
Die Vereinigung Portugals mit Spanien nacli dem Tode
König Heinrieh’s (1581) brachte eine grosse Veränderung in die Verhältnisse
des Welthandels. Bisher hatte Portugal fast ganz Europa
mit den überseeischen Erzeugnissen versorgt; jetzt konnten die
Engländer und Holländer, Spaniens Feinde, ihre Bedürfnisse in
Lissabon nicht mehr holen und öffneten sich deshalb selbst die
Wege nach Ostindien. Die erste holländische Flotte segelte 1595
dahin; bald nachher wurde die holländisch-ostindische Iiandels-
compagnie gegründet.
Im Jahre 1 5 9 8 verliess ein holländisches Geschwader von
fünf Schilfen unter dem Befehle des Jaques Mahu den Texel,
um, durch die Magelansstrasse in den Stillen Ocean dringend, die
Westküste von Süd-Amerika und von da Ostindien zu erreichen.
Ein gewisser Dirk Gerritsz, der früher als Büchsenschütze auf
einem portugiesischen Schiffe nach N a n g a s a k i gekommen war, leitete
damals die Blicke der Niederländer auf Japan und begleitete selbst
die Expedition des Mahu. Ihr Zweck war, wie gewöhnlich bei
holländischen Unternehmungen jener Zeit, zugleich Handel, etwas
Seeraub89) und die Entdeckung neuer Länder. — Nachdem bei
der Einfahrt in die Südsee ein Sturm das Geschwader zerstreut
hatte, fanden sich zwei von den Schiffen bei einer Insel an der
peruanischen Küste wieder zusammen. Ein unglücklicher Zusam-
menstoss mit den kriegerischen Eingeborenen kostete den Holländern
so viele Leute, dass sie die beiden Schiffe kaum noch regieren
konnten; der Beschluss aber, das eine zu verbrennen, kam durch
die Eifersucht der Befehlshaber nicht zur Ausführung, und man
beschloss auf die Kunde, dass spanische Kriegsschiffe in der Nähe
seien, jetzt direct nach Japan zu segeln. Heftige Winde trennten
unterwegs die beiden Fahrzeuge; das eine ist verschollen, das andere,
»De Liefde« genannt, trieb nach langer mühseliger Fahrt an die
1600. Insel Krosro und kam im April 1 6 0 0 an der Küste von B ü n g o z u
Anker. Hunger und Krankheit hatten unter der Bemannung stark
aufgeräumt; von den fünfundzwanzig Ueberlebenden konnten sich
nur sechs auf den Füssen erhalten. Der Fürst von B u n g o liess
die ganze Mannschaft an das Land bringen und mit allem Nöthigen
versehen. Die meisten erholten sich; zwei starben noch am Tage
der Ankunft, vier andere etwas später.
89) Man kann es nach heutigen Begriffen nicht anders nennen, wenn die Seefahrer
u. A die wehrlosen Bewohner abgelegener Inseln überfielen und plünderten.
Da man sich durchaus nicht verständigen konnte, so Hess
der Fürst Portugiesen aus N a n g a s a k i herbeirufen, welche die
Holländer sogleich für Seeräuber erklärten90). Ihre Lage wurde
noch verschlimmert durch zwei Verräther aus ihrer Mitte, die sich
auf Kosten der Uebrigen zu bereichern dachten; der Fürst von
B ü n g o setzte die ganze Mannschaft gefangen. Nur Einer, der
Steuermann William. Adams,.ein Engländer von Geburt, wurde auf
Befehl des J y e y a s nach S u r u n g a geschickt und dort zahlreichen
Verhören unterworfen. J y e y a s selbst fragte ihn aus, überzeugte
sich aber, trotz allen Machinationen der Spanier und Portugiesen,
welche, nach des Adams Aussage, die Hinrichtung der ganzen
Schiffsmannschaft verlangten und die Holländer als Piraten und
rebellische Unterthanen ihres Königs verschrieen, doch schliesslich
von deren Unschädlichkeit. Adams wurde in Freiheit gesetzt, ebenso
alle seine Gefährten, welche unterdessen mit ihrem Schiffe nach
O sa k a gebracht worden waren. Das Fahrzeug mussten sie ausliefem,
die Ladung aber befahl J y e y a s herauszugeben und Hess, da bei der
ersten Ankunft Vieles gestohlen worden war, ihrem Bevollmächtigten
eine bedeutende Entschädigungssumme auszahlen91). Ausserdem
gab er Jedem ein kleines Jahrgehalt und befahl ihnen im Lande
zu bleiben, erst einige Jahre später erhielten sie die Erlaubniss zur
Heimkehr. — Adams wusste sich durch seine mathematischen
Kenntnisse und praktische Geschicklichkeit in grosse Gunst bei
dem Herrscher zu setzen, baute später für ihn zwei Schiffe nach
europäischem Muster und, trat in eine ehrenvolle und einflussreiche
Stellung: Durch ihn hauptsächlich wurde die Anknüpfung der
niederländischen und enghschen Handelsbeziehungen vermittelt92).
90) »After wee had been there five or six dayes came a Portugall Jesuite and
other Portugals who reported of us that wee were pirates and were not in the Way
of marchandizing.« Brief des William Adams an seine Frau bei Purchas Pilgrimages
und bei Rundall Memorials of the Empire of Japon. London 1850.
M) »Saving 50,000 Rials in ready money was commanded to be given us, and
in his presence brought and delivered in the hands of one that was made our governor
« etc. Brief des Adams »an seine unbekannten Freunde«, bei Purchas mid Rundall.
92) Adams trat später mit Erlaubniss des J y e y a s in den Dienst der englischostindischen
Compagnie, machte für dieselbe mehrere -Reisen nach Siam und starb
in Japan 1620. Sein Testament ist uns erhalten: er vermacht darin die eine Hälfte
seines Vermögens seiner Ehefrau und Tochter in England, die andere den Kindern
seiner japanischen G a ttin .^ Capitän Cox, der Vorsteher der englischen Handelsfactorei
in F ir a m d o , .besuchte auf der Reise nach Y e d d o 1616 das Landgut des