
seien im Wesentlichen ein ackerbauendes Volk, ihre Handelsbeziehungen
zu den überseeischen Ländern zwar in rascher Entwickelung
begriffen, aber für jetzt noch nicht so ausgedehnt als
die von England, Holland und Nordamerika. — An die Möglichkeit
einer Weigerung von Seiten der Japaner habe übrigens nach den
der holländischen Regierung gegebenen Zusagen, welche Preussen
zur Ausrüstung dieser Expedition veranlasst hätten, gar nicht gedacht
werden können, und sei der Gesandte für diesen Fall ohne Instructionen.
Er müsse darüber an seine Regierung berichten und die
Antwort in Y e b d o abwarten, bitte deshalb den Minister, seine
Ausführungen in ernste Erwägung ziehen und eine so wichtige
Angelegenheit nochmals dem T a ik ü s vortragen zu wollen. - -A A n d o -
T s u s - s im a replicirte weitläufig, und betonte besonders, dass seine
Regierung ihre Bereitwilligkeit zum Abschluss von Verträgen durchaus
nicht von der grösseren oder geringeren Macht der fremden Völker
abhängig mache, — worauf ihn der Gesandte duj-ch die Versicherung
beruhigte, er habe nicht Preussens Stellung zu Japan, sondern
zu den übrigen Grossmächten hervorheben wollen. Der Minister
erbat sich darauf noch Aufschluss über die beiden Ausdrücke
»Regent« und »Norddeutschland«, welche im Lauf der Unterredung
häufig gebraucht worden waren; der Gesandte klärte ihn über die
im preussischen Königshause damals obwaltenden Verhältnisse auf,
und versprach beim Anfänge der Verhandlungen mit Hülfe einer
Karte nachzuweisen, was »Norddeutschland« bedeute.
A n d o - T s u s - s im a bat nun, die Sachlage in den nächsten Tagen
nochmals ausführlich durch die B u n y o ’s auseinandersetzen lassen
zu dürfen. Das wollte Graf Eulenburg ablehnen, da er Alles vollkommen'
verstanden habe; der Minister erklärte aber nach dieser
Weigerung annehmen zu müssen, dass man nicht einmal geneigt
sei die Vorschläge der japanischen Regierung zu erwägen, worauf
der Gesandte seine Bereitwilligkeit aussprach, die Mittheilungen
der B u n y o ’s zu jeder Zeit entgegenzuehmen. So endete die dreistündige
Conferenz, während deren die übrigen Herren des Gefolges'
sich in den Nebenzimmern nur mit Theetrinken und Rauchen unterhalten
konnten. Das doppelte Uebersetzen aus dem Japanischen
hi das Holländische und weiter in das Deutsche und die ängstliche
Umständlichkeit der japanischen Dolmetscher erschweren die Verhandlungen
sehr,- dieser Process ist eine wahre Geduldsprobe. —
M o e iy a m a bückte das Gesicht tief zur Erde wenn er den Worten
des Ministers lauschte, und erhob das Haupt nur wenig wenn er
zu ihm sprach.
Den Rückweg machte die ganze Gesellschaft zu Pferde. —
Am achtzehnten kamen S a k a i und Hoiii - O r ib e nach A k a b a n e
und wiederholten dem Gesandten nochmals in weitschweifigster
Breite Alles was der Minister gesagt hatte. Sie lasen fast ihren
ganzen Vortrag ab, und übergaben zum Schluss ein dickes japanisches
Actenstüek mit holländischer Uebersetzung, worin Alles schön sorgsam
geschrieben stand. Die B u n y o ’s sprachen viel von der Verwirrung
im japanischen Münzwesen und der Erhöhung der Preise
in Folge des Handelsverkehrs; nur die Kaufleute in Y oktjhama seien
mit der Anwesenheit der Fremden zufrieden, und diese verhielten
sich zur Gesammtbevölkerung des Reiches wie ein Sandkorn zum
Berge F u s iy a m a . Die von ihnen entwickelten national-öconomischen
Grundsätze waren übrigens so kindlich, dass dem Gesandten die
Hoffnung schwand seine Auseinandersetzungen verstanden zu sehen. —
Nach Beendigung der Geschäfte liessen es sich die Herren beim
Frühstück wohl sein, wurden sehr fröhlich und zutraulich und
betheuerten wiederholt, wie sehr es sie schmerze die Ueberbringer
solcher Eröffnungen zu sein.
Dass es übrigens der japanischen Regierung mit der Beschränkung
des Verkehrs und Femhaltung a lle r n ic h t den V e r -
tr a g sm ä ch ten a n g e h ö r ig e n F r em d en Emst sei, hatte sie
schon vor Ankunft des preussischen Geschwaders bewiesen. Die in
Y o k u h a m a ansässigen deutschen Kaufleute standen anfangs meist
unter englischem Schutze; nicht lange, so erfuhren die einheimischen
Behörden, dass sie keine Engländer seien, und erklärten
plötzlich ein solches Verhältniss für unzulässig. Alle Deutschen
sollten das Land räumen, und der Gesandte von Grossbritannien
konnte ihnen nur mit Mühe eine Frist zur Abwickelung ihrer Geschäfte
auswirken. Bei der Ankunft der Arkona hatten sie schon alle Anstalten
zur Abreise getroffen und wandten sich nun an den Grafen Eulenburg,
welcher Sonntag den 16. September eine Deputation derselben is. septb».
an Bord der Arkona empfing. Nach Y e d d o durften europäische
Kaufleute überhaupt nicht kommen, und die japanische Regierung
beklagte sich sogar über den Empfang der Deutschen auf der
Arkona, — sie waren am vierzehnten Morgens mit der Thetis