
J y e y a s Jenen nicht zugleich mit den besiegten Regenten beseitigte.
Der gehässige Meineid musste wo möglich vermieden werden; aber
der höhe Sinn des F i d e - y o r i und seiner Mutter liess ihm keine
Wahl, er musste sie vernichten oder selbst das Feld räumen. Dass
im letzten Falle Japan wieder eine Beute blutiger Fehden geworden
wäre, ist wahrscheinlich, denn F i d e - y o r i war zu jung und unerfahren,
um die Fürsten unter so schwierigen Verhältnissen in Zaum
zu halten. Er wurde von seinem Vormunde in dem Augenblick
überfallen, da ihn dieser seinem Eide gemäss in die Herrschaft
hätte einsetzen sollen.
F id e - t a d a und seine nächsten Nachfolger waren bedeutende
Regenten; sie wussten das politische System, durch welches T a ik o -
sam a und J y e y a s dem Lande Einheit und Frieden gaben, weiter
auszubilden, ihre Macht zu consolidiren und die Dynastie fest zu
begründen. J y e y a s steht den Japanern noch heute als ein mit
tiefster Weisheit begabter Heros da. Er heisst der Friedensfürst,
und in der That haben seine Einrichtungen dem Lande nun über
zwei Jahrhunderte den Frieden bewahrt. Seine Gesetze galten bis
in die neueste Zeit als unverletzlich und unwiderruflich.
Die Aussichten der Christen schienen sich nach T a ik o - sam a ’s
Tode Anfangs günstig gestalten zu wollen. Ihr Einfluss war bei der
Unsicherheit der Verhältnisse nicht zu verachten: die kampfgeübten
Truppen des Fürsten von Fiuso und ein grösser Theil der Bewohner
von Kursier waren Christen, einzelne Gemeinden gab es in allen
Theilen des Reiches und die Bekehrung hatte noch immer glänzenden
Fortgang. J y e y a s gab weitreichende Versprechungen und erklärte,
die Religionsedicte des T a ik o - sam a nur deshalb jetzt noch nicht
widerrufen zu können, weil es sonst scheinen möchte, als verachte
er dessen Ansehn. Die Geistlichen legten ihre Amtstracht wieder
an, öffneten die Kirchen und tauften und predigten ohne belästigt
zu werden. Der in den politischen Angelegenheiten des Landes
gewiegte Ordens-Visitator Valignan hielt sich damals viel in der
Nähe des Hofes auf, um die Conjuncturen zu erspähen und die
Christen ihrem Interesse gemäss zu leiten. Recht entschieden nahmen
sie niemals Parthei: im Regentenkriege schlugen sich die christlichen
Fürsten von K iu s iu nach langem Schwanken auf die Seite des
J y e y a s , während der Fürst von F iu g o mit seinen Truppen g e g e n
diesen Parthei ergriff. An ihm verloren die Christen ihren mächtigsten
Beschützer79).
Als J y e y a s . 1600 in den Vollbesitz der Macht gelangt war, ieoo.
erwartete man vergebens die Abschaffung des Religionsedictes. Er
erklärte jetzt im Gegentheil, dass weitere Bekehrungen, besonders
unter den höheren Ständen, unzulässig seien, und dass er die Geistlichen
nur den portugiesischen Kaufleuten zu Gefallen dulde. Die
Jesuiten, die fast ganz von den europäischen Almosen lebten und
durch den Verlust mehrerer, von den Holländern gekaperter Schiffe
in die grössteNothgeriethen, unterstützte J y e y a s wiederholt durch
reiche Spenden. Mit weniger Gunst wurden die spanischen Mönche
behandelt, die nach der Aussage der Jesuiten, um den Portugiesen
zu schaden, die Ankunft reich beladener spanischer Schiffe im Hafen
von Y e d d o , dessen Hebung dem Kaiser besonders am Herzen lag,
verheissen aber nicht bewirkt hatten.
Während nun J y e y a s selbst in den ersten Jahren seiner
Regierung die Christen nicht thätlieh belästigte, begannen einige
Fürsten auf K iu s iu sie in ihren Districten zu verfolgen. Der mit
der Landschaft F iu g o belehnte Fürst gebot, selbst ein Heide, über
fast lauter christliche Unterthanen; in A r im a schwor der Sohn des
regierenden Herrn den Glauben ab und veranlasste durch die
unwürdigsten Ränke seines Vaters Entsetzung und Tod, um dessen
Stelle einzunehmen. Diese Beiden befahlen zuerst — und nach ihrem
Beispiele einige Nachbarfürsten — ihren Unterthanen, dem Christenglauben
zu entsagen, und versuchten, als ihre Befehle erfolglos
blieben, die Christen durch die Tortur zum Abfälle zu vermögen.
Der Widerstand war fast allgemein, obgleich man die Martern bis
zum qualvollsten Tode steigerte. Mit Freuden gingen Leute aus
allen Ständen in den Märtyrertod; Mütter hielten ihre Kinder selbst
in die Flammen des Scheiterhaufens, kleine Knaben und Mädchen
boten sich den Henkern als Christen dar — so erzählen die Missionare.
Die Fürsten geriethen durch den einmüthigen Widerstand in
grosse Verlegenheit und mussten, um ihre Länder nicht zu entvölkern,
bald von der Verfolgung abstehen. Aber der früher nie
' ™) Holländische Schriftsteller haben behauptet, dass die Jesuiten und alle japanischen
Christen entschieden gegen den J y e y a s Parthei genommen hätten, und
stellen dies als Grund der Verfolgung dar. Aus den umständlichen Berichten der
Jesuiten aber geht deutlich hervor, dass sie unschlüssig waren und den Mantel auf
beiden Schultern trugen.