
sind. Alle werthvollen' Bilder mögen in Museen und in den Häusern
der Grossen verschlossen und deshalb den Fremden unzugänglich
sein: Einzelne Handzeichnüngen sind uns zu Gesicht gekommen
die von der äussersten Meisterschaft sprachen, Porträts, Genrebilder
und Thierstücke in Tusche mit leichter Aquarelltönung; hier
ist auch die Farbe fein und harmonisch, und der Ausdruck der
Köpfe, bei den skizzenhaften Drucksachen gewöhnlich das mangelhafteste,
sehr ausgezeichnet5). Besonders schön sind manche ihrer
Malereien auf Seide, ^¡iVögel und Insecten zwischen Blumen und
Laubzweigen, — und auf den Fächern finden sich oft die zierlichsten
Bildchen.
Die Japaner drucken auch kleine Gemälde mit vielen Platten
auf Seide, und leisten Erstaunliches darin; der Crepp giebt den
Farben eine merkwürdige Leuchtkraft und Tiefe, und die Präcision
des Druckes ist bewundernswerth, man überzeugt sich nur schwer
dass es nicht Malerei ist. — Sie haben ferner, wahrscheinlich von
den Holländern, die Kunst zu radiren und in Kupfer zu stechen
gelernt, aber nur selten angewendet. Es war in Y e d d o nur eine
geringe Anzahl kleiner radirter Blätter in wenigen Exemplaren zu
finden, meist landschaftliche Sachen, einige sehr vorzüglich. Ueber
den japanischen Ursprung kann kein Zweifel sein, zumal die begleitende
Schrift nur von Japanern herrühren kann und die künstlerische
Auffassung durchaus japanisch ist;, merkwürdiger Weise scheint bei
einigen dieser Radirungen die Liniirmaschine angewandt zu sein, die
in Japan nicht zu Hause und wahrscheinlich mit anderen Instrumenten
von den Holländern eingeführt worden.ist.
In allen Buchhandlungen findet man Landkarten und Atlanten,
theils einheimische über alle Theile des Reiches, theils Nachbildungen
europäischer Werke in Holzschnitt und Tondruck mit japanischer
Schrift; ferner sehr ausführliche Städtepläne, unter denen
einer von Y e d d o von vier Fuss im Quadrat so übersichtlich und genau
war, dass wir alle unsere Wege darauf wiederfinden konnten.
Von der Wohlfeilheit der Bücher und der Leselust der
Japaner aller Stände war schon im einleitenden Abschnitt6) die
Rede; sogar die Soldaten auf der Wache lesen, und man sieht
5) Die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen im königlichen Museum
zu Berlin besitzt einige derartige Zeichnungen, eine Reihe von Bildnissen in Tusche
und Wasserfarben und ein Aquarell, eine Hühnerfamilie darstellend.
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Kinder, Frauen und Mädchen emsig in die Bücher vertieft. Ihre
Roman- und Novellen-Litteratur muss sehr ausgedehnt sein und
enthält gewiss viel Anziehendes, das der Uebersetzung in europäische
Sprachen werth wäre. Sie sind reich an Geschichtsbüchern und
Encyclopädieen: ihre zahllosen beschreibenden und belehrenden
Werke aus den Reichen der Natur, der Wissenschaften, Künste
und Gewerbe zeugen von der regen Wissbegierde des Volkes.
Wenig versprechen die bis jetzt übersetzten Proben der Dichtkunst;
ihre poetischen Anschauungen sind unserem Verständniss meistens ganz
unzugänglich und erscheinen daher oft drollig und abgeschmackt.
Die Japaner sind aber auch, nach ihrem Charakter zu urtheilen, kein
poetisch, wenigstens kein lyrisch begabtes Volk, und haben in dieser
Richtung wahrscheinlich nichts Nennenswerthes geleistet.*—
Conditoreien giebt es in den Strassen von Y e d d o viele; die
Kuchen und Confecte sehen zierlich und appetitlich aus, manche
gleichen den unsrigen und sind wohlschmeckend, andere widerstehen
dem europäischen Gaumen. Die Japaner verwenden viel Sorgfalt
und besitzen grosse Kunstfertigkeit und Erfindungsgabe in der Zubereitung
und äusseren Ausschmückung des Zuckerwerks, das einen
Hauptbestandteil ihrer Gastmäler bildet. Sie machen kleine Vögel,
Blumen, Schmetterlinge und dergleichen sehr niedlich in farbigem
Zuckerguss und Kraftmehl nach, und bei Vornehmen scheint sogar
das Wappen des Wirthes auf den Kuchen angebracht zu werden: —
so erzählt Kämpfer, dass alle den Holländern aus dem Palaste des
S i o g u k zugeschickten Süssigkeiten mit dem K i r im o n — dem officiellen
Wappen des M i k a d o -, also dem eigentlichen japanischen Regierungswappen
— verziert gewesen seien.
Den kleinen Hausrath — grössere Möbel besitzen die Japaner
nicht — findet man in besonderen Läden, die viel Hübsches und
Anziehendes bieten: mannichfache Schränkchen, Kasten und Kästchen,
Schachteln, Büchsen, Präsentirbretter und Untersätze aus Bambus,
Kampher- und anderen Holzarten, mit Korbgeflecht aus gespaltenem
Rotang und Binsen, Alles so sauber und zierlich wie für den Nipptisch
gearbeitet, dabei von erstaunlicher Billigkeit. Hier findet man
auch die vierkantigen Kopfkissen aus Holz oder festem Rohrgeflecht,
auf denen alle Japaner schlafen. Es sind fusslange viereckige
Kästchen mit einer leicht äusgerundeten Höhlung in der Mitte,
wo der Nacken ruht; der Hinterkopf liegt ganz frei. Wie man
auf solchem Gestell schlafen, sich ausruhen kann, gehört zum