
an der Spitze siegreicher ITeere die oberste Gewalt für sich selbst
in Anspruch nahmen. Er bezwang sie in wenigen Jahren, erhielt
1192 den Titel D s e i - i - d a i - S io g u n 88) und herrschte von da an mit
fast unumschränkter Macht. Die M ik a d o ’s hatten allen politischen
Einfluss verloren und regierten jetzt, wie die Annalen ausdrücklich
sagen, nur noch ihren Hof. Y o r i - t om o wählte K am a k u r a , den Sitz
seines berühmten Ahnherrn Y o r i - y o s i , zur bleibenden Residenz und
kam nur selten nach M ia k o , w o in der Zwingburg R o k fa r a seine
Statthalter herrschten. Ihr Amt bestand in Beaufsichtigung des
M ik a d o - Hofes und wurde eines der wichtigsten im Lande. Die Erb-
kaiser blieben nach wie vor der Ausfluss aller Ehren: alle Titel,
Würden und Rangerhöhungen gingen von ihnen aus, aber sie standen
unter der Bevormundung der S io g u n ’s , die schon damals alle Staatseinkünfte
an sich gerissen und die Kosten der kaiserlichen Hofhaltung
bestritten zu haben scheinen.
Nur durch drei Generationen blieb die Macht in den Händen
der M in a m o t o . Schon die beiden ersten Nachfolger des Y o r i - tom o
waren ränkesüchtige Tyrannen, welche nur durch die Klugheit und
Herrscherbegabung von dessen Wittwe87) gehalten wurden. Nach
ihrem Tode riss Y o r i - t o m o ’s erster Minister E o s io - n o - Y o s i - t o k i die
Gewalt an sich und machte sie erblich in seinem Hause, das von
da an einhundertfunfzehn Jahre lang d. h. bis 1334 das japanische
Reich beherrschte. Die S io g u n ’s behielten ihre Würden und Titel;
sie wurden von denEosio, welche nur als ihre ersten Minister und
Stellvertreter, als S it s k e n regierten, aus der Nachkommenschaft des
Y o r i - t o m o , später sogar aus Nebenlinien der M in a m o t o und dem
erbkaiserlichen Hause nach Belieben erwählt und verabschiedet. Die
S it s k e n umgaben sie mit einem glänzenden Hofstaate und hielten
sie in einer ähnlichen Gefangenschaft wie die Erbkaiser. So haben
wir die merkwürdige Erscheinung, dass die höchste Würde bei dem
36) Dieser Titel soll bedeuten: Grösser Feldherr gegen die Barbaren. Er ist viel
älteren Datums und wurde auch schon früher einigen Fürsten aus dem Geschlechte
der M in a m o t o ertheilt. Dass von nun an mit d ie s em Titel die höchste Macht
verbunden war, ist etwas rein Zufälliges, denn an sich verleiht er keinen Anspruch
darauf.
37) Das Volk nannte sie die A m a S io g u n , d. h. die Nonne S io g u n , da sie nach
dem Tode ihres Gemals das geistliche Kleid angelegt hatte. Sie war aus dem Geschlechte
der T a i r a . — Die Herrschaft des Y o r i - t o m o und seiner beiden Nachfolger
heisst bei den Japanern die D y n a s t ie der d r e i S io g u n ’s .
M ik a d o -Geschlecht, die Herrschaft nominell bei den S io g u n ’s , den
M in a m o t o , die thatsächliche Macht aber bei deren Ministern, den
Regenten aus dem Hause Eosio war.
A n fa n g s wollten sich die Erbkaiser nicht fügen, aber die
Regenten wurden ihrer bald Meister. Alle Mordanschläge und Verschwörungen
des G o - T o b a scheitern, der folgende M i k a d o abdicirt
zu Gunsten seines Sohnes, welchen die Statthalter von M i a k o entthronen.
Die Fosio setzen einen Enkel des T a k a - k u r a ein und regeln
von da an die kaiserliche Erbfolge nach Willkühr. Sie beobachteten
die Politik, den Sohn niemals unmittelbar auf den Vater folgen zu
lassen, und wählten den M i k a d o abwechselnd aus verschiedenen
Linien des Kaiserhauses. Mehrere, die sich ungefügig zeigten, wurden
ohne weiteres beseitigt. Die Herrschaft der Fosio war eine militärische:
sie unterhielten überall starke Garnisonen, die meist von
Männern aus ihrem Stamme88) befehligt wurden, und behaupteten
die unumschränkteste Gewalt über das ganze Land auch dem Lehnsadel
gegenüber. Die Jahrbücher wissen nicht genug das streng
gesetzliche Regiment dieses Geschlechtes zu rühmen; gegen die
Grossen mussten sie oft die starke Hand brauchen und es fehlte
nicht an Complotten und Kabalen an ihrem eigenen Hofe89), aber sie
schützten das Volk und verbannten alle Willkühr. Das ganze Land
genoss des tiefsten Friedens und einer geregelten Verwaltung. — Das
Regentenamt vererbte sich im Mannesstamme in ununterbrochener
Linie vom Vater auf den Sohn oder Enkel. Ihre Verwaltung hatte
das eigenthümliche, dass der regierende S i t s k e n einen Mitregenten
aus der Verwandtschaft berief, dessen Würde der seinen gleich
gestellt war: dadurch konnten sie der gefährlichen Münster aus
anderen Familien entbehren und verbanden sich ihre Stammgenossen
um so fester.
In das Ende des dreizehnten Jahrhunderts fallen die Expeditionen,
welche der Mongolenfürst K u b l a i - K h a n gegen Japan sandte.
Er schickte nach der Unterwerfung von Korea zuerst 1267 und
3S) Man begegnet in der Geschickte dieser Zeit so vielen Fosio, dass der Gedanke
nahe liegt, die Regenten hätten viele ihrer Anhänger durch Adoption in ihre
Familie aufgenommen.
39) Die Annalen erzälden unter ändern yon einem gefallenen Günstling, der
sich 1247 mit 270 seiner Anhänger das Leben nahm. Das H a r a k i r u , die Selbst-
entleihung durch Aufschlitzen des Bauches, scheint in dieser Zeit besonders beliebt
•gewesen zu sein.