
breite Esplanade mit Rasenplätzen und doppeltem Fahrwege hin,
wo man Abends zu Wagen oder zu Pferde die kühlende Seebrise
geniesst denn zu Fusse gehen ist für den Europäer ungesund
und unanständig. Von da. laufen rechtwinklig grade Strassen aus,
die wieder von wenigen anderen breiten Hauptstrassen geschnitten
werden, und hinter diesen liegt, dem Strande parallel, der langgestreckte
Festungshügel. Die Strassen dieses Stadtviertels bilden
nur an wenigen Stellen zusammenhängende Häuserreihen; schlanke
Areca. s und fedrige Cocospalmen, luftige Casuarinen, massige Brod-
bäume, Bananen und eine Fülle des üppigsten tropischen Laubes
ragen über die G-artenzäune. Auf den breiten Strassen ist wenig
Leben, faule Malaien lungern umher, der geschäftige Chinese zieht
rasch seines Weges ■— die reicheren sieht man in eigenen oder in
Milith wagen daherfahren; — bei den öffentlichen Gebäuden stehen
braune indische Polizeidiener in halb europäischer Uniform und mit
demTruncheon bewaffnet, vor den Gast- und Privathäusern die zahlreiche
Dienerschaft der Einwohner, meist Hindu’s in weissem Muslin,
mit steifgefälteltem breitem Turban. Auch Javaner und Bugi’s sieht
man, ferner Bengalesen, Burmesen, Siamesen, Araber von der Küste
Koromandel, und Parsen, kenntlich an der hohen helmartigen, mit
dunkelfarbigem Kattun bezogenen Kopfbedeckung. Miethwagen
stehen an allen Ecken, und die Zudringlichkeit der Kutscher ist so
schlimm wie in Italien. — Auf architectonische Schönheit machen
weder öffentliche noch Privatgebäude Anspruch: die Kirchen meist
nach englischer Art gothisirend, manche andere Bauten italienisch, W&"
aber der leidige Mörtelbewurf hält natürlich in diesem allerfeuchtesten
Klima gar nicht, ganz neue Gebäude erscheinen' fleckig,
und wie verfaulend, verfallend. Die Bauart der Privatgebäude ist
dem Klima sehr angemessen: dicke Mauern, grosse hohe Räume,
viele Thüren und Fenster, meist ohne Scheiben, nur mit Jalousieen
verschliessbar; Alles berechnet, die Sonne auszuschliessen und Zugluft
hervorzubringen. Ueber dem Esstisch und in der Mitte jedes
grösseren Raumes hängt die sogenannte »Punka« von der Decke
herab, ein langer, mit Baumwollenstoff bespannter Rahmen, ein
gigantischer Fächer, der von eigens dazu angestellten Knaben durch
Schnüre in eine regelmässige Pendelbewegüng gesetzt wird, um
Wind und Kühlung zu erzeugen. Alle Lichter sind mit Glasglocken
geschützt, weil sie sonst verlöschen würden. Man muss sich an
diese Einrichtung erst gewöhnen; die Bewegung und der ewige
Luftzug haben etwas Beunruhigendes, Aufregendes; dem Engländer
in Ostindien ist die »Punka« aber zum Lebensbedürfnis geworden,
sie. haben deren sogar vielfach über ihren Betten angebracht
und lassen sich die ganze Nacht durch befächeln. — Die uss-
böden der Wohnräume sind mit feinen chinesischen Binsenmatten
belegt, die Möbel englischen und amerikanischen Schnittes, —
die Sessel meist zum Liegen eingerichtet. Man befindet sich m
diesen Häusern sehr wohl, besonders in den Mittebäumen, welche
meist durch das ganze Gebäude gehen und nach beiden Seiten
Fenster haben.
Der westliche Theil der Stadt, eine compacte Häusermasse, gehört
der Handel und Gewerbe treibenden Bevölkerung der Chinesen,
Malaien, Inder; dort haben auch die europäischen Kaufleute ihre
Waarenlager und Contore. Die Hauptstrassen laufen auch hier dem
Meeresstrande parallel, andere schneiden sie im rechten Winkel. Sie
sind breit und ziemlich reinlich gehalten, lange einförmige Reihen meist
zweistöckiger weisser Häuser mit Colonnaden; unten der Kaufladen
bder die Werkstatt , oben die Wohnräume. Die Bauart ist plump und
massiv, nur einzelne chinesische Häuser sind sorgfältig gemauert
und mit bunten phantastischen Stuckreliefs geschmückt, auf s reichste
verziert dagegen die Fagaden der chinesischen Tempel und der indischen
Gotteshäuser, welche hier und da die einförmigen Häuserreihen
unterbrechen. Erstere haben geschweifte Dächer von feinen
o-rauen Ziegeln, Dachfirst, Fries und Giebel strotzen von phantastischem
vielfarbigem Schnörkelwerk aus glasirten Kacheln, Stuck
und geschnitztem Holz; das Mauerwerk ist aus Backsteinen mit
wenig Mörtel so fein und sorgfältig gefügt, wie man es im ganzen
Qccident nicht k en n t.!. Die Hindu-Tempel haben reich verzierte
Portale und Thürinchen, und zeichnen sich durch eine unru ige
F ü l l e architectonischen Details aus, welchem ungeheuerliche mythologische
Figuren und grimmige Fratzen verwebt sind. Nirgend
findet das Auge einen Ruhepunct. Das Ganze trägt aber em sehr
bestimmtes Gepräge, und ist wohl eine Architectur zu nennen. Die
Dimensionen sind klein , wie bei den chinesischen Tempeln m
Singapore. ■ . -
Auf den Strassen wogt eine bunte Menge, grosstentheils
langzopfige Chinesen, die sich emsig umhertummeln oder rastlos
arbeitend vor ihren Häusern und in den offenen Werkstätten
sitzen. Sie bilden die überwiegende Mehrzahl der Einwohner —