
T a k a - u d s i vergrösserte in dem langjährigen Kriege seine Macht
und sein Anselm immer mehr und liess sich endlich als S io g u n
proclamiren. Der M ik a d o war ihm nicht gewachsen: T a k a - u d s i
schlug dessen Heere, setzte sich nach manchen Wechselfällen in
M lako fest und erhob den K u a n - m io , einen Nachkommen des
zweiundneunzigsten Erbkaisers, auf den Thron. Der vertriebene
Kaiser G o - D a ig o zieht sich mit starkem Anhänge nach der Landschaft
Y a m a t t o zurück — das Reich ist getheilt in ein nördliches und
ein südliches. Die Grossen nehmen, häufig die Parthei wechselnd,
thätigen Antheil an dem Kampfe der beiden M ik a d o -Häuser, der sich
durch mehrere Generationen fortsetzt. M ia k o sinkt, oft genommen
und wiedergenommen, schnell von seiner alten Herrlichkeit herab;
der sonst so üppige Hof der M ik a d o ’s wird zur Einöde, sie führen
ein unstätes Lehen, alle Ceremonieen und Feierlichkeiten unterbleiben.
T a k a - u d s i und seine Nachfolger befestigen, für den M ik a d o des
Nordens kämpfend, ihre Macht immer mehr und gründen eine neue
S io g u n - Dynastie — werden aber erst nach vielen Wechselfällen
Meister der übermüthigen Grossen, die sich um den M ik a d o des
Südens14) schaaren. Dem Enkel des T a k a - u d s i gelingt es endlich,
einen ehrenvollen Frieden mit dem M ik a d o des südlichen Reiches
1392. zu schliessen: dieser zieht im Jahre 1392 mit grossem Pomp in
M ia k o ein und übergiebt abdankend die von seinem Ahnherrn entführten
Reichsinsignien45). So ging die Familie M in a m o t o nochmals
siegreich aus einer tiefgreifenden Umwälzung hervor. Der Krieg
berührte fast alle Theile des Landes und förderte die Selbstständigkeit
der Lehnsfürsten.
M in a m o t o - n o - T a k a - u d s i 46) und seine nächsten Nachfolger
waren tüchtige Regenten; so lange der Krieg mit dem südlichen
44) Die südliche Linie gilt in der japanischen Geschichte als die legitime.
4B) Die Attribute der M ik a d o -Würde sind die Geistertafel, der Spiegel, das
Schwert. Die Kaiserannalen thun ihrer um 507 n. Chr. die erste Erwähnung —
ihren Ursprung führte die Sage auf die Sonnengottheit T e n - z i o - d a i - s in zurück.
Sie sind vielleicht identisch mit den oben erwähnten Geschenken des koreanischen
Prinzen A m a n o F i b o k o , der 27 n. Chr. in Japan einwanderte.
46) In der Klaprothschen Ausgabe des N i p p o n - o - d a i - i t s i - r a n heissen T a k a - u d s i
und alle seine Nachfolger M in a m o t o . In den von Professor Hoffmann übersetzten
Geschichtstabellen wird der Gründer dieser Dynastie zuerst A s i - k a g a T a k a - u d s i ,
später dagegen auch M in a m o t o - n o - T a k a - u d s i genannt. In der von Herrn Leon de
Rosny aufgestellten Liste der S io g u n ’s heissen T a k a - u d s i und seine nächsten .sechs
Reich sie in Athem erhielt, entwickelten sie Energie und Herrscherbegabung.
Nachdem der Frieden 1392 hergestellt, die beiden Reiche
wieder vereinigt waren, erhob sich M ia k o bald zu seiner früheren
Grösse. Die Höfe des M ik a d o und des S io g u n wetteiferten an
Pracht und Herrlichkeit, der Gewerbfleiss erwachte von neuem,
Kunst und Poesie blühten wieder auf. Man feierte glänzende Feste
und genoss- nach dem langen Elende in vollen Zügen der Wohl-
thaten des Friedens.
Y o s i - m i t s i , der Enkel des T a k a - u d s i , übertrug bald nach
dem Friedensschluss die S io g u n -Würde seinem Sohne und trat unter
dem Namen M i t s i - y o s i in den geistlichen Stand, behielt aber die
oberste Leitung des Staates bis an sein Lebensende. Er stellte die
Beziehungen zu den chinesischen Herrschern wieder her, die um
1373 gegen Japan kreuzen Hessen, — aus Besorgniss, die dortigen
Kriege möchten einen schädhchen Einfluss auf das Reich der Mitte
üben, — und um 1380 ihre Häfen den japanischen Schiffen schlossen.
Schon im Anfänge seiner Regierung (1368) hatte Y o s i - m it s i den
chinesischen Kaiser T a i - t s i , den ersten Herrscher der M in g - Dynastie,
durch eine Gesandtschaft beglückwünschen lassen; im Jahre 1397 1397.
wurden nun die Beziehungen erneuert. Die Jahrbücher schildern
mit Vorliebe den glänzenden Empfang der chinesischen Gesandtschaften
im Palaste des Y o s i - m i t s i , der sich nach seinem Rücktritt
von der S io g u n -Würde mit allem Prunk einer üppigen Hofhaltung
und mit prächtigen Kunst- und Büchersammlungen umgeben hatte.
Er und seine Nachfolger scheinen in den Beziehungen zu dem
mächtigen Nachbarhofe eine Befriedigung ihrer Eitelkeit gefunden
zu haben; sie schickten an die chinesischen Kaiser eigenhändige
Schreiben mit Geschenken, die sehr nach Tribut aussehen47), und
Nachfolger M in a m o t o — darauf aber folgen drei Regenten mit dem Familiennamen
A s i - k a g a , dann wieder drei M i n a m o t o , von denen der letzte der S io g u n Y o s i - a k i
ist. Nun ist in den Kaiserannalen nicht nur die Erbfolge in dieser Dynastie vom
Vater auf den Sohn von T a k a - u d s i bis Y o s i - a k i herabgeführt, sondern es wird
ausdrücklich erwähnt, dass Y o s i - a k i der letzte Sprössling aus dem Mannesstamme
des T a k a - u d s i gewesen sei. Wie dieses Räthsel zu lösen: ob T a k a - u d s i wirklich
ein M in a m o t o war, oder ob er sich dieses Namens auf irgend eine Weise bemächtigte
— ob die fünf S io g u n ’s von Y o s i - m a s a bis Y o s i - f a r u , die in den Kaiserannalen
M in a m o t o heissen, aus einem anderen Hause waren — müssen die mit den
japanischen Originalen vertrauten Gelehrten entscheiden.
47) Sie bestanden bei der. einen Gesandtschaft in 1000 Unzen Gold und kost- .
barem Hausgeräthe.