
als etwas Bewundernswerthes, Sittliches erschienen; es war das Band,
das den Staat zusammehhielt, konnte aber mit dem Christenthum
nicht bestehen, denn es war die Ehrfurcht der Scheu und des
Schreckens, nicht Vertrauen und Liebe. Die Machthaber mussten
bald inne werden, dass in den christlichen Districten der Einfluss
der Jesuiten den ihren weit uberwog und dass die Europäer hei
weiterem Umsichgreifen der Bekehrung sich leicht würden zu Herren
des Landes machen können. Besonders bedenklich erschien der
Uebertritt so vieler Eamilien aus den herrschenden Classen, denen
man natürlich ehrgeizige Absichten unterlegte; denn das niedere
Volk wurde als kraftlos und zu Thaten unfähig verachtet, nur unter
Führung seiner Edelen konnte es gefährlich werden.
Hierzu kam ein anderer Umstand. Wenn die früher in Japan
verbreiteten Begriffe von der Grösse und Macht Portugals bei längerem
Verkehr der beiden Völker in und ausser Japan — denn auch
die Japaner dehnten ihre Schiffahrt in der zweiten Hälfte des sechszehnten
Jahrhunderts weiter aus und besuchten das südliche China,
Formosa, Manila und Siam — besserem Einsehn gewichen waren,
und man sich gewöhnt hatte die Portugiesen als ein Handelsvolk
zu betrachten, so musste dagegen T a 'ik o - sam a bei der Lebhaftigkeit
der Beziehungen auch erfahren haben, dass dieses Land seit dem
Tode König Heinrichs (1581) mit Spanien vereinigt, dass die kriegerischen
Spanier sich einen grossen Theil der bekannten Welt
unterworfen, in Amerika und den Philippinen festen Euss gefasst
hatten, dass der Papst als Statthalter Christi den Königen von
Spanien und Portugal alle neu zu entdeckenden Länder der Welt
als rechtmässiges Eigenthum zugesprochen hatte. Der Gedanke,
dass auch an Japan die Reihe der Unterwerfung kommen möchte,
sobald die christliche Parthei dort stark genug wäre, lag sehr nahe.
T a ik o - sam a scheint aber zunächst .einen Umsturz seiner Herrschaft
durch die christlichen Grossen gefürchtet zu haben, das zeigt sein
beständiges Eifern gegen den Uebertritt von Leuten aus den herrschenden
Ständen. Zu der Befürchtung einer spanischen Invasion
gab ihm später das unkluge Benehmen des Befehlshabers einer
grossen Galeone, welche im Jahre 1596 an der japanischen Küste
strandete, besondere Veranlassung. Als T a ik o - sam a dieses Schiff
und seine kostbare Ladung mit Beschlag belegen Hess, zeigte der
erbitterte Capitän den kaiserlichen Bevollmächtigten auf einem Weltglobus
die Ausdehnung der spanischen Herrschaft, und liess in seiner
Gereiztheit die Drohung eines bevorstehenden Angriffes fallen: es
sei die Gewohnheit seines Königs, zuerst Priester in die neu entdeckten
Länder zu senden, und diesen, sobald ihr Anhang stark
genug, seine Kriegsheere folgen zu lassen; die Portugiesen seien
eine Krämernation, die Spanier aber stolz und kampflustig. — Ob
nicht in der That, wenn das Christenthum weitere Fortschritte
machte, die Spanier sich Japans bemächtigt hätten, ist mindestens
zweifelhaft. —
Die Jesuiten wichen nicht sofort dem Verbannungsedicte.
Sie schlossen zwar ihre Kirchen, legten die geistliche Tracht ab
und hörten auf öffentlich zu predigen und zu.taufen, Hessen aber
T a ik o—sa m a zunächst vorstellen, dass erst in' sechs Monaten ein
portugiesisches Schilf absegeln werde. Da es nun japanische Sitte
ist, dass sich die Obrigkeit um einen Verbannten weiter nicht kümmert,
so er nur geringe Kleidung anlegt, sich das Haupt scheert und
durch Unterwürfigkeit die Strafe verdient zu haben bekennt, so
beachtete der Kaiser72) die Jesuiten zunächst nicht weiter. Sie
Hessen sich von ihren Freunden am Hofe in Allem leiten und
betrugen sich durchaus als rechtlose Verbannte. Der Capitän des
nach Macao abgehenden Schiffes wurde zu der Aussage veranlasst,
er könne nur drei von den Vätern mitnehmen, worauf T a'ik o - sam a
ihnen im Zorn einige Häuser und Kirchen einreissen Hess, die aber
bald wieder aufgebaut wurden, als seine Hofleute ihm die Befürchtung
einzuflössen wussten, dass mit den GeistHchen auch die portugiesischen
Kaufleute das Land verlassen möchten. Von da an bheben
sie unbelästigt. Den portugiesischen Handel woUte T a ik o - sam a
durchaus nicht entbehren, auch mag die Ndthwendigkeit sich den
guten WiUen der christhchen Grossen, der einzigen im Reiche,
die durch ihre Eintracht ihm noch gefährhch werden konnten, zu
erhalten, viel zu der Unsehlüssigkeit seines Benehmens gegen die
Missionare im ferneren Verlaufe seiner Regierung beigetragen haben.
Die Edicté wurden noch wiederholt verschärft, aber gegen die
portugiesischen Jesuiten von T a ik o - sam a niemals zur Ausführung
gebracht. Er bHeb ihnen persönhch günstig, widersetzte sich jedoch
hartnäckig der öffenthchen Ausübung des Gottesdienstes und vor
Allem der Bekehrung der japanischen- Fürsten und Edelen. Dass
sie im StiHen und verkleidet in den Häusern der Bekehrten Messe
72) Es sei erlaubt, T a i k o - s a m a und seine Nachfolger in der Herrschaft der Kürze
halber Kaiser, die M i k a d o ’s aber von hier an Erbkaiser zu nennen.