
^ Die Herrschaft d e s T a ik o - sa m a .
Besitzungen mit anderen in entfernten Gegenden vertauschen, zer-
stückte und verband nach Willkülir die alten Provinzen des Reiches
und führte eine ganz neue Ordnung ein. Er liess den Lehnsfürsten
ihre Hoheitsrechte und die Verwaltung ihrer Territorien, erschöpfte
aber ihre Kassen durch Auferlegung kostbarer Hofreisen und Tributgeschenke,
durch Lieferungen und Leistungen zum Bau der Festung
von O sa k a und setzte ihnen seine Beamten zur Seite, welche sie
streng beaufsichtigen und jeden ihrer Schritte nach Hofe berichten
mussten. Die nach Selbstständigkeit zu streben scheinen oder
willkührlich und grausam gegen das Volk auftreten, verlieren Land
und Würde. Durch das ganze Reich wird strenge Gerechtigkeit
ohne Ansehn der Person geübt, jede Friedensstörung mit dem Tode
bestraft; entrinnt ein Missethäter, so müssen seine Verwandten und
Diener büssen. Das Volk soll ein sittliches Leben führen: die
Vielweiberei gestattet T a ik o - sam a nur sich selbst, und unterwirft
die zügellosen Bonzen einer strengen Zucht. Er unterhält eine starke
Kriegsmacht, die im Frieden bei den grossen Bauten beschäftigt
wird, reichen Sold erhält und ihm unbedingt ergeben ist. Die
Finanzen sind im besten Zustande, die Verwaltung geregelt, keine
Bedrückung erlaubt.
So legte T a ik o - sam a den ersten Grund zu dem in Japan
seitdem herrschenden politischen System. Das Land, das über ein
Jahrhundert lang von Kriegen beständig zerrissen war, wo man
geordnete Zustände nur noch als Fabel längst vergangener Zeiten
kannte, erfreute sich jetzt der vollkommensten Ruhe; überall
herrschte Wohlstand und Zufriedenheit. Das Volk, an die despotische
Willkülir der kleinen Machthaber gewöhnt, empfand nur die
S e g n u n g en des einigen Regiments. Selbst die Jesuiten, T a ik o -
sam a ’s bittere Feinde, rühmen ihn als weisen Regenten, der auch
gegen seine Widersacher milde gewesen sei und die überwundenen
Fürsten nicht, wie N o b u - n a n g a , grausam getödtet, sondern mit Jahrgehalt
in abgelegene Landestheile verwiesen habe. Das ganze Volk
huldigte seiner Herrschaft, die für legal erkannt wurde,, sobald sie
fest begründet war. Trotzdem konnte T a ik o - sam a den S io g u n -Titel
von dem M ik a d o nicht erlangen: diese Würde gehörte einmal der.
Familie M in a m o t o , und der abgesetzte S io g u n Y o s i - a k i , der letzte
aus dem Hause des T a k a - u d s i , weigerte sich hartnäckig, den
Herrscher zu adoptiren. Auch dem aus der altberühmten Familie
der T a ik a entsprossenen N o b u - n a n g a scheint die SiOGUN-Würde
Begünstigung und Fortschritte des Christenthumes. 61
niemals förmlich verliehen worden zu sein, T a i k o - s a m a aber war von
niederer Geburt und deshalb, nach japanischen Begriffen, keiner
Titel fähig, denn die Adoption ist nur unter Ebenbürtigen statthaft.
Ein Mitglied der Familie F u d s iw a k a verstand sich dennoch dazu,
ihm seinen Namen zu geben, und nun musste der M ik a d o den
K u a n b a k absetzen und T a ik o - S am a diesen Titel verleihen7 ). Die
Annalen berichten dieses als etwas Unerhörtes, Schmachvolles,
allem Brauch und Herkommen Widerstrebendes: »man hatte nie
etwas Aehnliches erlebt, denn alle K u a n b a k ’s vor ihm waren F u d s i -
w a r a «. Der M ik a d o verlieh T a ik o - sam a später den Familiennamen
T o y o - t o m i und alle hohen Titel und Auszeichnungen seines Hofes,
wahrscheinlich auf Befehl, denn er hielt die Erbkaiser in gleicher •
Abhängigkeit wie früher die S io g u n ’s und die Regenten von K am a k
u b a pflegten.
Die Christen bildeten um 1582 schon eine starke Parthei im
Lande und T a ik o - sam a bewarb sich im Beginne seiner Herrschaft
eifrig um ihre Gunst. Sein früherer Mitfeldherr T a k a - y a m a - U k o n
und andere angesehene Knegshauptleute waren Christen: sie huldigten
ihm jetzt mit den .Fürsten von B u n g o , A b im a und O m ü ra ,
d e r e n Beistand T a ik o - sam a zur schnellen Unterwerfung der übrigen
Landschaften von K iu s iu verhalf. Später nahm er dem Fürsten von
O m ü ra das aufblühende N a n g a s a k i fort und setzte seine Statthalter
dahin, um den einträglichen Einfuhrhandel, der Portugiesen in seine
Hand zu bekommen. Er begünstigte den Fremdenverkehr auf jede
Weise und verlieh den Jesuiten Freibriefe im ganzen Lande zu
predigen, Freiheit für ihre Häuser von Einquartierung, der die
Klöster der Bonzen unterworfen waren, und Steuerfreiheit den
Lehnsfürsten gegenüber.
Unter so günstigen Verhältnissen hatte die Bekehrung einige
Zeit lang guten Fortgang, doch scheint der wachsende Einfluss der
Missionare den Herrscher beunruhigt zu haben. Erbedurfte, sobald
seine Macht befestigt war, der Christen nicht mehr, welche ihm jetzt
politisch gefährlich zu werden drohten. Im Jahre 1587 — man zählte u>87.
damals 200,000 Christen in Japan — erschien plötzlich und den
Vätern sehr unerwartet ein Edict, das nach ihren eigenen Berichten
so lautete:
70) Seit T a i k o - s a m a den K u a n b a k - Titel trug, scheint er nicht wieder an die
F u d s i - w a r a gekommen z u sein; Kämpfer wenigstens sagt: Dieser Titel wird von dem
weltlichen Monarchen angenommen und dessen muthmaasslichem Reichserben ertheilt.