
sich von hier aus selbst die Wege gebahnt und in Kurzem durch
das ganze Land verbreitet. — Vielleicht wurde die japanische
Regierung auch in diesem Puncte von wohlwollender Vorsicht geleitet
und fürchtete von so freiem Verkehr schlimme Eolgen für
die Fr emden, doch machte es diesen eben nicht den Eindrucki —
Die Frage war von weitreichender Bedeutung und die Gesandten
thaten ihr Möglichstes sie glücklich zu lösen; die westlichen Kaufleute
aber hatten nur ihren nä ch s t en Vortheil im Auge. Schon
•' lagen mehrere Schiffe aus N a n g a s a k i und China in der Bucht,
welche der vertragsmässigen Eröffnung harrten. Die mit ihnen eingetroffenen
Handelsagenten sprachen sich unverhohlen für Y o k u h am a
aus, wo Alles zu ihrer Aufnahme bereit war, und zauderten keinen
Augenblick sich dort niederzulassen als der vertragsmässige Termin
eintrat. Y o k u h a m a hat allerdings vor K a n a g a v a e inen für den
Handel sehr wichtigen Vorzug, einen besseren Ankergrund, und die
Möglichkeit für grosse Schiffe sich dem Lande auf kurze Entfernung
zu nähern, während bei K a n a g a v a das Wasser überall seicht
ist. Vor allen Dingen aber machten die ersten Ankömmlinge durch ihr
schnelles Zugreifen glänzende Geschäfte, deren Vortheil sie mit
anderen später Hinzukommenden theilen mussten, wenn sie den
Erfolg der diplomatischen Verhandlungen abgewartet hätten.
So scheiterten die Gesandten an dem Auftreten ihrer eigenen
Schutzbefohlenen, und konnten nur eine weitere Ausdehnung des
zur Ansiedelung bestimmten Terrains und die künftige Anweisung
der Grundstücke an sie selbst zur gleichmässigen Vertheilung an
die Kaufleute erreichen: - denn die zuerst gekommenen hatten,
mit bedeutenden Geldmitteln versehen , alles von der Regierung zur
Verfügung gestellte Land an sich gebracht und verkauften es nun
an die später eintreffenden zu unmässigen Preisen. — Den fremden
Consuln wies die Regierung Tempel in K a n a g a v a an, doch hatten
die Gesandten grosse Mühe, ihr die Erlaubniss des freien Verkehrs
zu Lande auf der grossen Heerstrasse zwischen den Legationen in
Y e d d o und den Consulaten in K a n a g a v a abzudringen.
Weiteren Anlass zu Misshelligkeiteh gab das Umwechseln
der fremden Münzsorten gegen japanische, wozu die Regierung
sich unbegreiflicher Weise für das erste Jahr nach Eröffnung der
Häfen durch die Verträge verpflichtet hatte. Diese Angelegenheit
wird nur durch nähere Beleuchtung der Verhältnisse verständlich
werden.
In einem Lande, das sich nach aussen hermetisch verschliesst,
hat die Regierung die Macht, das gegenseitige Werthverhältniss
der edelen Metalle nach ihrem Beheben festzustellen, wenn sie den
Gebrauch derselben auf die Vermünzung beschränkt und jede
andere Anwendung verbietet. So war es in Japan. Nur zu den
unbedeutendsten Verzierungen an Waffen und anderen kleinen Ge-
räthen durften die Handwerker Gold und Silber verarbeiten, und
auch da nur als Incrustation und Plattirung in den geringfügigsten
Quantitäten. Ein Klumpen Gold oder Silber, der nicht verarbeitet
werden darf, ist werthlos; die Regierung allein hat das Prägerecht,
sie bestimmt den Werth der Münzen durch den aufgedrückten
Stempel und normirt den relativen Werth der Metalle nach ihrer
Bequemlichkeit. Gold- und Silhermünzen waren in Japan das, was
Banknoten und Scheidemünzen bei uns sind, denn diese erhalten
ja auch nur durch den St empe l ihren Werth, nicht durch Grösse
oder Geweht. — Die Falschmünzerei konnte der Regierung sehr
gefährlich werden, ist aber bei der allgemeinen Beaufsichtigung in
Japan fast unmöglich, und hatte auch wenig Chancen, so lange
ein be s t immte s Werthverhältniss der beiden Metalle untereinander
durch alle Münzsorten festgehalten wurde. — Ein deutliches Zeichen,
dass die Metalle nur Tauschmittel waren, ist der Umstand, dass
man in Japan alle Einkünfte nicht nach Geld, sondern durchgängig
nach »Kok« Reis, einem bestimmten Gewicht; des allgemeinen
und nothwendigsten Nahrungsmittels, als einer feststehenden
Werth-Einheit rechnete. Auch die s e r Werth konnte nach
dem Ausfall der Aemten fluctuiren wie bei uns der Werth von
Gold und Silber nach der Ergiebigkeit der Bergwerke, aber der
Werth der ede l en Me ta l l e hing von der Willkühr der Regierung
ab.
Sobald die Ausfuhr der Metalle freigegeben wird, muss dieses
Verhältniss auf hören; ihr relativer Werth normirt sich dann bald nach
dem in den Nachbarländern üblichen Satz. Fast das ganze siebzehnte'
Jahrhundert durch exportirten die Holländer Gold mit ungeheurem
Vortheil. Di e s e Ausfuhr war aber keine freie, konnte Oa
lso auf den Werth der Metalle in dem sonst gänzlich gesperrten
Lande keinem Einfluss haben; die Regie rung gab ihnen Goldmünzen
in Zahlung, so weit es ihr bequem war, — die Holländer konnten
nicht Gold gegen Silber von den Landesbewohnern in beliebiger
Menge eintauschen. Die Wohlfeilheit des Goldes war ein zufälliger