
Zufuhren von der See. Die Fürsten vermochten nichts auszurichten
und so rückten die kaiserlichen Truppen heran.
War es wirklicher Mangel an Kriegsbedarf, war es der
Wunsch die Holländer auf die Probe zu stellen — genug die kaiserlichen
Bevollmächtigten liessen an den Vorsteher der Factorei von
F ir a n d o , Nicolas Ivoekebakker, die Aulforderung ergehen, ihnen
eine Quantität Pulver zu leiten. Seine Ausflüchte, dass die beiden
auf der Rhede hegenden Schilfe keines entbehren könnten, halfen
nichts; man versprach, das geliehene vor ihrer Abfahrt wieder zu
geben. Bald darauf kam ein Gesuch um Geschütz; Koekebakker
gab nach einigem Sträuben fünf Stücke von dem einen Schiffe
»De Rijp» heraus, liess aber das andere, voraussehend dass che
Japaner noch ferneres wünschen würden, sofort in See stechen.
Schon Tages darauf traf die Aufforderung der Commissare ein, ihnen
die anwesenden Scliiffe zu senden. Koekebakker begrab sich nun
selbst mit dem »Rijp« auf den Kriegsschauplatz, ging vor dem
Castelle zu Anker und hess es vom 24. Februar 1638 an aus allen
seinen Stücken beschiessen. Am 12. März bedeuteten ihn die Commissare,
dass sie seiner Hülfe nicht mehr bedürften; sein schweres
Geschütz aber musste zur ferneren Beschiessung aus den Batterieen
Zurückbleiben. Die Aufständischen hielten sich noch einen vollen
Monat: am 12. April wurde die Feste mit Sturm genommen, ihre
Besatzung bis auf den letzten Mann niedergemacht. Damit endete
dieser Krieg, der über 36,000 Menschen das Lehen gekostet
haben soll.
Diese Ereignisse flössten, obgleich nicht unmittelbar durch
den Christenglauben veranlasst, der Regierung neues Misstrauen
gegen denselben ein. Es ist nicht zu verkennen, dass das Christenthum,
welches, vor über 80 Jahren eingeführt, hier vielleicht die
tiefsten Wurzeln geschlagen hatte, in den Bewohnern den selbstständigen
unabhängigen Sinn entwickelte, dass der Vorwand der
Religion dem Aufstande Einigkeit und Stärke gab. Die Maassregeln
gegen dasselbe wurden deshalb noch mehr verschärft: für jeden Japaner
mussten hinfort zwei Bürgen gestellt werden, welche mit ihrem Leben
dafür einstanden, dass er kein Christ sei; Jeder sollte sich zu einer
bestimmten Secte bekennen und in bestimmten Zeitabschnitten Zeugnisse
der Bonzen über den regelmässigen Tempelbesuch beibringen;
auch die Jünger der Confuciuslehre waren davon nicht ausgenommen
und mussten sogar Götzen in ihren Häusern aufstellen.
Im Jahre 1639 brachte die Obrigkeit das schon früher erlassene
Verbannungsedict gegen die noch in N a n o a s a k i lebenden
Portugiesen zur Ausführung: bei Todesstrafe sollte sich kein Portugiese
oder Spanier mehr in Japan blicken lassen. Die Holländer in
F ib a n d o mussten sich einer strengen Haussuchung nach Crucifixen
unterwerfen; alle die nicht unmittelbar zur Factorei gehörten, ferner
alle von Holländern und Engländern mit Japanerinnen gezeugten
Kinder und deren Mütter wurden des Landes verwiesen und nach
Batavia eingeschifft. Die in der Factorei zurückbleibenden Holländer
kamen unter strenge Aufsicht; — Koekebakker, der bald nach dem
Blutbade von S im a b a b a z u Hofe reiste, erntete in Y e d d o für die
geleisteten Dienste einen sehr kühlen Dank. Sein Benehmen zeugte
von Schwäche und Rathlosigkeit, und that dem Charakter der
Holländer in den Augen der Japaner, deren hervorstechende Eigenschaften
Entschlossenheit und Thatkraft sind, grossen Schaden.
Sein Nachfolger François Caron, der schon früher diese Stellung
bekleidet und beim S io g u n persönlich in Gunst gestanden hatte,
wurde bei der Hofreise 1639 gar nicht zur Audienz gelassen; auch
die hohen Staatsbeamten wiesen die üblichen Geschenke zurück. —
Ein grosses dreistöckiges steinernes Gebäude, das die Holländer
in F ir a n b o errichteten, und das allerdings nach japanischen Begriffen
mehr einer Festung als einem Kauf hause glich, erregte den
Argwohn der Regierung. Gleich nach Vollendung des Baues, im
Jahre 1640, erschienen kaiserliche Bevollmächtigte in der Factorei, imo.
welche nach strenger Haussuchung ein Decret verlasen : Alle Woh-
nungen der Holländer mit Jahreszahlen der christlichen Zeitrechnung
sollten niedergerissen, der Sonntag nicht mehr gefeiert werden; die
Vorsteher der Factorei dürften künftig nur ein Jahr im Amte bleiben.
4- Caron, der durch den Beschützer der Fremden, den Fürsten von
F ir a h b o , im voraus von Allem unterrichtet gewesen zu sein scheint,
erwiederte demüthig: »Seiner kaiserlichen Majestät Befehle sollten
getreulich befolgt werden «. Die Commissare zeigten sich zufrieden,
dass ihnen das Blutvergiessen erspart wurde, denn sie hatten Befehl,
die Holländer bei dem geringsten Widerstande von heimlich dazu
aufgestellten Truppen niedermachen zu lassen und sich ihrer Schiffe
zu bemächtigen. Als Jene beim Abtragen ihrer Gebäude lässig zu
Werke singen, drohten die Bevollmächtigten Ö D ’ einige der Factoreibeamten
hinrichten zu lassen, wenn man nicht eile. Caron stellte
nun die holländischen Schiffsmannschaften und viele gemiethete