Die Friedensbedingungen
des T a i k o - s a m a hätten gelautet: Abtretung von fünf der acht koreanischen Provinzen,
eine Tochter des chinesischen Kaisers als Gemalin, regelmässige Tributzahlungen
und Yasallenschaft von China und Korea. — Als endlich 1596 die
chinesische Gesandtschaft in F u s im i mit der Forderung auf Herausgabe der koreani-,
sehen Festungen als erster Bedingung des abzuschliessenden Friedens erschienen
sei, habe der Kaiser sie mit Spott und Hohn entlassen und den Befehl zu Erneuerung
der Feindseligkeiten gegeben.
Sturz des F i d e - t s ü g u . Die spanischen Gesandtschaften.
nicht gesonnen, den gehofften Thron dem spät geborenen Sohne
des T a ik o - sama herauszugeben; es musste also zum Bruche kommen.
Die beiden Fürsten standen einander mit ihren Höfen eine Zeit lang
unter glänzenden Festlichkeiten misstrauisch gegenüber; da liess
der Kaiser plötzlich den Palast seines Neffen umzingeln und ihn
selbst mit seiner Umgebung nach einem festen Bergkloster schleppen.
F id e - t su g u erhielt den Befehl sich mit seinem Gefolge zu entleiben,
seine Familie und sein ganzer Hof wurden hingerichtet, seine Bauten
verbrannt und der Erde gleich gemacht. Die Jesuiten, welche Zeugen
dieses Blutbades waren, geben die grässlichsten Schilderungen von
den verübten Grausamkeiten und rühmen die heroische Anhänglich-
, keit der Hofleute an ihren gefallenen Herrn. —
Die Lage der Jesuiten blieb bis zum Tode des Kaisers im
Wesentlichen dieselbe: er duldete sie, damit die portugiesischen
Kaufleute das Land nicht verlassen möchten. Aber sein Argwohn
gegen das Christenthum nahm zu, noch von N a n g o y a aus befahl
er die Entwaffnung aller japanischen Christen auf K iu s iu . Dort
empfing T a ik o - sama auch die beiden ersten Gesandtschaften des
Gouverneurs der Philippinen, über deren Auftreten und Empfang
wenig Licht verbreitet ist. Die einzigen Berichte sind, so viel
bekannt, die der Jesuiten, welche kaum genau unterrichtet gewesen
sein mögen. Sie erzählen, dass zwar die spanischen Gesandten sich
mit Würde benommen und jenes Unterwerfung fordernde Schreiben
des T a ik o - sam a als unmöglich von ihm ausgehend, als eine Fälschung
zurückgewiesen hätten, dass aber mehrere die Gesandtschaft
begleitende Franciscanermönche ihm den Eid der Treue leisteten,
um die Erlaubniss der Niederlassung in Japan zu erhalten. Der
Kaiser behandelte nach diesen Berichten die Spanier mit grösser
W.egwerfung, nud verlangte nochmals die Huldigung des Gouverneurs
der Philippinen. Er wiederholte diese Forderung auch einer
zweiten Gesandtschaft gegenüber, welche 1593 nach N a n g o y a kam
— die erste war auf der Rückreise in einem Orkan untergegangen.
Zum offenen Bruche kam es nicht: die Spanier bedienten
sich, den Jesuiten misstrauend, zum Dolmetschen eines Japaners,
der in Manila ihre Sprache gelernt hatte; dieser übersetzte ungetreu
nach beiden Seiten und brachte die grösste Verwirrung in die Beziehungen.
Die Franciscaner erhielten 1594 noch eine Verstärkung von
mehreren Ordensbrüdern und bauten Kirchen und Klöster in M ia k o ,