
sie ein kleines Capital erspart haben. Sie dienen theils in den
Häusern der Europäer, theils auf den Werften und in den Pflanzungen,
sind tüchtige Arbeiter und von der äussersten Genügsamkeit.
Alle übrigen hier verkehrenden Nationen leben diesem oder
jenem Zweige des Handels, ~ unter den Parsen und den indischen
Arabern giebt es reiche und angesehene Kaufleute.
In der nächsten Umgebung der Stadt durchkreuzen sich nach
allen Richtungen gut gehaltene Wege und bequeme Fahrstrassen..
Sie schlängeln sich zwischen den Hügeln hinan, auf denen die
Wohnhäuser der wohlhabenden Europäer im üppigsten Grün wie
begraben hegen; man geniesst dort der herrlichsten Luft und der
amnuthigsten Aussichten auf das Meer und die umhegenden Inseln.
Die eingeborenen Malaien scheinen ihren Aufenthalt vorzugsweise
m der Niederung zu wählen; dicht am Wasser, ja in Sumpf und
Morast stehen ihre dunkelen Rohr- und Palmenhütten auf hohen
Pfählen wie auf Stelzen, höchst malerisch für das Auge, aber unheimliche
Wohnstätten. Im Ganzen macht Singapore einen freundlichen
Eindruck; die-Europäer rühmen.den Aufenthalt und das
heilsame, wenn auch erschlaffende Klima. Die Luft ist immer warm,
doch selten übermässig heiss, dabei in Folge der fast täglichen
starken Regengüsse mit Feuchtigkeit geschwängert, aber Dank den
häufigen Gewittern und dem fortwährenden Luftzuge rein und gesund.
Fast immer lagern schwere Wolkenmassen am Horizont; die
Schiffe huf der Rhede und alle entfernten Gegenstände erscheinen
bei Sonnenschein wie verschleiert, in Nebelduft schwimmend. Den
Europäer macht die schwere nasse Luft unendlich träge; alle Poren
der Haut sind geöffnet, man befindet sich, da die atmosphärische
Feuchtigkeit keine Verdunstung zulässt, wie in einem fortwährenden
Bade und meidet gern jede körperliche Anstrengung. Der Sonne
setzen sich die ansässigen Europäer gar nicht aus; man fährt in
verschlossenen Wagen, oder mit weiss überzogenem Regenschirm
bewaffnet. Die Frauen scheinen sich gar .keine Bewegung zu
machen, und haben eine auffallend weisse, durchsichtige Hautfarbe.
Kühl ist nur der Morgen, daher die Europäer meist früh vor sechs
aufstehen, um vor .dem Frühstück einen Spazierritt zu machen und
em Bad zu nehmen, — dazu sind mehrere Zimmer im Erdgeschosse
jedes Hauses bestimmt, wo grosse Kübel mit Wasser stehen. Der
Fussboden ist von Stein und zum Ablaufen . eingerichtet, man
schöpft aus den Kübeln und begiesst sich den Körper. Eine.
Erkältung ist nicht zu fürchten; das Wasser hat fast die Temperatur
der Luft, und diese wird niemals so kühl, dass man bei Nacht
eine Decke ertrüge. - Ein solches Bad ist eine wahre Wollust,
wenn auch nicht so erfrischend und stärkend als kalte Bader im
Norden.
Der Tag wird im Hause zugebracht. Gegen Sonnenuntergang
fährt man am Meere spazieren, nimmt dann ein zweites Bad
und bereitet sich zur Hauptmalzeit vor, die gegen sieben Uhr unter
dem Gefächel der Punka gehalten wird. Die Küche ist englischostindisch,
die Hauptschüssel bildet für den ansässigen Anglo- Inder
bei jeder Malzeit Reis mit Currie, ein mehr oder minder scharf
gewürztes Gericht, von dem es unzählige Variationen giebt. Wir
haben uns vergebliche Mühe gegeben, hinter die Geheimnisse der
Currie-Fabrication zu kommen — es scheint, dass es an jedem
Orte anders bereitet wird. Es giebt Hühner-, Krebs -, Fisch-,
Gemüse-Currie u. s. w.; das Wesentlichste ist die Sauce, zu der
oft wohl mehr als zwanzig verschiedene Ingredienzien genommen
werden. Ein eigentliches Currie-Gewürz giebt es in den Tropen
nicht, sondern der Geschmack wird durch verschiedene Zuthaten
hergestellt, unter denen der halbreife Kern einer gewissen Spielart
der Cocosnuss und die jungen Schoten des spanischen Pfeifers —
das Scharfe mit dem Zarten - die Hauptrolle spielen. Nur, wo
diese Tropenproducte nicht frisch zu haben sind, wendet man ein
Surrogat, das sogenannte Currie-powder, an. Der Reis dazu
wird in Wasser abgekocht, - aber nicht breiartig wie bei uns,
sondern so, dass die locker gequollenen Körnchen trocken aufeinander
liegen, '§ und auf einer besonderen Schüssel herumgereicht.
Auf Ceylon allein soll es gegen fünfzig Arten der Curriebereitung
geben. Viele langjährige Tropen-Bewohner leben ausschliesslich
von diesem Gericht und behaupten nichts Anderes vertragen zu
können; für den deutschen Magen sind die meisten Arten zu scharf
und brennend, und man kann nicht umhin, das Currie für schädlich
und zerstörend zu halten. — Gutes Fleisch bekommt man selten,
denn eigentliche Viehzucht giebt es nicht, und da der grossen
Wärme wegen das Fleisch meist an demselben Tage genossen werden
muss, an dem es geschlachtet wird, so bekommt man es gewöhnlich
zäh. Gegen den Genuss von Früchten haben die Europäer ein
grosses Vorurtheil: nur Morgens soll man Obst gemessen, Mittags
wenig, Abends gar nicht. . Die gesundeste Tropenfrucht ist die