
150 Ausbleiben der Schiffe. Bessere Aussichten. Titsingh.
Schmuggeln bedienten. Nach dieser Erfahrung beschränkte die
Regierung den Handel aufs neue: seit 1775 sollte wieder jährlich
nur ein Schiff zugelassen, und die Preise der auf Bestellung gelieferten
Waaren erst nach ihrer Ankunft festgestellt werden. Da
nun die Statthalter noch dazu immer grössere Geschenke forderten,
und mehrere Schiffe untergingen, so scheint die Compagnie in
diesen Jahren wirklich sehr schlechte Geschäfte gemacht zu haben.
Die Beeinträchtigungen gingen damals wesentlich von einem habsüchtigen
Statthalter aus. Als im Jahre 1782 in Folge des Krieges
zwischen Niederland und England zum- ersten Male gar kein Schiff
ankam, geriethen die Japaner in die grösste Verlegenheit. Der
Statthalter liess Gebete in allen Tempeln anordnen und den Bonzen
grosse Belohnungen versprechen, wenn sie das fällige Schiff herbeischafften,
der Handelsvorsteher Titsingh aber benutzte dessen Angst
und erklärte, dass bei den Bedrückungen der letzten Jahre den
Holländern nichts an der Fortsetzung des Verkehrs liegen könne,
und man deshalb wahrscheinlich keine Schiffe von Batavia abgesandt
habe. Nun verklagten auch die unzufriedenen Beamten und
Dolmetscher, welche mit ihrem Lebensunterhalt auf den holländischen
Handel angewiesen waren, den Statthalter bei Hofe, am
Ausbleiben der Schiffe schuldig zu sein, und brachten es dahin,
dass er mit Verlust von zwei Drittheilen seines Vermögens degra-
dirt wurde. Sein Nachfolger war den Fremden günstig; Titsingh
erwirkte von ihm die Abstellung vieler Missbräuche, und erlangte
später durch sein energisches Auftreten bedeutende Preiserhöhungen
für den Import auf eine lange Reihe vo» Jahren, und die Erlaubniss,
wieder mit zwei Schiffen den Handel zu treiben.
Die Verhandlungen Titsingh’s und seiner Nachfolger mit der
japanischen Regierung beweisen deutlich, dass dieser sehr wenig
an der Einfuhr der Niederländer gelegen war, und dass das Land
sehr wohl ohne sie bestehen konnte. Eine Schiffsladung jährlich
ist in der That für eine Bevölkerung von 25 Millionen ein Tropfen
Wasser im Meere. Dass die Geldkammer, welche unter Anderen
den Holländern das Stabkupfer zu den alten Preisen weit unter
dem Werthe liefern musste, gradezu einen jährlichen Verlust an
dem niederländischen Handel hatte, den sie nur aus dem grossen
Gewinn an dem chinesischen decken konnte, haben die Holländer
selbst vielfach ausgesprochen. Nur die ostindische Compagnie , und
vor Allen die holländischen und japanischen Beamten hatten Vortheil
Titsiugh’s Nachfolger. Neue Beschränkung.
davon. Das aus 50 Personen bestehende Dolmetscher-Collegium
und viele andere Aemter waren ganz auf die Niederländer angewiesen
— ganz N a n g a s a k i soll fast ausschliesslich vom Handel mit
den Ausländern gelebt haben. Nur um Jenen ihre Erwerbsquelle
zu erhalten und die Verbindung mit Europa nicht ganz abzubrechen,
scheint die japanische Regierung den Verkehr mit den Holländern
fortgesetzt und Opfer dafür gebracht zu haben. Selbst wenn ihnen
europäische Artikel ein Bedürfhiss gewesen wären, so konnten sie
solche seit Ende des vorigen Jahrhunderts von den Chinesen wohlfeiler
beziehen als von den Holländern.
Titsingh’s Nachfolger verdarben durch unvorsichtiges Benehmen
wieder, was er gebessert hatte. Der S io g u n wünschte zwei
persische Pferde zu besitzen, welche die Compagnie ihm auch
schickte, und bestellte bald darauf noch ein gleiches Paar. Unglücklicher
Weise aber fand sein einziger Sohn, der Thronfolger, mit
einem dieser Pferde stürzend, seinen Tod; das Gegengeschenk,
welches für das erste Paar in 500 Pikul Kupfer bestanden hatte,
blieb für das zweite Paar aus, und der Handelsvorsteher war unvorsichtig
genug, wiederholt daran zu erinnern. Dazu kam, dass
sich die Holländer seit 1789 der ferneren Lieferung der sogenannten
»Nangasakischen Geschenke« weigerten, eines an die dortigen
Beamten zu entrichtenden Tributes, welcher die Kosten der Factorei
mit 12,000 Gulden jährlich beschwerte. Diese unklugen Maassregehi
hatten die Beschränkung des Privilegiums der Hofceise auf die
vierjährige Frist und die Verminderung der Kupferausfuhr auf ein
Minimum zur Folge: »die Bergwerke seien erschöpft, nur um die
alte Freundschaft mit den Niederländern zu erhalten, bringe der
S io g u n dieses Opfer.« Den Schlusssatz der kaiserlichen Verordnung,
welche den Holländern drohte ihre Waaren zu verbrennen
und ihrem Aufenthalte in Japan ein Ende zu machen, wenn sie sich
noch einmal unterständen auf Erhöhung der Kupferheferung anzutragen,
liessen die japanischen Dolmetscher in der Uebersetzung
fort; diese Veruntreuung wurde aber entdeckt und hatte die Hinrichtung
von mehreren dabei betheiligten Beamten zur Folge. Die
Regierung zu Batavia wollte um diese Zeit den japanischen Handel
ganz aufgeben, die Oberbehörde im Vaterlande liess es aber nicht
zu und begnügte sich in Erwartung besserer Zeiten, die Ausgaben
möglichst zu beschränken. Der Krieg in Europa machte es den
Holländern unmöglich, die von den Japanern bestellten V7aaren